Akaroa und Banks Peninsula: Die letzten Tage im Campervan

Akaroa und Banks Peninsula: Die letzten Tage im Campervan

Auf dem Weg von Kaikoura auf die Banks Peninsula lässt es sich quasi kaum vermeiden, Christchurch zu passieren. Wir hatten diesen Umstand nicht nur dafür genutzt, Vorräte für die letzten Tage im Campervan zu kaufen. Viel wichtiger war, dass wir diesen auch gleich seinen zukünftigen Besitzern vorstellen konnten. Ein deutsches Pärchen war nämlich stark am Kauf unserer Pest Control interessiert. Gesehen, für gut befunden, gekauft.

Wir hatten nun also noch ganze vier Tage in unserem mobilen Zuhause. Diese wollten wir in aller Ruhe auf der Halbinsel südöstlich von Christchurch verbringen, noch ein bisschen ausspannen, wandern und die Sonne genießen. Sonne? Ja, das dachten wir uns wohl so. Das ohnehin schon unbeständige Wetter verschlechterte sich zunehmend und drei unserer vier Tage war es einfach nur kalt und regnerisch. Damit fiel so ziemlich alles an Wanderungen ins Wasser und im Wesentlichen mussten wir uns damit begnügen, allen günstigen Campingplätzen der Peninsula einmal einen Besuch abzustatten.

Dabei hat diese Halbinsel so viel zu bieten! Kein Wunder, dass sie das liebste Ausflugsziel der Bewohner von Christchurch ist. Die Halbinsel ist vulkanischen Ursprungs und dementsprechend bergig und zerklüftet, was bei der kurvenreichen Anfahrt für großartige Panoramablicke sorgt. (Oder sorgen würde, wenn nicht gerade alles, wirklich alles unter tiefhängenden Wolken verborgen ist und man eigentlich nur weiß sieht.)

Der fruchtbare Boden sorgt für üppige Wälder und Weiden, auf denen die auch hier omnipräsenten Schafe und Lämmer grasen. Und am Ufer eines der beiden von Vulkankratern geformten Naturhäfen liegt die französischste Siedlung Neuseelands: Akaroa.

C’est la vie, non?

Hierhin führte uns unser Weg als erstes. Akaroa wurde tatsächlich von einigen französischen (und britischen, sowie deutschen) Siedlern gegründet. Dabei ließen sich Engländer und Franzosen an gegenüberliegenden Enden des Ortes nieder. (Wo die Deutschen dabei abgeblieben sind, kann man nur raten.) Heute zeugen davon noch verschiedene historische Friedhöfe und so etwas wie zwei Stadtzentren. Wobei „Stadt“zentrum eigentlich zu viel verspricht. Akaroa hat nur gut 600 Einwohner. Im Sommer schwillt diese Zahl aber enorm an, wenn all die Kiwis von außerhalb kommen, um ihre Ferienhäuser zu beziehen.

Akaroa hat denn auch einen gewissen Kur- und Badeort-Charme, komplett mit Strandpromenade und diversen Souvenirläden. An einer kleinen Klippe steht ein alter Leuchtturm, der allerdings von einer anderen Stelle der Peninsula hierher geschafft wurde. (Klar, so tief im Hafen nutzt so ein Leuchtturm eigentlich nicht mehr viel.)

Wir trotzten dem Nieselwetter und spazierten die in den 1960ern in einem Anfall von Franzifizierung in Rues umbenannten Straßen entlang, versuchten uns an einem kleinen Rundweg über oben erwähnte Friedhöfe, fanden dort ein paar Geocaches und kehrten dann stilecht in einem Fish & Chips-Laden ein. Viel mehr war an diesem Tag nicht drin für uns. Nicht einmal auf eine Delfin-Tour hatten wir nach den Reinfällen in Kaikoura Lust.

Noch einmal Kiwi-Auffahrt-Luft schnuppern

Um uns über das schlechte Wetter hinwegzutrösten, buchten wir uns für eine Nacht nicht auf einem Campingplatz ein, sondern in der Auffahrt einer neuseeländischen Familie. Unsere erste Erfahrung dieser Art, ganz oben in den Northlands, hatten wir noch in guter Erinnerung. Hier in Birdlings Flat begrüßte uns zwar kein Farmleben, aber doch eine sehr herzliche Neuseeländerin mit ihrer Tochter und einer jungen Hündin. Wir durften schon in aller Früh „einchecken“, Feuer im Ofen anmachen, nach Herzenslust den Hund streicheln und eine lange, heiße Dusche genießen. Dabei kann man doch gut dieses Schietwetter vergessen!

Knochenarbeit

Und noch ein Erlebnis wollten wir uns hier gönnen. Nach den verheerenden Erdbeben 2010 und 2011 zog nämlich ein gewisser Bone Dude, also „Knochen Typ“ von Christchurch nach Birdlings Flat. John, wie er eigentlich heißt, ist gebürtiger Maori und hat irgendwann in seinen Zwanzigern angefangen, sich für Knochenschnitzereien zu interessieren. Dieses Handwerk gehört neben beispielsweise dem Weben und dem Jadekunstwerk zu den ganz traditionellen Maori-Künsten, wird heute aber auch sehr modern interpretiert. Knochenschnitzereien werden vor allem als Anhänger für Ketten verkauft, vieles davon allerdings als billige Importe aus Asien.

Bei John ist jedoch noch jedes Einzelstück echte neuseeländische Handarbeit. Und neben dem Verkauf seiner Stücke bietet er auch Kurse im Knochenschnitzen an. In drei Stunden kann dabei jeder seinen eigenen, ganz persönlichen Anhänger schnitzen.

John war so freundlich und öffnete sein Studio für uns nicht nur außerhalb seiner üblichen Öffnungszeiten, sondern gab uns auch einen Kurs, obwohl seine Mindestteilnehmerzahl eigentlich bei drei Leuten liegt. Vielleicht läuft das Geschäft hier unten in Birdlings Flat aber auch nicht mehr ganz so gut wie in Christchurch.

Drei Stunden vergingen wie im Flug. John erklärte uns jeden einzelnen Schritt, plauderte aber auch viel aus seinem Leben, während er selbst an einem Stück arbeitete. Genauso spannend wie ihm zuzuhören war es, ihm dabei zuzuschauen. Denn John hat mit gerade einmal dreieinhalb Jahren seinen rechten Arm verloren und schafft es trotzdem, dieses Handwerk ganz leicht und einfach ausschauen zu lassen. Dabei nutzt er Schraubstöcke häufig als „Handersatz“ und mit seinen Werkzeugen geht er geschickter um, als wir es wohl jemals tun werden.

Am Ende des Abends hatten Jan und ich zwei kleine Kunstwerke erstellt (natürlich mit gelegentlicher Hilfe vom Bone Dude), waren schon ein wenig stolz auf uns und vor allem sehr, sehr entspannt. Insbesondere Jan hat man die Freude darüber, endlich einmal wieder etwas mit seinen Händen herstellen zu können, richtig angesehen.

Endlich wieder Beine vertreten

An unserem letzten Tag auf der Banks Peninsula hatte das Wetter endlich ein Einsehen und ließ die Sonne wieder frei. Wir nutzten das natürlich prompt für zwei Wanderungen.

Der Summit Walk führt über die Hügel des Kraterrandes rund um den Hafen von Akaroa. Dementsprechend steil geht es mitunter zu und nach den Regenfällen der vergangenen Tage waren einzelne Streckenabschnitte ziemliche Rutschpartien. Eigentlich ist der Summit Walk eine Mehrtageswanderung, man kann aber auch nur ein Stück davon laufen.

Wir erklommen also „nur“ zwei dieser Hügel, genossen endlich freie Sicht über die Bucht und erschreckten ein paar Schafe mit ihren neugeborenen Lämmern. Denn ein Teil des Weges führt über private Weiden, weshalb die Wanderung erst vor ein paar Tagen wieder freigegeben worden war. Bis Mitte Oktober geht hier nämlich die Lämmersaison.

Von hier oben konnte man auch ganz wunderbar die kleine Halbinsel im Akaroa Harbour erkennen. Ja, richtig, auf der Banks Peninsula gibt es noch eine kleinere Peninsula! Bei Ebbe kann man auch diese erkunden und da die Gezeiten gerade mitspielten, schlossen wir diese Wanderung kurzerhand an. Von dem Maori-Dorf, das sich hier einmal befunden haben soll, konnten wir zwar keine Spuren mehr erkennen, der Weg und die Aussicht waren aber auch so sehr schön.

Abschied

Am folgenden Tag hatten wir einen Inspektionstermin für unseren Campervan. Die beiden Käufer wollten sichergehen, dass mit unserem Pest Control auch wirklich alles okay war. Natürlich bestand er diesen Test mit fliegenden Fahnen und ganz vielen Sternchen. Noch eine Nacht also, und wir würden ihn übergeben müssen.

Auf der einen Seite waren wir natürlich erleichtert, dass wir so schnell Käufer für unseren fahrbaren Untersatz gefunden hatten – wir hatten mit deutlich mehr Zeit gerechnet, die wir investieren müssten. Auf der anderen Seite waren wir aber auch traurig, dass diese wunderbare Zeit nun zu Ende gehen sollte. Wir hatten so unglaublich viel Freude in und mit unserem Van, konnten Neuseeland so erkunden, wie wir das wollten, und haben die Flexibilität und Freiheit, die uns damit geboten wurden, voll ausgekostet. Es wird schon ein wenig schwerfallen, nun wieder unter den „Fußgängern“ zu sein.

Wir suchten uns für diesen letzten Abend also einen schönen, entspannten, sonnigen Campingplatz, räumten auf, packten unsere Rucksäcke und ließen uns ausnahmsweise mal auf keine weiteren Erkundungstouren ein. Morgen ist ja schließlich auch noch ein Tag.

6 Comments

  1. Da habt ihr einen schönen langen Abschied gehabt.
    Wie pures Gold, der Steinabbruch neben der Straße. Und dieses heimelig aussehende Bild mit Kaminfeuer und Hund, wirkt einfach nur gemütlich (um die Aussicht würde manch einer hier die Familie beneiden).
    Tolle Anhänger habt ihr da gemacht, bin schon gespannt, die dann wirklich zu sehen.

    Kirsten55
    1. Wir waren auch richtig froh, dass das so kurzfristig und außer der Reihe geklappt hat.

      Die Tipps holen wir uns aus den verschiedensten Medien: Reiseführer, Blogs, Touristeninformationen, Schilder an der Straße und Tipps von anderen Reisenden und Einheimischen. Vor allem Maria ist darin mittlerweile richtig gut.

      Diesen speziellen Tipp haben wir, glaube Ich, von der örtlichen Touristeninformation bekommen. Die sind gerade in Neuseeland meist richtig hilfreich und gut.

      Jan

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