Abel Tasman

Abel Tasman

Noch in Wellington hatten wir uns intensiv mit dem Abel Tasman Track beschäftigt. Dieser gehört zu den sogenannten Great Walks Neuseelands. Und diese wiederum gehören eigentlich auf jeden Reiseplan in diesem Land. „Eigentlich“ schreibe ich, weil es jetzt noch nicht so weit sein würde für uns. (Und wir nicht wissen, ob wir das während unserer verbliebenen Zeit hier noch schaffen werden.) Die Hütten im Abel Tasman Nationalpark waren jedenfalls schon für die nächsten Tage ausgebucht – wobei die Situation in der Hochsaison noch ganz anders sein soll und man für viele Wochen und Monate keine freien Schlafplätze bekommt. Das hätten wir aber irgendwie umgehen können, wenn uns da nicht die Tide in den Weg gekommen wäre und der Umstand, dass zwei der Hochwasser-Umgehungspfade derzeit gesperrt sind.

Wir haben hin und her überlegt, sind am Ende aber nur auf diese Lösung gekommen: Wir würden lediglich 12,5 Kilometer im Abel Tasman Nationpark laufen (und dann auch noch die langweiligste Strecke, wie uns gesagt wurde). Wir hatten uns dafür ein Aquataxi vom Startpunkt Marahau gebucht, das uns in der Anchorage Bay absetzen sollte. Diese Aquataxis sind kleine Motorboote für um die 16 Passagiere, die – zumindest für meine Begriffe – schnell und wendig sind und gut in all die kleinen Buchten des Nationalparks hineinmanövrieren können.

Aquataxi

Nun gibt es in Marahau eine recht ordentliche Tide von bis zu 5,5 Metern und dementsprechend viel Sand liegt unter Umständen frei, über den die Boote befördert werden müssen. (Wenn sie nicht sehr weit draußen vor Anker liegen sollen, was wiederum die Passagiere zu sehr langen Schwimmpassagen nötigen würde.) In Marahau hat man das ziemlich einfach und sehr kurzweilig gelöst: Die Boote sind bei Nichtgebrauch an Land, genauer auf Traktoranhängern. Die Passagiere werden eingesammelt und dürfen zunächst ein Stückchen Straße im Boot fahren. Das hat man auch nicht alle Tage. Danach wird das Boot rückwärts ins Wasser geschoben und rutscht hoffentlich von alleine ins Meer, bevor der Traktor absäuft.

So weit, so gut. Der Fahrer unseres Motorbootes war ein junger, gut gelaunter Kiwi, der seine Bootsführerfähigkeiten gerne zur Schau stellte und sein Boot in enge Kurven legte, was ordentlich Spaß machte. Was wir nicht wussten: Diese Aquataxis verstehen sich nicht nur als simple Transportmittel von A nach B, mit denen bekommt man noch richtig etwas geboten! Als erstes fuhren wir ein Stück in die „falsche“ Richtung, zu einem obligatorischen Fotostopp. Eigentlich finden wir sowas ja doof, aber diesmal haben wir gerne eine Ausnahme gemacht. Da steht nämlich kurz vor der Küste so ein komischer Stein, der aussieht wie ein gespaltener Apfel. So heißt er denn auch im Volksmund: Split Apple Rock.

Meine erste Walsichtung

Lange hielten wir uns dort jedoch nicht auf, denn unser „Kapitän“ erhielt einen Funkspruch seines Kollegen in einem anderen Aquataxi: Walsichtung! Und nicht irgendeiner, sondern ein Southern Right Whale. Zu Deutsch „Südkaper“, was weniger spektakulär klingt, aber nichts an dem Umstand ändert, dass das ein ziemlich seltener Wal ist. In neuseeländischen Gewässern soll es nur 20 Tiere geben, weltweit immerhin schon fast wieder 7.000. Mein erster Wal und dann gleich so ein Glücksgriff!

Im Abel Tasman

Über unsere Wanderung im Abel Tasman ist schnell geschrieben, schließlich war unser Weg nicht so furchtbar lang. Was diesen Nationalpark auszeichnet sind neben seiner geringen Größe (lediglich 20 x 25 Kilometer groß und damit Neuseelands kleinster Nationalpark) die wunderbaren Strände. An einem von diesen wurden wir ausgesetzt (und sahen auch gleich, wo die Querung bei Hochwasser höchstwahrscheinlich nicht möglich wäre). Weitere sahen wir auf unserem Weg zurück Richtung Marahau. Auch schöne Klippen und dichte (Regen-)Wälder gehörten dazu – was man halt in so einem Nationalpark erwartet.

Zu allem Überfluss begegnete uns dann auch noch auf dem Pfad so ein seltsamer, brauner Vogel, scheinbar flugunfähig, aber ziemlich sicher kein Kiwi. Google half uns schnell bei der Identifizierung: Ein Weka wackelte da vor uns her und scherte sich keinen Deut darum, dass wir eventuell gefährlich sein könnten. Ganz im Gegenteil, neugierig kam er immer näher und biss mir sogar in den Finger (der ihm aber offenkundig nicht schmeckte). Es wundert uns nicht, dass auch diese Vögel stark dezimiert wurden, als die Europäer in Neuseeland in größerer Zahl siedelten. Wer so einen unterentwickelten Selbsterhaltungstrieb besitzt…

Für uns war dieser Umstand natürlich schön, wann sieht man in freier Wildbahn schon zwei seltene Tierarten an einem Tag? Alles in allem also ein gelungener Tag, der für die Zukunft Lust auf mehr Abel Tasman gemacht hat!

2 Comments

  1. Hahaha, na hoffentlich war bei euch alles niet und nagelfest! ? Denn so seltener diese Vögel auf der Nordinsel sind, umso häufiger begegnet man ihnen in den Nationalparks im Süden. Und sie haben sich inzwischen aufs Stibizen von Dingen spezialisiert.
    Wenn ein Weka unterwegs ist, würde ich sehr auf meine Sachen aufpassen. Ich habe schon Geschichten von gestohlener Zahnpasta bis hin zur Kamera gehört. Inzwischen bin ich der Meinung, dass sie es einfach lustig finden, wenn ihnen ein Mensch schreiend hinterherrennt. 😉

    1. Stimmt, inzwischen haben wir Wekas auch schon richtig häufig gesehen. Geklaut haben sie und zwar noch nichts, aber so wie sie manchmal um unseren Campervan geschlichen sind, traue ich ihnen durchaus zu, nach geeigneten Dingen zum Wegschleppen Ausschau gehalten zu haben.

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