„Streichelt ein Lama.“ Auf dieses To Do habe ich mich schon richtig gefreut. Normalerweise ist ja nichts vor mir sicher, was vierbeinig, fellig und einigermaßen niedlich ist. (Abgesehen von den hiesigen Straßenhunden, das hat aber andere Gründe…) Und wir sind auch nicht davon ausgegangen, dass die Erfüllung dieser Aufgabe ein Problem darstellen würde. Ist Peru nicht das Land der Lamas?!
Ja, denkste. Natürlich laufen überall Lamas umher. Sei es an den Touristenattraktionen, fesch geschmückt und leicht genervt aussehend, oder auf dem Land, wo sie meist frei umherstreifen dürfen. Auch in Hinterhöfen, als Lastentiere auf Trecks und sogar auf einem Parkplatz haben wir sie schon gesehen. Nur komm mal an die Viecher ran!
Laufen sie frei umher, so haben Lamas (wie die meisten Tiere) wenig Lust, sich einfangen zu lassen. Woher sollen sie auch ahnen, dass wir ihnen nur kurz die Ohren kraulen wollen? Also halten sie stets einen Sicherheitsabstand von einigen Metern ein. Selbst die, die auf dem Machu Picchu das Gras kurz halten sind alles andere als handzahm.
Andererseits wollten wir auch nicht für ein Foto mit Lama Geld bezahlen, das sehen wir irgendwie nicht ein. (Wir hätten sogar mit Babylamas posieren können. Gehören die nicht zu ihrer Mutter oder zumindest irgendwo auf die Weide, statt in die Fußgängerzone von Arequipa?!)
Früh übt sich…
Als hätten wir geahnt, dass sich diese Lamastreichelangelegenheit in Peru als schwierig erweisen würden, haben wir in Ecuador schon einmal vorgelegt. Nachdem wir in Ingapirca die Inka-Ruinen besucht hatten, liefen wir nämlich an zwei Damen vorbei, die verschiedenste Wollwaren anboten. Dort verliebte ich mich spontan in einen Poncho, und nachdem wir den im zweiten Anlauf („Soll ich? Ist eigentlich albern oder? Und irgendwo anders sind die sicher günstiger. Aber er ist so schööön.“) erstanden hatten, durfte ich auch das anwesende Lama streicheln. Ganz ohne extra Trinkgeld. Das Lama war übrigens arttypisch schlecht gelaunt, sobald man sich ihm näherte. Es ist manchmal wirklich zum Piepen, wie unamüsiert diese Tiere gucken können.
Alpakawelt
Nun hatten wir zwar ein Lama gestreichelt, aber im falschen Land! Oh Schreck. Tatsächlich mussten wir noch einige Wochen warten, bis sich endlich wieder eine Gelegenheit ergab, und diesmal auch in Peru!
In Arequipa gibt es nämlich das „Mundo del Alpaca“, also die Welt des Alpaka. Hier lernt man nicht nur, wie Lama- und Alpakawolle verarbeitet wird, sondern man kann diese (die Tiere, nicht die Wolle) mit etwas Geduld auch streicheln. Zwar verstecken sie sich gerne in ihrem Gehege hinter einem Zaun, aber wenn man irgendwo etwas Grün auftreibt, dann bequemt sich so ein Lama auch mal zu den Besuchern und lässt sich gnädigerweise auch anfassen. Aber nur, solange noch ein bisschen Gras zum Knabbern da ist!
Kleiner Lama-Exkurs
An dieser Stelle darf ich Euch mit ein paar zoologischen Informationen beglücken. Bei dem einen oder anderen ist angesichts der Fotos wahrscheinlich ohnehin schon die Frage aufgetaucht: „Was ist das denn?“
Lamas und Alpakas gehören zur Familie der Kamele und zur Gattungsgruppe „Neuweltkamele“. („Altweltkamele“ haben die typischen Höcker, sind deutlich größer und lassen ihre Unterlippe so nett hängen…) Zu dieser Gruppe zählen außerdem Guanakos und Vicuñas, die bei uns etwas weniger bekannt sind.
Das Guanako ist die nicht domestizierte Stammform des Lama. Es ist etwas kleiner als das Lama, aber größer als ein Alpaka, hat kein so dichtes Fell und kommt nur in Schattierungen von Braun und Grau vor. Solch ein Tier seht ihr auf den Fotos des Mundo del Alpaca. In freier Wildbahn ist das Guanako heute sehr selten geworden und auch in Zoos o.ä. sieht man diese Tiere nicht häufig.
Das Lama, dieses unverwüstliche Lasten- und Nutztier der Anden, stammt also vom Guanako ab. Es wird auch heute noch als Tragetier eingesetzt, wobei es bei zu hoher „Beladung“ auf stur schaltet und sich einfach hinlegt. So dumm sind diese Tiere wohl doch nicht. Die Wolle ist nur bedingt verarbeitbar, weil sie sehr grob ist. Allerdings kann sonst fast jeder Teil des Tieres genutzt werden. Lamafleisch ist im Übrigen gar nicht schlecht.
Alpakas und Lamas werden gerne miteinander verwechselt. Und wurde glücklicherweise ein einfacher Tipp verraten: Die Ohren der Lamas sind länger und stehen senkrechter (wenn sie sie nicht gerade anlegen…), die der Alpakas sind kürzer und zeigen mehr nach vorne. Daneben sind Alpakas kleiner als Lamas und haben feineres, dichteres Fell. Sie sehen meist aus wie wandelnde Wollknäuel, da auch ihr Gesicht wollig ist.
Heute geht man davon aus, dass das Alpaka ein Abkömmling des Vicuñas ist. Da aber alle vier Neuweltkamele so dicht miteinander verwandt sind (und Kreuzungen zwischen allen vieren möglich und nicht ganz unüblich sind), verschwimmen die genetischen Grenzen ein bisschen. So ganz bewiesen ist also auch diese Theorie nicht. Das Vicuña jedenfalls (mein persönlicher Liebling in dieser Vierergruppe) ist das zierlichste und kleinste unter den Andenkamelen und liefert die mit Abstand feinste (und teuerste) Wolle. Diese wird auch als „goldenes Vlies der Anden“ bezeichnet, kommt sie doch nur in diesem tollen cremefarbenen Ton vor. Vicuñas leben ebenfalls wild, werden aber zweimal im Jahr zusammengetrieben, um geschoren zu werden. Anschließend werden sie wieder freigelassen.
Ein letztes Mal peruanische Wolle kraulen
Nun hatten wir also ein peruanisches Andenkamel gestreichelt, aber das sollte uns natürlich nicht davon abhalten, diese Erfahrung zu wiederholen. Und wenn man am Palccoyo so ein niedliches kleines Alpaka quasi vor die Nase gehalten bekommt… Was hättet Ihr wohl getan?
*_* Alpakakraulen!!!! Ja, da kann ich dich voll verstehen, die wären vor mir auch nicht sicher gewesen. Überhaupt scheinen wir da ähnlich gestrickt zu sein, was fellig und vierbeinig angeht. 🙂 Habt ihr was aus Alpakawolle gekauft?
Du gehörst sicher auch zu den Leuten, die im Zoo jede Fellnase anfassen, die sich in Reichweite begibt. ?
Na klar haben wir schon Alpakawolle gekauft. Unsere Pullis und mein Poncho sind (angeblich…) aus Alpaka. Und zwei Paar Socken für die kalten Nächte haben wir uns auch gegönnt, auch wenn die ziemlich dünn sind. Ich glaube, ich werde morgen noch einmal shoppen gehen, bevor ich das Paket für zu Hause schnürte…
Da beneide ich euch wirklich. Mir bleibt allenfalls der Zoo und da kann man selten streicheln. Alpakas zählen auch zu meinen Lieblingen, wegen der Gesichter. Die sehen irgendwie immer niedlich aus. Ich habe einen einzigen Pullover aus Alpakawolle, das ist aber so ein kuscheliges, weiches, wie eine Wolke so leichtes Teil, traumhaft. Auch dafür muss man sie lieben.
Wie gesagt ist es selbst in Peru gar nicht einfach, ein Alpaka oder ein Lama in die Hände zu kriegen. Wahrscheinlich hätte man da in manchen deutschen Zoos sogar einer bessere Chance. Aber immerhin haben wir es am Ende doch noch geschafft. ?
Da hätte ich auch mal gern in das Fell gefaßt! Dazu gelernt habe ich nun auch noch,was Kamele angeht.
Alles Gute Euch beiden! O.Karin
Jetzt würde ich Dir am liebsten ein kleines Alpaka mitbringen, Oma, aber ich glaube, das kriege ich nicht durch den Zoll…