Coral Bay: die Eleganz der Korallenriffe

Coral Bay: die Eleganz der Korallenriffe

Nur ein kurzes Stück nördlich von „unserem Aquarium“ beginnt das Ningaloo Reef. Was das Great Barrier Reef für die Ostküste Australiens ist, das ist das Ningaloo Reef für die Westküste. (Übrigens eins von nur zwei Riffen weltweit, die sich vor der Westküste eines Kontinents geformt haben.) Im Gegensatz zum Great Barrier Reef gilt es allerdings noch als relativ gesund. Und obwohl es sehr leicht zugänglich ist – an vielen Stellen kann man einfach vom Strand hineinschwimmen – schien es uns hier noch vergleichsweise leer. Das mag natürlich auch daran gelegen haben, dass wir mitten im Sommer, aber noch vor den australischen Sommerferien hier waren. Insgesamt aber ist die Westküste Australiens deutlich abgelegener und weniger touristisch, als es auf der anderen Seite des Landes der Fall ist. Sicher hat davon auch das Riff hier profitiert.

Ein weiterer Unterschied zum Great Barrier Reef besteht darin, dass das Wasser hier kühler ist und die Korallen daher nicht ganz so farbenfroh sind. Es dominieren pastellige und gräuliche Töne, nur gelegentlich von einem strahlenden Blau oder Violett unterbrochen. Und die meisten Korallen sind harte Korallen. Dafür bilden diese Korallen die unglaublichsten Formen aus. Ein wunderbarer Einblick in diese märchenhafte Unterwasserwelt bietet sich bei Coral Bay.

Was für ein Anblick!

Kaum angekommen schnappten wir uns also unser Schnorchelequipment und schwammen hinaus in die Wellen. Und wieder einmal zeigte sich, wie nah sich Freude und Enttäuschung beim Schnorcheln sein können. Anfangs blieben wir nämlich viel zu weit in Strandnähe und bekamen außer ein paar erschrockenen, sehr blassen Fischen und ein oder zwei kleinen Rochen, die sich am Ufer aufhielten, nichts zu sehen.

Aufgrund der starken Winde in den letzten Wochen war die Sichtbarkeit auch nicht sonderlich gut. So kamen wir mehr durch Zufall darauf, weiter hinaus zu schwimmen, wo uns die Strömung sanft aber beständig um den Purdy Point und hinein in Bill’s Bay trieb. Zum einen ersparte uns das eine Menge Paddelarbeit, zum anderen trieben wir so über den phantastischsten Korallenformationen.

Große, rosenähnliche Gebilde, Korallen, die aussahen wie zigtausend ineinander verhakte Geweihe, große runde Korallen, und dazwischen immer und überall hunderte Fische. Letztere sind aufgrund des Weitwinkels der GoPro auf den Bildern meist eher schlecht zu erkennen, aber glaubt uns: Sie waren da!

Trotzdem, bei diesem ersten Schnorchelgang im Ningaloo Reef waren wir vor allem von den Korallen überwältigt. Das hatten wir ganz einfach nicht erwartet.

Hai-Kinderstube

Von einer anderen Attraktion bei Coral Bay hatten wir von ein paar anderen Reisenden gehört und glaubten noch an einen echten Geheimtipp. Dann sahen wir die Hinweise auch auf der offiziellen Stadtkarte und an anderen Stellen in der Stadt. Da die Skeleton Bay aber ein ganzes Stück den Strand hinauf liegt und man nur zu Fuß dorthin kommt, wagen offenbar nicht viele den Weg. Das, oder sie legen einfach keinen gesteigerten Wert darauf, Haie aus nächster Nähe zu sehen.

Die Skeleton Bay ist aufgrund ihrer geschützten Lage nämlich für viele Haie der perfekte Ort, um dort ihre Eier abzulegen. Die jungen Haie können hier ganz in Ruhe schlüpfen und groß werden. Alle möglichen Riffhaie nutzen diese Bucht also als Kinderstube. Da Riffhaie gemeinhin freundliche Tiere sind (und wir ja gelernt haben, dass Haie insgesamt mehr als harmlos sind) freuten wir uns sehr auf diesen Spaziergang am und im Meer.

Neben den Haien – die schon gar nicht mehr so klein aussahen! – fanden sich hier auch wieder einige Rochen, unter denen ebenfalls recht große Exemplare waren. Ein wunderbarer Ort, um beinahe auf Tuchfühlung mit solch spannenden Tieren zu gehen.

Ausflug raus aufs Riff

Reichte uns in der Hai-Kinderstube das Wasser nur bis über die Knie, mussten wir uns für unser nächstes tierisches Abenteuer noch einmal richtig nass machen. Wenn schon keine Walhaie, so hatte ich entschieden, dann wollte ich wenigstens mit den Mantarochen schnorcheln! Jan war natürlich sofort dabei.

Da es in Coral Bay die beste Gelegenheit dazu gibt (die ortsansässige Mantarochenpopulation ist deutlich größer als bei Exmouth), hatten wir hier noch einmal eine Tour gebucht. Gemeinsam mit elf oder zwölf anderen Schnorchlern, ein paar engagierten Crewmitgliedern und einer liebenswerten Fotografin, der wir einen Großteil der phantastischen Fotos dieses Tages verdanken.

Drei Schnorchelgänge sollten wir im Laufe der Fahrt machen, während ein Flugzeug nach einem Mantarochen Ausschau hielt. Der erste Sprung ins Wasser diente vor allem der Erkundung des Riffes. Wir hatten am Vortag ja schon einen Eindruck davon bekommen und wussten, was uns hier erwarten würde. Nur dass das Riff hier draußen noch größer und tiefer ist als nahe am Strand. Und dass es von noch ganz anderen Spezies besucht wird. Gleich zu Anfang tauchte unter unserer Gruppe eine große Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) auf, die mit langsamen Bewegungen ihrer Flossen durch das Wasser schwamm.

Mantarochen ganz nah

Ähnlich entspannt war dann, beim zweiten Schnorchelgang, der heißersehnte Mantarochen. Diese Rochen können selbst wenn sie einfach nur das Wasser auf der Suche nach Nahrung filtrieren, so schnell sein, dass man auch mit Schwimmflossen kaum hinterher kommt. Dieses Exemplar aber hatte ein Einsehen mit uns und erlaubte uns, dass wir ihm ganz gemütlich hinterherdriften durften.

Zu sehen, wie der Mantarochen mit diesen fliegenden Bewegungen über den Meeresboden gleitet – immer begleitet von ein oder zwei Fischen, die unter ihm Schutz und Nahrung suchen – ist eine einzigartige Erfahrung. So viel Ruhe und Schönheit strahlte dieses Tier aus, dass wir beinahe keine andere Wahl hatten, als glücklich aus dem Wasser zu steigen.

Als letzte Station unserer Tour wurden wir wieder an eine andere Stelle des Ningaloo Reefs gebracht. Hier sollte es eine Putzstation geben, an der sich regelmäßig Haie die Parasiten von der Haut fressen lassen. Beim zweiten Versuch klappte es dann auch: Gleich sieben oder acht graue Riffhaie schwammen über den Korallen hin und her, die den kleinen Putzerfischen Obdach bieten. Faszinierend, wie diese Jäger an diesem Ort ganz friedlich sind und auch andere Fische in keiner Weise bedroht oder verängstigt wirkten. Ein paar hundert Meter weiter weg sähe die Welt sicher schon ganz anders aus.

Und als wäre all das nicht schon genug gewesen, sahen wir beim Zurückschwimmen sogar noch eine Grüne Meeresschildkröte an uns vorbeigleiten. Viel besser hätte es heute und in den letzten Tagen wirklich nicht laufen können. So viel Schönheit, wie wir hier an der Coral Coast schon gesehen hatten! Natürlich kann auch an der Westküste Australiens nicht jeder Tag so viele tolle und neue Erfahrungen bieten. Umso wertvoller sind uns diese Erlebnisse und Erinnerungen.

Hinweis: Die Bilder in der letzten Gallerie haben nicht wir geschossen, sondern die fabelhafte Lilly Palmer, die zu dem Zeitpunkt für Ocean Collective Media gearbeitet hat.

8 Comments

  1. Wow, das sind sehr schöne farbenfrohe Bilder. Naja, ein Pro hat da wahrscheinlich ganz andere Möglichkeiten. Aber dass es “nur” die Riffhaie waren, beruhigt mich ein wenig. Die sind ja wirklich sehr entspannt. Und die Kinderstube für die Haie klingt auch sehr spannend. Ich denke auch, dass Haie sehr missverstanden sind, aber ich habe trotzdem ein großes Maß an Respekt vor ihnen und allem, was da im Wasser schwimmt. Es ist halt einfach ihr Element und nicht unseres. ?

  2. Die Schnorchelfotos sind grandios. Ein tolles Vorweihnachtsgeschenk für mich. Die muss eine spezielle Kamera benutzt haben. Aber auch die Bilder mit der GoPro sind klasse. Da bekommt man richtig Lust aufs Schnorcheln und Australien. So langsam scheint ihr warm mit den Kontinent geworden zu sein. Das freut mich. Und ich hab was feines zu lesen, während des Stillens 🙂

    Mina
    1. Der Kontinent lässt einem keine andere Wahl als mit ihm warm zu werden. Ich sag nur 40 Grad…

      Tatsächlich hat Lili eine normale Spiegelreflexkamera genutzt, die allerdings in einem speziellen Unterwassergehäuse steckt. Im Anschluss hat sie die Bilder natürlich mit Photoshop noch etwas aufgehübscht. Wie schön, dass Dir die Bilder gefallen. Ich wünsche Dir, dass Du auch irgendwann mal an so einem tollen Ort schnorcheln kannst.

      Jan
  3. Hallo, ihr Globetrotter,

    Alles Gute zu Weihnachten, für Euch im Sommer, möchte ich Euch hiermit übersenden.
    Euer Bericht ist lesenswert und interessant. Ich habe bisher Eure Zeilen “schweigend” genossen.
    Aber die schönen Bilder und Berichte von den Riffen lassen mich zur “Feder” greifen. Danke dafür!
    Ich wünsche Euch weiterhin viele überraschende und vor allem positive Erlebnisse und freue mich auf Eure weiteren Berichte!

    Andreas

    Andreas
    1. Wir hatten uns schon gedacht, dass die Profi-Bilder deutlich besser werden würden als die GoPro-Bilder von uns. Deshalb haben wir uns diese auch als “Andenken” gegönnt. Hat sich auf jeden Fall gelohnt!

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