Nachdem wir die Grampians verlassen hatten, hatten wir uns wieder Richtung Küstennähe bewegt. Dieser kleine Schlenker erschien uns vielversprechender als die direkte Route nach Adelaide. Die Limestone Coast („Kalksteinküste“) fängt direkt hinter der Grenze zu Victoria an. Wir hatten gestern nämlich bei unserer Flucht vor weiterem Regen die Grenze zu Südaustralien passiert – ganz angenehm ohne eigentlich obligatorische Kontrolle auf eingeschleppte Früchte oder Gemüse.
Nun also Kalkstein. Dieser sorgt dafür, dass es an der Südküste Australiens einige eindrucksvolle Buchten und Klippen gibt. Noch beeindruckender sollen die Kalksteinhöhlen sein, die das Land hier förmlich untergraben haben. Das müssen wir fürs erste ungeprüft so stehen lassen, denn für Höhlenerkundungen fehlte uns hier ein wenig die Zeit.
So statteten wir einigen der kleinen Orte an der Küste einen Besuch ab, wobei wir allerlei Kurioses zu sehen bekamen. Vielleicht hat es doch irgendwelche Auswirkungen, wenn man so abgeschieden in einem so großen Land lebt…
An der Kalksteinküste
In Beachport beispielsweise war man offenbar unheimlich stolz auf die Seebrücke, die immerhin eine der längsten des Landes sei! Nun gut, Piers und Seebrücken konnte ich noch nie so wahnsinnig viel abgewinnen und diese war halt nur ein besonders langes Exemplar. Dafür war der kleine Spaziergang, den wir in der Nähe machten, um so netter.
Der führte nämlich durch Wombatgebiet! Nein, wir haben leider keins dieser possierlichen Tierchen gesehen, aber doch einige ihrer Bauten. Und wir konnten uns persönlich davon überzeugen, dass Wombats tatsächlich eckige Hinterlassenschaften fallen lassen. (Wen das näher interessiert: Wissenschaftler haben gerade eine Studie veröffentlicht, warum das so ist. Wo doch der Rest der Fauna im Darmtrakt eher „Rundes“ produziert.)
Unsere nächste Station soll die Urlaubsdestination für die Leute aus Adelaide, aber auch die aus Melbourne sein. Auch dies müssen wir einfach so stehen lassen. Denn auf uns machte Robe keinen besonders überlaufenen Eindruck.
Wahrscheinlich sind die Fischgründe hier tatsächlich so hervorragend, wie wir lasen. Denn die Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele beschränken sich auf die Ruinen des alten Gefängnisses und einen Obelisken. Letzterer hatte wohl eine Doppelfunktion als Orientierungspunkt für Seefahrer – wie ein etwas verunglückter Leuchtturm eben – und als Depot für Raketen, die Rettungsleinen zu verunglückten Schiffen schießen sollten. Ja, auch dieser Küstenabschnitt war für Schiffe nicht ohne. Vor seinen Klippen liegen wohl immer noch zahlreiche Wracks im Meer.
An Seltsamkeit unübertroffen bleibt aber bis jetzt der Big Lobster. Diese wirklich riesige Figur eines Hummers steht vor einem ehemaligen Meeresfrüchte-Restaurants. Es verwunderte uns nicht, dass das Restaurant dauerhaft geschlossen war und das ganze Ensemble zum Verkauf gestanden hatte. Erstaunt waren wir lediglich darüber, dass irgendjemand den Hummer tatsächlich gekauft haben musste.
Coorong
Nur ein kleines Stück weiter die Küste hinauf kamen wir nach dieser Begegnung der buchstäblich dritten Art in den Coorong Nationalpark. Dieser Park schützt einen 145 Kilometer langen Streifen fragiler und hochkomplexer Lagunenlandschaft. Die Dünen und die dahinter liegenden Lagunen beherbergen zahllose Meeresvögel, die sich heute aber rar machten. Wahrscheinlich hatten die auch keine Lust auf Sturmböen mit Regen.
Nur ein paar Möwen kämpften tapfer gegen den starken Wind, flogen dabei aber mehr rückwärts als vorwärts. Immerhin konnten wir noch ganz aus der Ferne die Pelikane vor Jacks Point ausmachen, die hier alljährlich in großer Zahl brüten. Aber so ohne Fernglas machte die Pelikanbeobachtung wenig Freude, so dass wir alsbald weiterfuhren.
Das Wetter peitschte uns nun zunehmend vor sich her, klarte aber freundlicherweise noch einmal kurz auf, als wir am ersten von zwei pinken Seen vorbeikamen. Diese Seen sind sehr flach und auch gerne einmal komplett trocken. Die rosa Farbe scheint von Mineralien hervorgerufen zu werden, die sich in Trockenzeiten im Bett des Sees ablagern.
Lokale Legenden
Am anderen Ende des Nationalparks wartete dann Meningie mit einer weiteren Kuriosität auf uns. Hier lässt sich nämlich ein lebensgroßer Strauß reiten – alles unecht natürlich. Die Geschichte dahinter ist mindestens genau so seltsam: Die Statue ist Südaustraliens einzigem Bushranger, John Francis Peggotty gewidmet.
Peggotty kam 1864 in County Limerick als Frühgeburt auf die Welt. Er überlebte zwar, wurde aber nie größer als ein siebenjähriges Kind. Diesem Umstand verdankte er wohl seine Verbrecherkarriere, indem er Schornsteine nutzte, um in wohlhabende Häuser einzubrechen.
Mit 26 Jahren emigrierte er nach Australien, wo er aber keinesfalls auf den Pfad der Tugend zurückkehrte. Ganz im Gegenteil verfiel er nun der gemeinen Straßenräuberei und scheute wohl auch vor Morden nicht zurück. Dabei ritt er – seinem kleinen Wuchs sei Dank – auf einem Strauß. Diese Strauße waren freigelassen worden, als Straußenfedern aus der Mode kamen und die Farmen keinen Gewinn mehr abwarfen.
Neun Jahre lang verschaffte der Strauß Peggotty in der Dünenlandschaft des Coorong den entscheidenden Vorteil. Bis er versuchte, einen Fischer zu überfallen, der im Besitz eines Gewehres war und kurzen Prozess mit Peggotty und seinem Strauß machte.
Ein Dromedar? Wozu hat man das denn dort eingeführt?
Der Hummer ist wirklich witzig und als Kunstwerk macht er sich doch gar nicht mal so schlecht.
Was mich aber immer wieder total verblüfft, das sind diese unterschiedlichen Farben von Seen, die ihr inzwischen gesehen und abgelichtet habt. Derart rosafarben, das hätte ich mir vorher kaum vorstellen können.
Das mit den Dromedaren will ich auch noch rauskriegen. Meine Arbeitsthese ist, dass man sie eingeführt hat, um sie als Transportmittel für die Wüste im Inneren des Landes zu nutzen. Inzwischen gibt es hunderttausende wilde Dromedare, die hier natürlich ganz hervorragend mit den harschen Bedingungen klarkommen.
Soweit ich weiß, gibt es in Australien eine sehr große wild lebende Population an Kamelen oder Dromedaren in den Wüstengegenden. 🙂 Ich hab leider keine gesehen. Der pinke See kommt mir bekannt vor, aber die Legende von dem kleinwüchsigen Bandit kannte ich noch nicht.
Jepp, es gibt tausende Dromedare. Mittlerweile wissen wir auch, dass sie als Lastentiere für den Bau der Nord-Süd-Eisenbahn aus Afghanistan eingeführt wurden. Der Zug auf dieser Strecke heißt passend dazu The Ghan. (Danke Matthias für die Infos)