Huacachina: viel Spaß in der Wüste

Huacachina: viel Spaß in der Wüste

Von Lima aus bieten sich verschiedene kleine Städte als nächste Station an. Pisco (nach dem der hier verbreitete Traubenschnaps Pisco benannt ist, der wiederum Namensgeber für Perus Nationalgetränk Pisco Sour war), Paracas und Ica liegen alle nur drei bis fünf Stunden Busfahrt von Lima entfernt. Und das ist wirklich wenig in einem Land mit den Ausmaßen Perus. Pisco hatten wir gar nicht auf dem Schirm (und von Sebastian und Lea erfuhren wir später, dass sie ohnehin nicht so begeistert waren). Vor Paracas liegen die Islas Balletas, die auch als „kleines Galápagos“ bezeichnet werden. Da wir bereits das richtige Galápagos gesehen hatten, wurde uns von Reisenden dringend davon abgeraten, die Islas Balletas zu besuchen. Wir würden nur enttäuscht sein.

So sparten wir uns Zeit und Geld für diese Stopps und fuhren direkt nach Ica, bzw. zu der kleinen Oase Huacachina, die inzwischen beinahe ein Vorort von Ica geworden ist. Huacachina war bereits den Inka heilig, auch wenn damals wohl noch keine Palmen hier wuchsen. Der Legende nach entstand die Oase, weil zwei Männer um eine Frau kämpften und einer von ihnen dabei umkam. Scheinbar gefiel der Dame der Ausgang des Kampfes nicht, denn sie weinte so stark um den Gefallenen, dass die Götter ihre Tränen zu dieser Oase machten.

Heute ist Huacachina ein regelrechtes Touristenzentrum und hat dementsprechend viel von seinem Charme eingebüßt. Auch dem Wasserstand muss wohl künstlich nachgeholfen werden, weil der Wasserverbrauch von Ica den Grundwasserpegel so stark hat sinken lassen. Die schönen Fotos, die wir im Vorfeld von Huacachina gesehen hatten, müssen jedenfalls durch jede Menge Filter gejagt und kunstvoll zurechtgeschnippelt worden sein.

Egal. Nachdem wir die erste Enttäuschung überwunden hatten, freuten wir uns doch, inmitten der Wüste zu sein und waren hochmotiviert, das Beste aus unseren zwei Tagen dort zu machen. Unser Hostel war glücklicherweise super, Carina folgte uns wenige Stunden später mit einem anderen Bus und Sebastian und Lea wollten am kommenden Tag ebenfalls wieder zu unserer kleinen, deutschen Gruppe stoßen. Zunächst aber nutzten Jan und ich das verbleibende Tageslicht und erkletterten unsere erste Düne. Das ist anstrengender, als man meint, kann ich euch sagen!

Oben angekommen, den Rücken zur auch von hier betrachtet nicht schönen Oase und das Geknatter der allgegenwärtigen Sandbuggys ausgeblendet sahen wir dann nur noch: Sand. Eine Düne nach der anderen. Das erste Mal in einer Wüste stehen, das ist schon ein besonderes Erlebnis.

Da wir bereits gehört hatten, dass es in Huacachina keine Supermärkte oder ähnliches gibt (der Ort besteht tatsächlich nur aus Buggytour-Anbietern, Hostels und Restaurants), hatten wir uns wohlweislich in Lima mit reichlich Lebensmitteln eingedeckt. Jan zauberte uns dann abends ein wunderbares Mahl aus frischem Salat, selbstgemachter Gemüsesoße und Pasta.

Zeit für Fotos und was sonst noch wichtig war

Der nächste Tag sollte dann ganz dem Wüstenaactionabenteuer gehören. Nach einem phantastischen Frühstück (ganz ehrlich: wir werden nie wieder so gutes Frühstück in einem Hostel bekommen, einfach unmöglich) wollte aber erst noch das Fußball-WM-Finale geschaut werden. Zur Erinnerung: Frankreich schlug Kroatien unverdienterweise 4:2, sehr zur Freude der anwesenden Franzosen, die aus dem Feiern gar nicht mehr rauskamen.

Nachdem wir uns eine günstige Tour für den Nachmittag organisiert hatten, kletterten wir anschließend zusammen mit Sebastian und Carina auf die ganz, ganz große Düne. Überraschung: Auch von hier war der Blick eigentlich nur in eine Richtung gut. Auf der anderen Seite der Düne zog sich nämlich ein schäbiger Ausläufer von Ica entlang, der mehr die Bezeichnung Favela verdiente.

Dieser kleine Ausschnitt von ungestörter Wüstenaussicht reichte uns jedoch, um ein spontanes Fotoshooting zu veranstalten. Wann hat man schon einmal solch einen Hintergrund zur Verfügung?!

Der Abstieg von der Düne war übrigens nicht weniger spaßig. Ich hätte nie gedacht, dass es so witzig sein kann, von einer Düne herunterzulaufen oder zu springen und dabei knietief im Sand zu versinken. (Funktioniert natürlich nur bei lockerem Sand. Nachmachen nur nach vorheriger Prüfung empfohlen…) Da wird man ganz schnell wieder zum Kind und die Düne ist viel zu schnell „zu Ende“.

Ein bisschen Action in der Wüste

Und nun auf zu dem, weshalb gefühlte 95% aller anwesenden Touristen hergekommen sind! (Und da es sonst fast nichts zu tun gibt, lassen sich vermutlich auch die letzten 5% von einer Buggytour überzeugen.)

Zusammen mit einigen anderen Europäern wurden wir in einen Sandbuggy gepackt, dessen Gurte für meinen Geschmack etwas zu locker waren, und auf ging die Fahrt. Auf die ersten Meter stauten sich die Buggys noch, da alle Touren gleichzeitig losfahren, um nach anderthalb bis zwei Stunden den Sonnenuntergang mitnehmen zu können, aber Wüste sei Dank verteilte sich das anschließend rasch. Danach war es an jedem Fahrer, sich seinen Weg durch die Dünen zu suchen. Die bevorzugten Routen waren aufgrund der vielen Reifenspuren klar erkennbar, aber andere Stellen waren wohl einige Tage nicht mehr befahren worden.

Jan und ich waren die vordersten Sitze zugelost worden. Das ist schon ein bisschen seltsam, wenn nach anfänglichem Gehoppel plötzlich vor einem der Boden verschwindet und der Buggy sich über so einen Dünenkamm in die Tiefe stürzt. Oder wenn er seitwärts in großem Bogen die Dünen hinauf- und wieder hinunterfährt. Es ist ein bisschen wie in einer Achterbahn, daher auch die (Freuden-)Schreie, die aus jedem Buggy erschallen. Aber bevor sich jemand zu viele Sorgen macht (speziell meine Oma… Hallo Oma, es ist alles gut gegangen und wir hatten viel Spaß!): Unser Fahrer war sehr erfahren und ruhig und hatte die Situation immer unter Kontrolle.

Da die Tour nicht nur Buggyfahren beinhaltete, sondern auch Sandboarding, hielten wir zweimal, um genau dies zu tun. Das war ein Spaß! Vorneweg: Sandboarding ist in keinster Weise mit Surfen oder (so sagte man uns) mit Snowboarding vergleichbar. Der Sand verhält sich einfach völlig anders. Entsprechend bekamen wir auch keine richtigen Snowboards, auch wenn das mit diesen ebenfalls möglich ist, sondern einfache, leicht gebogene Holzbretter mit ein paar Kunststoffriemen. Auf diese kann man sich dann entweder bäuchlings legen oder stehend die Düne hinabrutschen. Bei Letzteren habe ich mich erwartungsgemäß ungeschickt angestellt und mich gleich zweimal ordentlich auf den Popo gesetzt. Und jetzt komme ich wieder auf die unterschiedlich festen Dünen zu sprechen: Der Sand hier war verdammt kompakt. Aua.

Viel witziger war es, auf dem Bauch liegend in einem Winkel von fast 45° Dutzende Meter in die Tiefe zu rauschen. (Hier war es uns auch strikt verboten, auf dem Board zu stehen, da es dafür einfach zu steil war.)

Abendsonne

Für den Sonnenuntergang setzten wir uns schließlich einfach auf einen Dünenkamm und sahen der Sonne dabei zu, wie sie rot glühend im Sand versank.

Ein solch ereignisreicher und actiongeladener Tag musste begossen werden! Mit unserer neuen Buggy-Bekanntschaft Clara stießen wir standesgemäß mit Pisco Sours an. Unsere ersten Pisco Sours, darf ich dabei erwähnen. Dass die verdammt lecker sind, versteht sich von selbst. Sogar Jan war ganz angetan. Und dass er sich nach zwei gehaltvollen Gläsern noch in die Küche stellte und ein weiteres Mahl für uns zaubert, kann ich ihm nicht hoch genug anrechnen.

Wein aus Peru? Geht so…

Diesen phantastischen Drinks sollte am kommenden Tag (leider sehr schlechter) Wein folgen. Da wir erst abends den Nachtbus nach Arequipa nehmen wollten, hatten wir noch ordentlich Zeit totzuschlagen und Ica ist schließlich die Weinregion Perus. Also buchten wir kurzerhand eine weitere Tour beim gleichen Anbieter. Gut, vielleicht hätten wir mehr Geld dafür in die Hand nehmen sollen, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass es dann so viel besser geworden wäre. Wenigstens findet man in einer Gruppe wie der unseren auch so immer noch etwas zu lachen.

Erster Stopp: Eine kleine, „traditionelle“ Winzerei. Hier wurde uns der Prozess der Weinherstellung erläutert und der sieht ganz und gar nicht so aus wie das, was wir beispielsweise aus Europa kennen. Die Trauben werden in dieser Winzerei noch mit den Füßen zertreten, in der Erntezeit auch gerne mit Hilfe der gerade anwesenden Touristen. Anschließend wird der Matsch noch einmal gepresst und ausgewrungen. Der so gewonnene Saft wird in Tonamphoren gefüllt und der Sonne überlassen. Aufgrund der klimatischen Verhältnisse, so sagte man uns, bräuchte der Wein dann nicht mehrere Jahre zum Gären und Reifen, sondern nur wenige Wochen. Nun, lasst es mich so ausdrücken: Das reicht vielleicht, um Alkohol in den Saft zu bringen, aber ganz sicher keinen Geschmack.

An gleicher Stelle wird auch Pisco gewonnen. Dafür wird der vergorene Traubensaft noch einmal distilliert, wobei nur der mittlere Teil genutzt werden kann. Das Destillat, welches als erstes aus dem Metallrohr tröpfelt, ist nämlich reines Ethanol und schön blau. Anschließend kommt der klare Pisco und als letztes noch irgendetwas ungenießbares Gelbes, was sie zum Putzen der Anlage nutzen…

Bei der anschließenden Verköstigung rezitierten wir zwar viele peruanische Trinksprüche (von denen wir keinen einzigen zur Gänze verstanden, geschweige denn behalten haben, aber sie schienen alle irgendwie obszön zu sein), aber leckerer machte das weder den Wein noch den Pisco. Beides war einfach nur süß.

Ab jetzt wird es seltsam

Zweiter Stopp: Weinmuseum statt Winzerei. Nun, Museum ist ja auch ein dehnbarer Begriff. Dieses hier ähnelte eher einem Kuriositätenkabinett. Da hing ein ausgestopfter Kaiman von der Decke, dem Motten bereits die Zehen abgeknabbert hatten. An den Wänden neben einer löchrigen Fledermaus viele gammlige Textilien, Felle und Zeichnungen und irgendwo fanden sich auch noch Schildkrötenpanzer und ein mumifiziertes Gürteltier. Und überall diese Tonamphoren, die wir schon aus der Winzerei kannten.

Diesmal übernahm unser Tourguide das Ausschenken, was die Portionen zwar größer, aber nicht unbedingt besser machte. Zum Kochen hätten diese Weine vielleicht noch Verwendung finden können.

Dritter Stopp: Fat-ass-witch. Ihr erinnert Euch an die „fat-ass-ants“ aus Kolumbien? Diese Statue einer Hexe hatte mindestens einen ebenso dicken Hintern und es sollte Glück bringen, ihn zu streicheln. Direkt gegenüber befand sich außerdem ein kleiner Park, in dem Palmen so abgesägt wurden, dass man mit viel Phantasie Tiere darin erkennen konnte. Oh, und neben den Palmen saßen alte Männer, die uns die Zukunft vorhersagen wollten. Alles in allem sicher kein normaler Touri-Sammelplatz, aber trotzdem schrecklich. Wir haben mal wieder gezeigt bekommen, dass man wirklich aus allem eine Attraktion machen kann (oder es zumindest versuchen kann).

So auch aus dem, was uns an unserem letzten Stopp erwartete, danach streikten wir nämlich und ließen uns zurück zur Oase fahren, auch wenn wir dafür das Schokoladenmuseum verpassten. Von „Museen“ und „Manufakturen“ hatten wir für einen Tag ohnehin genug. Vierter Stopp also: Die siebenköpfige Hydra. Dies ist eine Palme mit sieben Stämmen, die sich allesamt am Boden entlangwinden. Der älteste davon soll 400 Jahre alt sein, der jüngste 350 Jahre.

Fazit

Alles in allem hat uns unser Kurztrip nach Huacachina ganz gut gefallen, aber nicht wirklich vom Hocker gehauen. Es war weniger schön, dafür aber viel amüsanter als erwartet. Und jetzt, wo ich Wüstenluft geschnuppert habe, kann ich sagen, dass ich mir davon gerne noch mehr um die Nase wehen lasse auf unserer Reise. Dann hoffentlich in heiß, denn insgesamt war es doch etwas kühl in dieser Wüste.

Oh, und um noch eine Lanze für den peruanischen Wein zu brechen: Lea und Sebastian haben hier schon die eine oder andere Flasche Wein gekauft, auch aus Ica, und die waren wohl allesamt nicht zu verachten. Jedenfalls nicht zu vergleichen mit dem, was wir an diesem letzten Tag in Huacachina serviert bekamen.

8 Comments

  1. Hihi, ja, so ein paar Sanddünen machen schon Spaß. Aber das Foto von dir (bist doch du, oder?) mit der Sonne in den Händen ist wirklich toll geworden. *_*
    Ich habe neulich auch mal wieder gemerkt, dass man mit ner guten Gruppe zusammen alles lustig und zu einem tollen Erlebnis machen kann. Leider gibt es in Korea allgemein wenig Ausländer, daher ist selbst die Chance, jemanden mit Englischkenntnissen im eigenen Hostel zu finden, relativ klein. 🙁

    1. Ja, das Reisen in einer kleinen Gruppe bringt einige Vorteile mit sich. Speziell mit dieser Truppe haben wir im Grunde ganz Peru erkundet. Ich nehme an, Du beziehst Dich auf Deine “Reisegruppe” in Japan.

      Ich bin mir sicher, dass Du bald in einem Land bist, in dem Du wieder sehr viele Menschen treffen wirst, die Du verstehen kannst 😉

      Und ja, das ist Maria, die die Sonne in den Händen hält. Ich musste ganz schnell auslösen, da es ganz schön warm würde…

      Jan
  2. Der kleine Sand-Buggy-Surf-Film hat mir so viel Spaß gemacht, ich musste gleich mitlachen und konnte mir so gut vorstellen, wie toll es ist, die Dünen hinabzusausen, in welcher Weise auch immer. Das habt ihr so klasse gefilmt (Jan?), man ist ja fast dabei.

    Kirsten55
    1. Wie schön, dass wir Dir wieder eine Freude bereiten konnten. Gefilmt sind die Mit-dabei-Sequenzen mit einer kleinen Action-Kamera, die vieles mitmacht und überall reinpasst. Das gibt ein paar tolle Bilder und Maria hat sie ganz hervorragend zusammengeschnitten.

      Jan
  3. Hey ihr Lieben, ich bin etwas hinterher mit dem Lesen. Aber dennoch ist jedes Kapitel sehr spannend. Dafür nehme ich mir gerne viel Zeit.
    Den Wüstenausflug würde ich SOFORT mitmachen, so viel Spaß in einer so tollen Kulisse, das stell ich mir spannend vor. Und dann noch eure tollen Bilder und Videos! Ihr nehmt uns wirklich mit auf eure Reise, vielen Dank dafür.
    Weiterhin viel Freude und Erlebnisse. Wir begleiten euch.

    Anne

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