Uns hat nun doch das viel zitierte, wechselhafte und vor allem nasskalte Wetter der Südinsel, speziell der Westküste eingeholt. Es regnet und nieselt und regnet und tröpfelt und es wird nicht so richtig sonnig. Das, was wir auch in den vergangenen Wochen immer mal wieder tageweise erlebten, scheint sich nun festzusetzen. Nun, das ist der Preis, den man dafür zahlt, in der Nebensaison zu reisen und viele Sehenswürdigkeiten fast für sich zu haben.
Passend zum Wetter führte unsere heutige Strecke an einem der einsameren Küstenabschnitte entlang. Zwischen Greymouth, in dem wir eigentlich nur unsere Vorräte und unseren Tank auffüllten, und Hokitika gibt es nicht viel außer beeindruckender Landschaft und Blicke aufs Meer und die Klippen.
In Hokitika angekommen, besuchten wir zunächst das Informationszentrum, die sogenannte i-Site. Diese Zentren, die im ganzen Land in noch dem kleinsten Ort zu finden sind, sind meist toll hergerichtet, bieten außer Souvenirs und Karten häufig noch richtige Ausstellungen zur jeweiligen Umgebung und lokalen Flora und Fauna und – am allerwichtigsten – haben hervorragendes, immer freundliches und gut informiertes Personal. Hokitika war da keine Ausnahme. Die gut gelaunte Dame am Tresen empfahl uns mit viel Humor so viele Unternehmungen in Hokitika, dass wir fast noch einen Tag geblieben wären. (Es gibt einen Spaziergang, der vorbei am Friedhof zum ehemaligen Irrenhaus und Gefängnis führt. Diesen Ort nennen die Bewohner passenderweise misery hill, home oft he dead, the mad and the bad, zu Deutsch etwa „Elendshügel, Heimat der Toten, der Verrückten und der Bösen“. Ich gebe zu, das hatte mich schon neugierig gemacht.)
National Kiwi Centre
Am Ende erlagen wir aber unseren inneren Schweinehunden, die einmal nicht frieren oder noch nasser werden wollten. Wir wanderten ein wenig ziellos ins National Kiwi Centre, in dem es neben Kiwis noch einige andere einheimische und seltene Tiere zu bestaunen geben sollte. Eigentlich schreckte uns der Preis von über 20 NZ$, aber nachdem uns die freundliche Dame am Empfang einen ordentlichen Rabatt anbot und uns als Neuseeländer durchschleuste, erlagen wir der Versuchung doch. Die Chance, einen Kiwi in freier Wildbahn zu sehen, ist einfach so gering, warum sich nicht also hier das possierliche Vögelchen angucken?
Im Kiwi-Gehege durfte man leider keine Fotos machen, daher können wir euch nur schildern, wie wir diese seltenen Vögel erlebten: Nach dem Rundgang durch das restliche Zentrum, in dem es vornehmlich die unterschiedlichsten Fische gibt, kommt man in einen abgedunkelten Bereich. Kiwis sind nachtaktiv und sehr scheu. Wir waren daher ganz leise und wurden auch prompt belohnt: Das Gehege, von dem wir nicht all zu viel sehen konnten, wird auf einer Seite nur durch einen etwa brusthohen Zaun begrenzt, und direkt auf der anderen Seite davon stocherte ein Kiwi im Boden. Der lange, schmale Schnabel hat nämlich noch eine Besonderheit: Am Ende davon befinden sich Nasenlöcher, denn der Kiwi gehört zu den ganz wenigen Vögeln mit Geruchssinn. Dieser ist, genau wie das Hörvermögen, besonders gut ausgebildet, so dass Insekten und andere Beutetiere auch unter der Erde aufgespürt werden können.
Wir nahmen uns ganz, ganz viel Zeit und sahen diesem erstaunlich großen Zeitgenossen zu, wie er systematisch sein Gehege umgrub. Und als wir schon dachten, dass der Gute allein hier sei, entdeckten wir hinter seinem Bereich ein zweites Gehege, in dem noch ein Kiwi auf Nahrungssuche war. Leise pirschten wir uns an und da dieses Exemplar offenbar zwischen Boden und Scheibe besonders reichhaltige Nahrung vermutete, standen wir nun staunend nur wenige Zentimeter vor diesem Nationalvogel Neuseelands. Näher werden wir einem lebenden Kiwi wohl niemals wieder kommen.
Tuatara-Nachwuchs!
Vor lauter Kiwi-Begeisterung vergaßen wir ganz, wenigstens von den Riesen-Aalen Bilder zu machen. Diese sind eine der Hauptattraktionen und können sogar von den Besuchern gefüttert (und gestreichelt) werden. Wir hatten die letzte Fütterung gerade verpasst. Die gigantischen Tiere, die über anderthalb Meter lang und weit über 100 Jahre alt werden können, waren aber auch so beeindruckend genug.
Wovon wir wenigstens ein Foto gemacht hatten, waren jedoch die Tuataras. Diese „lebenden Dinosaurier“ haben sich seit 200 Millionen Jahren nicht verändert und leiden sehr unter eingeführten Raubtieren und kleiner werdenden Lebensräumen. Sie sind daher streng geschützt und besonders wertvoll. Und just, als wir das Zentrum verlassen wollten, kam uns eine Mitarbeiterin freudestrahlend und völlig aufgeregt mit einer kleinen Box entgegen: Die Tuataras haben Nachwuchs bekommen! Das hatte dort niemand erwartet. Man hatte nicht einmal eine Paarung, geschweige denn eine Eiablage beobachtet (die nur etwa alle 5 Jahre überhaupt stattfinden kann) und nun hatte sie gleich drei Junge gefunden (und war auf dem Weg, noch mehr zu suchen). Tuataras sind nämlich bekannt dafür, ihre Jungen zu fressen, wenn diese ihnen über den Weg laufen. Vielleicht sind sie ja auch ein bisschen selbst schuld an ihrer misslichen Lage.)
So kann aus einem regnerischen Tag ganz schnell ein ganz hervorragender Tag werden. Wir haben uns jedenfalls riesig mit den Mitarbeitern gefreut und angemessen gestaunt über die kleinen Mini-Echsen.
Glühwürmchen unter freiem Himmel
Von großen Kiwis über kleine Tuataras sollte es für uns heute aber noch eine Stufe winziger werden. Nur wenige Minuten Fußmarsch von unserem Campingplatz entfernt gibt es nämlich ein kleines, unbekanntes Glühwürmchen-Tal. Maja hatte uns dieses extra auf unserer Karte markiert. Da der Regen nach unserem Abendessen etwas nachgelassen hatte, setzten wir unsere Stirnlampen auf und los ging es!
Anders als bei unserem ersten Glühwürmchen-Erlebnis in Waipu muss man diesmal aber nicht in eine Höhle kriechen. Es reicht, sich durch einen kleinen Durchgang im Felsen bei der Straße zu schlängeln und im dahinterliegenden Wäldchen um sich zu schauen. Ein magischer Moment, wenn um einen herum überall diese kleinen türkisen Lichtpunkte glühen und man über sich gerade so den Nachthimmel erahnen kann! Außerdem ein großartiger Gute-Nacht-Gruß. Na dann, gute Nacht!
Sehr cool, in dem Zentrum war ich nie drin. Wie ihr so schön festgestellt habt, ist der Preis sehr heftig. Aber für euch hat es sich ja anscheinend richtig gelohnt, mit den Kiwis und Tuataras! ?
Wenn es nicht so geregnet hätte, wir an dem Tag schon irgendetwas Schönes gemacht hätten und wir nicht den unerwarteten Discount bekommen hätten, wären wir sicherlich auch nicht hinein. Aber so im Nachhinein bereuen wir es kein bisschen. ?
Hallo, ihr Zwei, ich bin ganz neidisch, dass ihr die kleinen Tuatara-Echsen gesehen habt. Wir konnten nur in einem Park in Wellington einen Blick auf eine Echse erhaschen. Die hatte sich aber so gut getarnt, dass wir auf dem Foto immer wieder neu suchen müssen. … LG und noch viele schöne Erlebnisse!!!
Ach schade, dass Ihr damals keinen guten Blick auf die Tuataras erhaschen konntet! Die sind schon echt cool, aber tarnen sich halt auch ziemlich gut.
In Invercargill haben wir sogar nochmal welche gesehen. Jetzt fühlen wir uns gleich noch privilegierter.
Oh, da hattet ihr ja wieder richtig Glück. Das wiegt doch alles wieder auf. Was für ein schöner und fast unverhoffter Ausflug mit so tollen Erlebnissen, dass es gleich Neid hervorruft. Herz, was willst du mehr! ?
Ja, da hatten wir wirklich wieder etwas Glück und haben auch gleich das beste aus dem schlechten Wetter gemacht.