Michelle und John, unsere Gastgeber auf der kleinen Waipu-Farm, auf der wir übernachteten, hatten uns für den nächsten Morgen noch Tipps für unsere weitere Reise in Neuseeland versprochen. Aber zunächst duften wir uns von den frisch gesammelten Eiern Rührei machen. Dann wurden die Hunde versorgt (zur Erinnerung: sechs Hunde wollten gefüttert werden, zwei davon noch im Welpenalter). Aber dann kramte Michelle ihren Laptop hervor und die beiden erklärten uns dezidiert, wo es sich lohnen würde, anzuhalten und was wir uns besser schenken könnten.
Offenbar gibt es nur eine kleine Gegend auf der Südinsel, die die beiden noch nicht besucht haben. Ich glaube, wir sind jetzt bestens gerüstet, selbst wenn wir uns nur die Hälfte merken konnten.
So war es schon kurz vor Mittag, als wir zu den Glühwürmchenhöhlen von Waipu aufbrachen. Diese lagen nur wenige Minuten Fahrt von der Farm entfernt. Michelle war so lieb und borgte uns zwei Paar Gummistiefel, für die wir schon sehr bald sehr dankbar sein würden.
Glühwürmchenhöhlen
Die Waipu Caves sind beeindruckende Kalksteinhöhlen, in denen besagte Glühwürmchen wohnen. Das Schöne ist, dass man diese – wie eigentlich jeden Ort, den wir auf unserem Roadtrip bisher gesehen haben – ganz alleine und ohne Eintritt zu zahlen, erkunden darf. Das einzige Gebot lautet Rücksichtnahme, aber die sollte sich eigentlich von alleine verstehen.
Mit Gummistiefeln und Taschenlampen gewappnet stiegen wir also in die Höhlen ein. Schon nach wenigen Schritten standen wir im Wasser. Hier war dieses noch knapp knöchelhoch, aber später sollte es knietief und tiefer werden. (An dieser Stelle kehrten wir dann auch um, als wir keine weiteren Wege drum herum fanden, die wir gefahrlos emporkraxeln konnten.)
Das Höhlensystem von Waipu muss beeindruckend sein und in die tiefer gelegenen Höhlen sollte man tatsächlich nur mit einem erfahrenen Guide (und besserer Ausrüstung) gehen. Für normale Besucher bleiben aber drei bis vier Höhlen und die sind erstaunlich genug.
Schon wenige Meter, nachdem man das Tageslicht hinter sich gelassen hat, sitzen winzige Glühwürmchen an der Decke, die bizarr-schöne, türkise Lichtpunkte erzeugen. Die Würmchen sehen ganz anders aus als die, die man gemeinhin so kennt. Diese hier fliegen auch nicht. Sie kleben vielmehr an der Decke und schauen irgendwie wie kleine LED-Kabel aus, in deren Mitte der Leuchtpunkt sitzt. Außerdem flackern sie nicht. Ihr Licht scheint im Gegenteil niemals auszugehen. Faszinierende Geschöpfe!
Frische Eier
Eigentlich sollten wir nur kurz die Gummistiefel vor ihrer Tür ablegen, aber dann kamen Michelle und John doch noch einmal heraus, verquatschten sich wieder mit uns, fütterten zwischendurch Hühner und Schweine und gaben uns zum Abschied noch ein paar frische Eier mit. Das hätte es gar nicht gebraucht, um uns bedauern zu lassen, nicht mehr Zeit hier zu haben. (Zumal Michelle sagte, sie würde demnächst wieder Wwoofer aufnehmen. (Wwoofer sind so benannt nach der Seite Wwoof.net, die Arbeit auf organischen Farmen vermittelt, was häufig von Leuten mit Work-and-Travel-Visas genutzt wird.))
Wasserfall auf neuseeländisch
Aber wenn man nur zwei Monate in Neuseeland hat und ein bisschen vom Land sehen will, dann kann man nicht lange an einem Ort bleiben. Uns zog es daher weiter Richtung Norden. Eigentlich war das Etappenziel des heutigen Tages Russell an der Bay of Islands. Aber der Tag war ja schon weit fortgeschritten und dieses Unterfangen schien stündlich aussichtloser zu werden.
Als ich dann auch noch das Hinweisschild zu den Whangarei Falls sah, war klar, dass wir heute nicht mehr in Russell ankommen würden. Die Whangarei Falls sind ein sehr, sehr schöner Wasserfall direkt bei Whangarei, der Hauptstadt der Northlands. Wenn wir hier schon nicht die Strände erkunden konnten, so wollten wir doch zumindest einen Abstecher zum Wasserfall machen.
Wasserfälle werden ja oft sehr gehypt und wenn man dann davor steht, ist man meist eher enttäuscht. Entweder handelt es nicht nur um ein Rinnsal, das von irgendeinem Felsen fällt, oder das Ganze ist hoffnungslos kommerzialisiert. Die Whangarei Falls sind keins von beidem! Ein kurzer, netter Spaziergang führt direkt zu einem der schönsten Wasserfälle, die ich bisher gesehen habe.
Das Beste, was Freedom Camping zu bieten hat
Freedom Camping in Neuseeland heißt, dass man auf öffentlichem Land campen kann, selbst wenn dies kein richtiger Campingplatz ist. Es gibt ein paar weitere Regeln und Einschränkungen (an heiligen Orten der Maori kann man beispielsweise nicht campen und meist muss das Fahrzeug self-contained, also unabhängig von weiterer Infrastruktur sein), aber im Wesentlichen trifft es das.
Mit der Zeit, bzw. der sinkenden Sonne im Nacken und noch (zu) vielen Kilometern bis Russell fehlte uns ein Plan B. Bis wir für ein schnelles Abendessen auf einem Parkplatz an einem Strand anhielten und sahen, dass ein kleiner Bereich für Freedom Camping zugelassen war. Toiletten gab es auch und erwähnte ich schon das Meer? Direkt daneben?
Wir entschlossen uns spontan, die Nacht hier zu verbringen. Aus dem schnellen Abendessen wurde ein richtiges Abendessen und den Wecker stellten wir schon einmal auf kurz vor Sonnenaufgang. Da blieb sogar noch Zeit für ein bisschen Arbeit am Blog. Und mal ehrlich: Könnt ihr euch einen besseren Arbeitsplatz als diesen vorstellen?!
In die Caves mit Gummistiefeln? Das ist ja schon fast schummeln! 😉 Na da habt ihr ja Glück gehabt. Der Parkplatz am Strand sieht toll aus. Da bekomme ich wieder Fernweh…
Wieso schummeln? Wir haben es einfach clever angestellt. Und Glück hatten wir auch noch ein bisschen 😉
Wusstest Du, dass es im Wasser in der Höhle auch Aale gibt?!
Soweit ich weiß, gibt es die in den meisten Höhlen…zum Glück hat sich mir nie einer offenbart. Ich glaube, ich wäre vor Schreck schreiend rausgerannt ?
Das hätte ich mir gern als Zuschauer gegönnt.?
Was für eine entzückende Farm, wie aus einem Lindgren-Buch. Ein toller Wasserfall, und dann diese Aussicht am Morgen, schöner geht es ja kaum. Und wieder so ein beeindruckender Nachthimmel.
Aber diese Höhlen, diese Glühwürmchen, das ist ja ein Anblick, da kann ich verstehen, dass man staunend da steht und sich kaum losreißen kann.
Ja, Neuseeland schafft es bereits nach wenigen Tagen uns in seinen Bann zu ziehen.
Wir folgen euch auf allen Wegen, auch wenn wir kaum kommentieren. Das sind tolle Reiseberichte. Wo habt ihr eigentlich fotografieren und schreiben gelernt? Das ist ja alles druckreif!
Hallo ihr zwei,
ganz lieben Dank für das tolle Kompliment! Eigentlich schreiben und fotografieren wir einfach nur nach bestem Wissen und Gewissen und versuchen, etwas Schönes für euch und eine gute Erinnerung für uns zu schaffen. Umso mehr freuen wir uns, wenn das, was wir da fabrizieren, auch anderen gefällt. ?