Die Weiterreise von Piha war gar nicht so leicht zu planen, da die Campingplätze, die sich direkt anboten, bereits ausgebucht waren. (Eigentlich sind wir noch in der Vor-Saison unterwegs, so dass uns das nicht all zu häufig passieren sollte.) Wir entschieden uns daher, erstmal irgendwie nach Norden zu fahren und blieben im Carpark Port Albert Domain. Der ist zwar eher Richtung Westküste und stellte für uns daher einen kleinen Umweg dar, aber er war kostenfrei und sogar mit besserer Austattung als der kostenpflichtige Platz der Vornacht.
Von hier sollte es am kommenden Tag weiter nach Norden und wieder an die Ostküste gehen. In dieser Landschaft ist ja kein Umweg wirklich vergeudete Zeit. Also genossen wir einfach den Ausblick und die ständig wechselnden Landschaften.
Dabei fuhren wir auch an Te Hana vorbei. Unser Reiseführer sagte, dass es hier einen tollen Künstler gäbe, dem man in seinem Atelier über die Schulter schauen könne. Kerry Strongman schnitzt riesige Skulpturen aus tausende Jahre alten Sumpf-Kauris. Korrekterweise müssen wir „schnitzte“ schreiben. Denn vor Ort angekommen sahen wir, dass seine Arts Factory geschlossen war. Ein Mann, der gerade aus dem vorgelagerten Café kam, erzählte uns, dass Kerry im letzten Jahr verstorben war. Er schien immer noch richtig getroffen zu sein davon und sprach davon, was für eine Persönlichkeit Kerry gewesen sei.
Umweg nach Mangawhai
Betroffen machten wir uns wieder auf die Reise. Wir wollten Richtung Waipu, wo es Glühwürmchen-Höhlen zu erkunden gibt. Wir hatten dort eine Nacht auf einer Farm gebucht und uns diesmal vorgenommen, nicht erst wieder im Dunkeln anzukommen.
So ein Roadtrip lebt davon, dass man spontane Entscheidungen treffen und auch einfach mal seine Route anpassen kann. Da wir nämlich durch Mangawhai fuhren, einem kleinen Städtchen 20 Kilometer nordöstlich von Te Hana, erinnerten wir uns daran, dass Mangawhai Heads ganz in der Nähe und wunderschön sein soll.
Also bogen wir kurzerhand nach rechts ab und folgten der Küste bis zu diesem noch kleineren Dörfchen. Hier hat man Zugang zu einem wundervollen Strand, der wiederum Ausgangspunkt für den reizvollen Mangawhai Heads Cliff Walk ist.
Cliff Walk
Bei schönstem Wetter spazierten wir also zunächst am Strand entlang und dann die Klippen hinauf. Wieder freuten wir uns über die gepflegten und gut ausgeschilderten Wanderwege in Neuseeland. Noch kurz überschlagen, ob wir es vor der Flut zurückschaffen würden (dann wäre der Rückweg über den Strand nämlich nicht möglich und man müsste den gleichen Weg zurück laufen) und los ging es.
Ein Stückchen die Klippe hinauf (wie einfach das hier auf Meeresniveau ist, verglichen mit den Anstiegen in Südamerika!) und vorbei an frühlingsgrünen Wiesen, üppigen Sträuchern und den verschiedensten, urigen Bäumen. Schon bald erhaschten wir den ersten Blick auf den unter uns liegenden Strand. Und was für ein Blick! Hinter jeder Kurve des Weges überraschte uns eine neue Bucht. Braun-goldener Sandstrand wurde zu Lavafelsen, an denen sich die Brandung brach.
Dass wir länger als die angegebene Wanderzeit brauchten, ist klar. Schließlich mussten wir alle zehn Meter (nicht übertrieben!) stehenbleiben, um eine neue Aussicht zu genießen und natürlich Fotos zu machen.
Beach Walk
Nur knapp schafften wir es daher, vor dem nächsten Hochwasser am Wendepunkt zu sein und den Rückweg über den Strand antreten zu können. Die Engstelle lag sinnvollerweise direkt am Anfang des Rückwegs, so dass es kaum möglich ist, vom Wasser eingeschlossen zu werden, wenn man ein wenig Umsicht walten lässt.
Diese Engstelle liegt direkt hinter einem steinernen Bogen, auf dessen anderer Seite wir die faszinierendsten ausgewaschenen Steine sahen.
Weiter den Strand runter fanden wir dann riesige Mengen an Muscheln. Die meisten von ihnen waren bereits zerbrochen, aber ein paar Exemplar zieren jetzt das Armaturenbrett von „Pest Control“. Sogar einen noch recht frischen Seeigel fanden wir, glücklicherweise ohne Stacheln. Den ließen wir allerdings lieber liegen. Jan hat aus eigener Erfahrung gelernt, dass die Dinger ziemlich zu stinken anfangen können…
Lass uns mal etwas Verrücktes tun
Auch wenn an diesem Tag meist die Sonne schien, so war es doch recht windig und die Lufttemperatur nicht gerade hoch. Trotzdem, das Meer sah so perfekt und einladend aus (außerdem gab es beim Parkplatz eine kalte Dusche zum abspritzen), dass ich nicht anders konnte. Nach einem kurzen Picknick hatte ich (ja, ich Frostbeule!) Jan dazu überredet, dass wir einmal kurz ins Wasser springen würden.
Hui, war das eisig! Länger als eine Minute hat es keiner von uns ausgehalten. Aber wir waren drin im Pazifik!
Unser erster Farmstay
Schnell abgeduscht, sogar einshampooniert, und wir waren wieder auf der Straße. Für diese Nacht hatten wir einen driveway, also eine „Auffahrt“ auf einer Farm gebucht. Die Rezensionen in unserer Camping-App klangen hervorragend und tatsächlich wurden wir bei Ankunft mehr als herzlich begrüßt. Michelle und John leben hier mitten im Nirgendwo, aber ganz in der Nähe der Waipu Caves, die wir am kommenden Tag besuchen wollten.
Seit die Kinder aus dem Haus sind, haben sich auf ihrem Hof sage und schreibe sechs Hunde, sieben Katzen, drei Zwergschweine, Dutzende Hühner, Enten und Perlhühner angesammelt. Dementsprechend chaotisch ging es dort zu. Ein Chaos, das ich einfach toll fand, weil es so offen und herzlich war. (Und natürlich, weil überall Tiere herumrannten.)
Michelle und John ließen uns ihr Haus zu unserem Haus machen. Wir konnten Badezimmer, Küche und Waschmaschine frei nutzen. Abends saßen wir noch lange mit im Wohnzimmer, wo ein Kamin wohlige Wärme verbreitete. Nur schlafen mussten wir natürlich im Campervan, aber das ist ja Teil des Deals.
Oh wie schön, dass ihr mal Farmluft schnuppern konntet! Das sollte man in Neuseeland definitiv tun. 🙂 Aber bei den Temperaturen baden ist schon ein wenig verrückt.
Verrückt ist es eigentlich nicht, nur sehr kalt. Aber wir haben es trotzdem irgendwie rein und auch wieder raus geschafft.
Was für wunderschöne Landschaftsfotos. Das zweite Foto habe ich (ich hoffe, ihr habt nichts dagegen) zum Wallpaper auf meinem PC gemacht. Die Landschaft mit den Schäfchenwolken darüber finde ich einfach bezaubernd.
Das eisige Wasser hätte mich definitiv abgeschreckt, da seid ihr ja wirklich mutig gewesen.
Gegen die Verwendung als Wallpaper spricht nichts. Es ist doch schön, wenn unsere Bilder dafür gut genug sind.