Die Catlins: nicht nur Wasserfälle (davon aber trotzdem eine Menge)

Die Catlins: nicht nur Wasserfälle (davon aber trotzdem eine Menge)

Der südliche Teil der Southern Scenic Route, die uns zu diesem Zeitpunkt nun wieder hatte, führt entlang der Catlins. Dieses Gebiet gehört zu den ursprünglichsten Landstrichen Neuseelands und ist in großen Teilen als Catlins Forest Park geschützt. Von tiefen Wäldern, einer stürmischen Küste und ganz, ganz vielen Wasserfällen geprägt sind die Catlins völlig zu Unrecht noch ziemlich unbekannt. Vielleicht liegt es aber auch an der abgelegenen Lage. Da wir inzwischen wussten, dass wir unseren Weiterflug nach Australien um eine Woche verschieben würden, konnten wenigstens wir uns hier Zeit lassen.

Viel fallendes Wasser

Was uns von den Catlins (und von diesem Tag) am meisten in Kopf geblieben ist, sind sicherlich die Wasserfälle. Davon gibt es hier wirklich eine Menge. Dabei war der Auftakt zu einem ganzen Reigen eher unspektakulär. (Unspektakulär ist eigentlich noch das falsche Wort. Absurd trifft es wohl eher.)

die wirklich winzigen "Niagara Falls" in den Catlins von NeuseelandDa hat nämlich irgendein Vermessungstechniker mit ganz, ganz viel Humor so einen kleinen Strom vermessen, in dem ein paar Steinchen zu kleinen Verwirbelungen führen. Diese Verwirbelungen nannte er kurzerhand „Niagara Falls“. Nein, mit den echten Niagarafällen hatte das wirklich gar nichts zu tun. Glücklicherweise war der Umweg hierhin nicht sehr lang.

Unsere nächsten Stationen und spontanen Halte führten uns dann zu deutlich sehenswerteren Exemplaren der Gattung „Wasserfall“. Zu den Koropuku Falls führte sogar einer der entzückendsten und ursprünglichsten Pfade, die wir hier bisher betreten durften. Da dachten wir wirklich, wir stünden mitten im Wald!

Was die McLean Falls an Wegästhetik wieder einbüßten, machten sie mit ihrer reinen Wasserfalligkeit allemal wett. Während der untere Teil dieser Wasserfälle wie eine Wand aus Wasser die Felsen hinabströmte, sprangen die Fluten im oberen Teil quasi von Plattform zu Plattform.

Paua!

Bei Papatowai machten wir erneut Halt, um hier einen Strand- und Waldspaziergang zu machen. Vor uns lag ein breiter, flacher Strand von dem sich offenbar gerade die Flut zurückgezogen hatte. Der Wind wehte stellenweise noch ganz ordentlich und trug richtig Gischt von den heranrollenden Wellen ab. Ein faszinierendes Schauspiel, was man so auch nicht alle Tage sieht.

Noch faszinierender fand ich aber das, was das Meer auf dem Strand zurückgelassen hatte. Darunter waren wirklich ganz absonderliche Pflanzen und die „eine oder andere“ Muschel. Das sah teilweise so genial aus, dass ich spontan ein kleines Kunstprojekt daraus machte und diese Fundstücke portraitierte.

Mit fortschreitendem Strandspaziergang wurde das nur immer schwieriger, denn meine Hände wurden immer voller und ich konnte kaum noch die Kamera halten. Jan hatte Paua entdeckt! Genauer gesagt Paua-Schalen. Diese sind nicht etwa Muschelschalen, sondern die Schalen einer Meeresschneckenart, dem Seeohr, auch Meerohr oder Abalone genannt. Deshalb gibt es auch nie ein Gegenstück zur Paua-Schale.

Das Seeohr (Haliotis) kann je nach Art ziemlich groß werden. Die neuseeländischen Exemplare werden beispielsweise locker über 10 Zentimeter lang. Die Innenseite ihrer Schale ist perlmuttfarben und kann sowohl weiß als auch mehrfarbig schimmern. Sie dienen daher der Gewinnung von Perlmutt und wurden schon von den Maori zur Herstellung von Schmuck und Kunst genutzt.

Außerdem gelten sie als Delikatesse und werden sowohl von den Kiwi (den Menschen, nicht den Vögeln) als auch von Touristen gesammelt. Um die Bestände zu schützen gibt es aber strenge Richtlinien, wie viele und ab welcher Größe man täglich erbeuten darf.

Glücklicherweise gelten diese Grenzwerte nicht für die am Strand gefundenen Schalen, weshalb ich Jan nicht davon abhalten musste, mit wachsender Begeisterung nach den Schalen Ausschau zu halten. (Ja, richtig gelesen: In dieser Pärcheneinheit ist nicht die Frau die verrückte Muschelsammlerin.) Alle paar Minuten gellte dann sein triumphaler Ruf „Paua!“ über den Strand und er reckte ein neues Fundstück in die Höhe. Ich bin mir nicht sicher, ob wir all diese Paua-Schalen heile nach Deutschland kriegen, aber das wird schon. (Da wir sie nicht nach Australien einführen dürfen, müssen wir wohl unser Glück mit der neuseeländischen Post und dem deutschen Zoll versuchen.)

Kurioses

Ein bisschen Kontrastprogramm erwartete uns entlang der Straße zum nächsten Wasserfall. Bei der „Lost Gypsy Gallery“ handelt es sich entweder um den Spielplatz eines verrückten oder eines sehr inspirierten Erfinders (und Recyclers). In einer Mischung aus Steampunk, Alice im Wunderland auf Gras und Friedhof der Kuscheltiere hat da jemand etwas ganz, ganz Faszinierendes in die Welt gesetzt. Ein Garten aus Wellblech-Wal mit Kurbel (der Wal schwimmt dann), Lamm-Gerippe auf Fahrrad (auch zum Ankurbeln), Tischkicker mit – ja – Kucheltierköpfen und viel Humor, Sarkasmus und Ironie.

Ich fand’s einfach nur toll und wäre gerne in ein paar Wochen wiedergekommen, wenn das Gelände wieder offen ist. So konnten wir zumindest im Vorgarten ein wenig rumspielen und uns dieses Juwel für unseren nächsten Neuseeland-Aufenthalt auf die Landkarte setzen.

Noch mehr Wasserfälle

Bei dem eben erwähnten „nächsten Wasserfall“ handelte es sich um die Matai Falls. Auch diese waren den kurzen Stopp mehr als wert. Überhaupt waren wir ganz angetan davon, dass wir in Neuseeland noch kaum von Wasserfällen enttäuscht wurden, von den „Niagara Falls“ vielleicht einmal abgesehen. (Und hier will nicht mal jemand Eintritt dafür haben!)

Wovon wir allerdings an dieser Stelle enttäuscht waren, war der sogenannte Rail Trail Walk. Dieser führte mehrere Kilometer entlang einer alten Eisenbahnlinie, für die mit viel Mühe eine Schneise durch das Gelände gesprengt wurde. Teilweise sah man sogar noch die Explosionsspuren. Davon einmal abgesehen war der Weg aber ziemlich unspektakulär.

Umso beeindruckender dann aber der letzte Wasserfall des Tages: Die Purakaunui Falls, die praktischerweise auch noch auf dem Weg zu unserem heute anvisierten Campingplatz lagen. Terrassenförmig ergoss sich hier das Wasser ins darunter liegende Flussbett, dass es eine Freude war.

Nein, die Wasserfälle Neuseelands haben uns bisher wirklich nicht enttäuscht!

Und noch mehr Strandfunde

Und auch die Campingplätze haben es selten getan. Dieser an der Purakanui Bay gelegene Platz war wieder ein wunderbares Beispiel dafür, wie viel Spaß Campen in Neuseeland machen kann. Nur wenige Meter vom Strand entfernt parkten wir unseren „Pest Control“ und machten uns auf zu einem abendlichen Spaziergang entlang des Wassers.

Hier gab es zwar keine Paua, dafür aber die faszinierendsten Steine, die ich bisher gesehen habe. Wir liefen auf Felsen, die aussahen wie Farbtöpfe oder Malkästen. Von einem dünnen, graubraunen Rand umschlossen, waren sie in ihrem Inneren grün, blau, türkis. Woanders sah es als, als seien die Felsen hohl oder porös und das, was von außen wie große, rundliche, feste Steinkugeln aussah, war im Innern mehr wie der sprichwörtliche Schweizer Käse. Und wiederum andere Steine kombinierten einfach beide Phänomene. Verrückt, einfach nur verrückt. Und dabei auch noch wunderschön.

4 Comments

  1. Ja ich muss zugeben, ich hätte auch angefangen zu sammeln.
    Die Steine sind ja wirklich verrückt.
    Wunderschön der Purakaunui Falls, da hat sich euer Besuch wirklich gelohnt.
    Schade, dass das “Kuriositätenkabinett” nicht geöffnet war, da kann verstehen, dass das reizt.

    Kirsten55

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