Shark Bay: Erfahrungen, die sprachlos machen

Shark Bay: Erfahrungen, die sprachlos machen

Ein Großteil der Westküste Australiens ist auch bekannt als Coral Coast, also „Korallenküste“, und das nicht zu unrecht, wie wir in den kommenden Tagen erleben sollten. Mitten in der Coral Coast liegt die Shark Bay. Ein vielversprechender Name für unser nächstes Ziel.

Die Shark Bay ist Australiens erstes Gebiet, das von der UNESCO als Weltnaturerbe geschützt wurde. Die vielfältige Landschaft und die bunte Tier- und Pflanzenwelt haben ihren Teil dazu beigetragen. Mit am wichtigsten in der Beurteilung durch die UNESCO scheint aber eine kleine Lagune gewesen zu sein, die den unscheinbaren Namen Hamelin Pool trägt.

Hier nämlich befindet sich die weltweit bekannteste und größte Kolonie von Stromatolithen. Wem das bekannt vorkommt, der hat recht: Bereits vor ein paar Tagen hatten wir am Lake Thetis Bekanntschaft gemacht mit diesen ältesten aller Lebewesen. Am Hamelin Pool ist die Population aber noch größer und vor allem weniger zerstört.

Pechsträhne? Nein, diesmal nicht!

Auf dem Weg zur Shark Bay musste Jan sich die allerdings noch alleine anschauen. Ich hatte mir ein paar Stunden zuvor am letzten Ausguck im Kalbarri Nationalpark den Fuß furchtbar umgeknickt, sodass ich bald gar nicht mehr auftreten konnte. Da wurden böse Erinnerungen an meinen Fußbruch vor zwei Jahren wach. Zum Glück war am nächsten Morgen alles schon viel besser, aber kurz hatten wir überlegt, was wir machen würden, wenn ich tatsächlich für mehrere Wochen flachliegen würde. Kein schöner Gedanke.

Das beste an dieser Episode war, dass uns dadurch wieder einmal die Hilfsbereitschaft von Menschen vor Augen geführt wurde, die es ja tatsächlich noch gibt. Der Campingplatz, auf dem wir übernachteten wurde von einem Paar geführt, die sich sehr besorgt und rührend um uns kümmerten. Wir durften auf ihrem Privatparkplatz stehen, weil der näher an den Toiletten und Duschen lag, und wir hätten jede nur erdenkliche Menge an Eis, Schmerzmitteln und Bandagen haben können.

Muscheln, so weit das Auge reicht

So konnte ich am kommenden Morgen auch aus eigener Kraft zum blendend weißen Shell Beach humpeln. Dieser Strand besteht aus Billionen und Billionen von kleinen Muscheln. Aufgrund des hohen Salzgehaltes auch an diesem Strand werden die Muscheln nicht sehr groß, sondern tummeln sich lieber mit bis zu 4.000 Exemplaren auf einem Quadratmeter. In ebenso großen Mengen, wie hier tagtäglich „geboren“ werden, sterben sie auch und bilden diesen unglaublich großen, unglaublich weißen Strand. Früher wurde der Kalkstein, der sich aus den Muscheln gebildet hatte, abgebaut und als Mauersteine für die Orte in der Umgebung genutzt.

Ein bisschen 3D-Geschichte für Zwischendurch

In der Shark Bay selbst gibt es nur einen Ort, den wir natürlich ordnungsgemäß anliefen, um uns mit Informationen zu versorgen. Im Informationszentrum von Denham kann man aber nicht nur Touren buchen, sondern sich auch eine kleine Ausstellung rund um die Schlacht zwischen zwei Kriegssschiffen anschauen – komplett mit 3D-Film! Im zweiten Weltkrieg trafen hier vor der Küste der Stolz der australischen Marine, die Sydney II und das als Handelsschiff getarnte deutsche Kriegsschiff Kormoran aufeinander. Ein Ereignis, das keins der beiden Schiffe überstehen sollte und das nur ein Teil der deutschen Besatzung überlebte.

Meeresbewohner: Fun Facts I

Weil wir noch ein wenig Zeit zu überbrücken hatten, besuchten wir außerdem das Ocean Park Aquarium, unweit von Denham gelegen. Hier werden gerettete und gefangene, fast ausschließlich lokale Meeresbewohner gezeigt. Bei einer einstündigen, unterhaltsamen Führung durch das Aquarium lernt man allerhand interessante und nützliche Fakten. Beispielsweise, dass Wasserschlangen zwar die giftigsten Schlangen der Welt sind, es aber noch keinen einzigen Todesfall durch ihr Gift gibt. Zwar sei ein Mann vor ein paar Monaten nach einem Wasserschlangenbiss gestorben, das lag wohl aber am Schock, den der arme Mann erlitt, nicht am Gift selbst. (Was vielleicht ein bisschen nach Haarspalterei klingt). Trotzdem seien Wasserschlangen generell eher freundliche, neugierige Geschöpfe, die ihr Gift nur zur Jagd einsetzen. Selbst zur eigenen Verteidigung beißen sie, ohne Gift zu injizieren.

Überhaupt scheinen die meisten giftigen und gefährlichen Wassertiere besser als ihr Ruf zu sein. So seien Stachelrochen von Natur aus scheu und würden viel lieber vor dem Menschen fliehen, als ihn zu stechen, zumal sie dabei immer Gefahr laufen, ihren Stachel abzubrechen. Einzige Vorsichtmaßnahme, die uns ans Herz gelegt wurde: Nicht zu schnell ins Wasser rennen. Wie wir beim Schnorcheln später selbst mehrfach sehen konnten, liegen viele Rochen direkt hinter der Wasserlinie im Sand. Wenn man dann auf sie drauftritt, weil sie nicht schnell genug wegschwimmen konnten, kann es natürlich sein, dass sie zustechen.

Vor ein paar Meeresbewohnern sollte man sich hier als Mensch natürlich trotzdem in Acht nehmen. Nein, nicht vor den Haien, zu denen kommen wir gleich, und auch nicht vor den Krokodilen, da es die so weit südlich nicht gibt. (Dass Krokodile generell mit Vorsicht zu genießen sind, da sie so ziemlich als einziges australisches Tier den Menschen auf ihrer Speisekarte haben, versteht sich von selbst.) Der Steinfisch ist ein solcher Genosse, der eigentlich auch nichts weiter im Sinn hat als Selbstverteidigung. Das ändert allerdings nichts daran, dass ein Tritt auf diesen wirklich extrem gut getarnten Fisch zwar nicht tödlich, aber doch so schmerzhaft sei, dass man sich wünschte, man stürbe.

Meeresbewohner: Fun Facts II

Das Highlight des Rundgangs ist selbstverständlich die stündlich stattfindende Haifütterung. Wir stutzten auch erstmal, als wir „stündlich“ lasen. In der Praxis bekommt das ganze Becken Haie pro Stunde nur ein bis zwei Fischköpfe. Je nachdem, wer am meisten Hunger hat, der darf sich die dann schnappen, muss dafür allerdings ein bisschen arbeiten, damit die Besucher auch etwas von den schönen scharfen Zähnen sehen (und ein kleines Workout ist es obendrein).

Auch Haie sind (natürlich) viel besser als ihr Ruf. Menschenfleisch schmeckt ihnen generell eher gar nicht, weshalb Haie zunächst nur durch Anstupsen und Riechen testen, ob sie da etwas Essbares vor der Nase haben. Nur wenn sie sich unsicher sind, nehmen sie quasi einen Probebiss. Dies sind die gefürchteten Haiangriffe, nach denen der Hai in der Regel schnell abdreht, weil Mensch eben doch nicht schmeckt wie Robbe oder Fisch.

Die Meeresbiologen, die im Aquarium arbeiten, hatten dazu noch eine ganze Reihe Statistiken auf Lager. Kleinster gemeinsamer Nenner: So ziemlich alles, was wir während unseres Australienaufenthaltes machen würden – Auto fahren, essen, schlafen, jemandem nach dem Weg fragen – ist gefährlicher, als in dieses Haifischbecken zu springen. Davon würden maximal die Haie einen kollektiven Herzinfarkt davontragen.

Sunset Cruise

Uns hatte dieser Ausflug ins Aquarium unerwartet gut unterhalten und vor allem richtig Lust aufs Meer und auf seine Bewohner gemacht. Wie gut, dass es jetzt schon beinahe Zeit war für unsere Sunset Cruise. Wir hatten uns nämlich für den kommenden Tag zu einer Dugong-Tour angemeldet und mit dieser durfte man kostenfrei auch zum Sonnenuntergang rausfahren. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und standen, mit Knabbereien und Cider ausgestattet, pünktlich am Bootssteg von Monkey Mia. Vor uns lag ein schöner Katamaran, bei dessen Anblick insbesondere Jans Herz höher schlug.

Anfang der 1980er wurde die Shotover gebaut um den damaligen Geschwindigkeitsrekord zu brechen. Das gelang ihr mit 36 Knoten auch gleich in ihrer erstem Saison. Alle weiteren angepeilten Rekorde und Siege fuhr sie dann innerhalb ihrer ersten zwei Jahre ein, woraufhin man sie – es gab ja nichts weiter, auf das sich hinzuarbeiten lohnte – in den quasi Ruhestand versetzte. Einige Jahre später landete sie auf Umwegen dann in Shark Bay, wo sie nun, meist in aller Seelenruhe, Touristen zu den Weidegründen der Dugongs fährt.

Für heute Abend stand jedoch noch keine marine Safari auf dem Programm. Heute wollten wir ganz entspannt hinaussegeln, ein bisschen im Netz abhängen und dem Sonnenuntergang zuschauen. Dass Jan beim Setzen der Segel helfen konnte und sich anschließend ganz hervorragend mit der zweiköpfigen Crew unterhielt, war natürlich umso schöner. So unter Seefahrern macht man als Containerschifffahrer schon etwas her!

Die Delfine von Monkey Mia

Monkey Mia ist eigentlich kein richtiger Ort. Hier gibt es genau einen Campingplatz und einen Bootsanleger. Der Rest ist Nationalpark, dessen Hauptattraktionen Delfine, Dugongs und (im Winter/Frühling) Walhaie sind.

Für Wale waren wir ja in ganz Ozeanien zur falschen Zeit unterwegs. Und auch Delfine und Dugongs sind nicht notwendigerweise ortsgebunden. Monkey Mia jedoch wird von beiden Tierarten das ganze Jahr über besucht. Speziell die Delfine locken jeden Morgen ganze Heerscharen von Besuchern an, denn dann heißt es: Delfinfütterung!

Bereits in den 1960er Jahren kamen die ersten Delfine hier in die Bucht, als Fischer anfingen, die Meeressäuger mit ihrem Fischabfall zu füttern. Daraus erwuchs erwartungsgemäß eine große Touristenattraktion, die zunächst alles andere als gut für die Delfine war. Ihnen wurden so viele Fische zugesteckt, dass der Nachwuchs das Jagen nicht mehr erlernte und die meisten Delfinjungen nicht überlebten. Mitte der 1990er Jahre wurden deshalb endlich strenge Richtlinien eingeführt. Seitdem sind die Fütterungsmengen und der Kontakt mit den Delfinen stark eingeschränkt. Die Tiere bekommen heute nicht mehr als einen kleinen Snack, der nicht reicht, um satt zu werden.

Normalerweise sind wir ja ein wenig skeptisch solchen Aktionen gegenüber. Das, was wir gelesen hatten, überzeugte uns aber doch, zumindest einen Blick zu werfen. Dabei hatten wir auch noch besonderes Glück, denn heute standen bei der ersten von drei Fütterungen statt der auch gerne einmal vierhundert Gästen keine einhundert Besucher am Ufer, die sich außerdem alle brav an die Spielregeln hielten.

Darüber hinaus war heute erst der zweite Tag, an dem die Touristen wieder bis zu den Knöcheln ins Wasser durften. Eins der Delfinweibchen hatte nämlich ein Junges mitgebracht und das sollte nicht durch all die Menschen verschreckt werden, solange die Bindung zwischen ihm und der Mutter noch zu fragil war.

Delfinfütterung

Für uns war es trotz aller Vorbehalte faszinierend, wie genau diese eigentlich wilden Tiere wussten, wann was passieren würde. Wie sie sich bis ganz ins flache Wasser vorwagten und sich auf die Seite legten, um auch über Wasser schauen zu können, was da so passierte. Diese Delfine gehören zu einer losen Gruppe von Delfinen, die sich primär an dieser Küste aufhält. Daher ist es für sie nichts Ungewöhnliches, in so flaches Wasser zu schwimmen. Sie wissen auch, wie sie von dort wieder ins tiefere Wasser kommen, ohne zu stranden. Delfine, die weiter draußen im Ozean leben, würden auch für Fisch sicher nicht so nah an den Strand kommen.

Als wir dann noch sahen, wie die Mitarbeiter des Nationalparks die Delfine zu keiner Zeit anfassten, wie sie den Fisch erst an den Strand brachten, als die Delfine sich „in Position“ gebracht hatten“, da war dann auch unser schlechtes Gewissen beruhigt, hieran teilzunehmen. Und überhaupt kann man sich nur schwer der Faszination für diese Geschöpfe entziehen, wenn sie so nah vor einem sind und einen aufmerksam betrachten.

Dass Jan dann auch noch als einer von wenigen Besuchern ausgewählt wurde, einen Fisch zu verfüttern, war das i-Tüpfelchen auf unserem Morgen.

Auf Dugong-Suche

Wir hatten allerdings kaum Zeit, um das Gesehene und Erlebte zu verarbeiten. Denn es wartete ja noch unser Törn zu den Dugongs auf uns. In der Shark Bay leben immerhin 10% aller Dugongs weltweit. Die Bucht verfügt damit über die zweitgrößte stationäre Population der Welt. Gute Chancen also, diese sanften und scheuen Meeressäuger, die eng mit den Manatis verwandt sind, zu entdecken.

Die Seegrasfelder, auf denen sie grasen, liegen ein paar Kilometer vor der Küste der Shark Bay, befinden sich aber meist dicht unter der Wasseroberfläche. Da Dugongs alle paar Minuten zum Atmen an die Luft kommen müssen, und das Wasser hier so klar ist, lassen sie sich auch aus der Ferne ganz gut erkennen – wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muss. Das ist im Wesentlichen ein bis zu drei Meter langer, brauner Fleck, der entfernt an eine schwimmende Kartoffel mit Walschwanz erinnert.

Dank unseres sehr coolen, aber auch sehr fähigen Skippers und eines enthusiastischen Leichtmatrosen (nein, nicht Jan!) fanden wir schließlich sogar eine Gruppe von vier dieser braunen Kartoffelflecken, darunter einem ganz kleinen. Heute morgen ein Delfinjunges, nun ein Dugongjunges! Man kommt manchmal nicht umhin zu glauben, dass diese Welt vielleicht doch noch zu retten ist.

Auf der Heimfahrt sahen wir dann noch Schildkröten und zwei Adlerrochen vor dem Katamaran. Das, was wir eingangs für einen Schwarzspitzenriffhai hielten, entpuppte sich dann zwar als der fast genau so aussehende, aber eindeutig nicht den Haien zuzuordnende Kobia (auch Königsfisch oder Offiziersbarsch), aber kurz darauf gaben sich doch noch zwei Haie die Ehre. Eine schöne Welt, diese Unterwasserwelt bei Shark Bay!

Wasserfontänen und ein Freiluftaquarium

Beim Verlassen der Shark Bay kurze Zeit später, erkundeten wir diese Unterwasserwelt noch ein wenig auf eigene Faust. An der Little Lagoon wurde uns gutes Schnorcheln vorhergesagt, aber wir müssen wohl an der falschen Stelle unterwegs gewesen sein. So wahnsinnig viel gab es hier heute nämlich nicht zu sehen. Wie dicht aber ein phantastisches und ein durchwachsenes Schnorchelerlebnis zusammenhängen können, erlebten wir ein bisschen weiter nördlich.

Carnarvon ist der letzte größere Ort vor Exmouth, was der nördlichste Teil auf diesem Teil unserer Reise werden sollte. Hier schafften wir es endlich, unsere Windschutzscheibe reparieren zu lassen und hier hatten wir auch eins der besten, wenn nicht das beste Schnorchelerlebnis unserer gesamten bisherigen Weltreise.

Die meisten Touristen nutzen Carnarvon lediglich zum Aufstocken ihrer Vorräte (oder zur Autoreparatur…). Ein paar wenige verirren sich noch zu den Blowholes weiter nördlich. Da dies aber einen Umweg von 150 Kilometern bedeutet, ist man selbst hier meist allein.

Warum sich der Umweg trotzdem lohnt (und wir ihn gleich zweimal gemacht haben) ist das direkt nebenan gelegene „Aquarium“. Diese kleine Lagune wird von den Einheimischen so genannt und kaum waren wir im Wasser wussten wir auch, warum. Fische, wohin man blickte. Bestimmt 50 verschiedene Arten sahen wir nur während dieses einen Schnorchelgangs, neben Seegurken, Mördermuscheln, Seeigeln, Korallen und allerhand anderem Meeresgetier und -gewächs.

Glaubt es oder auch nicht…

Allein das hätte schon ausgereicht, um uns glücklich zu machen. Dann aber entdeckte Jan unter einem Felsvorsprung den größten Hummer, den wir jemals zu Gesicht bekommen haben. Allein die Fühler von diesem Riesen waren gut und gerne 70 Zentimeter lang, der Rest des Körpers mindestens noch einmal so viel. Und bunt war er! Nicht nur langweilig schwarz oder rosa oder wie auch immer normale Hummer in freier Wildbahn so aussehen. Die Mutter aller Hummer saß da unter diesem Felsvorsprung und versuchte, sich möglichst klein zu machen.

Dann, kaum hatten wir uns an diesem Hummer sattgesehen, entdeckte ich keinen halben Meter weiter die Mutter aller Kugelfische! Allein die Augen dieses (sehr friedlich und liebenswert dreinschauenden) Ungetüms müssen einen Durchmesser von fünf bis sechs Zentimetern gehabt haben. Er saß quasi ein Stockwerk über dem Hummer unter einem anderen Felsvorsprung und teilte sich sein Apartment mit … ja, genau, noch einem Riesenfisch: Ein großer, blauer Schmetterlingsfisch huschte plötzlich hinter seinem Mitbewohner hervor und suchte schnell das Weite. Er war bei dieser illustren Wohnungsgemeinschaft wahrscheinlich der einzige, der in dieser Lagune noch irgendeine andere Spalte kannte, die groß genug für ihn war.

Tja, und um dem Ganzen dann noch eins draufzusetzen, erspähte ich zwischen Hummer und Kugelfisch, quasi unter der Treppe, einen Oktopus. Ob der auch so riesige Ausmaße hatte, konnte ich nicht sagen, die Tentakel, die er kurz einmal hervorstreckte, waren jedenfalls beeindruckend. Sicher weiß ich nur, dass er unsere Anwesenheit gar nicht witzig fand. Er war nämlich tiefrot angelaufen und daher wohl stinksauer. Wir traten dann auch bald den Rückzug an, um dieser Gemeinschaft von Riesen ein wenig Luft zum Atmen zu lassen.

Ein gut getarnter … Stein?

Dass ich bei diesem Rückzug dann noch einen Steinfisch entdeckte, ist nach einer solchen Aneinanderreihung von Superlativen wahrscheinlich nur noch eine Randnotiz wert. Jan schüttelte darüber aber noch Tage später den Kopf. „Wie hast Du den nur entdeckt?!“ Wer Steinfische schon einmal im Zoo gesehen hat, der weiß, warum. Völlig bewachsen und regungslos sind sie von ihrer Umgebung kaum noch zu unterscheiden und lauern so kleinen Fischen auf, die sie in Sekundenbruchteilen verschlingen, wenn sie zu nah an ihrem Maul vorbeischwimmen.

Da wir leider erst nach diesem Schorchelgang daran gedacht haben, dass wir ja eigentlich für genau solche Gelegenheiten eine GoPro dabei haben, können wir von all dem leider keine Beweisfotos anbieten. Wir können euch nur versichern, dass wir bei der Beschreibung in keinster Weise übertrieben haben und die Erinnerung daran in unseren Köpfen und in unseren Herzen wach halten.

Manches lässt sich einfach nicht wiederholen

Weil uns dieses „Aquarium“ so umgehauen hatte, statteten wir ihm auf unserer Rückfahrt Richtung Perth noch einen weiteren Besuch ab. Diesmal waren wir auch mit unserer Kamera ausgestattet! Zweimal versuchten wir, das Erlebte zu wiederholen. Aber sowohl bei der abendlichen Flut wie bei der am nächsten Morgen war deutlich weniger Wasser in der Lagune. So kamen wir nicht einmal ansatzweise in die Regionen, die wir zuvor besucht hatten. Immerhin einen Oktopus erspähte ich noch einmal. Der lief bei meinem Anblick aber wieder dunkelrot an und war in seiner Höhle verschwunden, bevor ich auch nur daran denken konnte, die GoPro auf ihn zu richten.

Weil aber (fast) kein Umweg umsonst ist, hatten wir auf diesem zweiten Abstecher zum Aquarium noch ein tolles Erlebnis, das wir sonst sicher verpasst hätten. (Und das für uns den Ruf dieses Küstenabschnitts als Heimat der Riesen nur festigte.) Vor uns lief ein Waran über die Straße, genauer gesagt ein Perentie. Wir hatten zuvor schon einmal ein leider totes Exemplar und ein sehr kleines, dafür lebendiges Tier gesehen. Keins der beiden hatte uns aber hierauf vorbereitet. Gut und gerne zwei Meter lang war dieser. Da wunderte es uns nicht, dass diese Reptilien enge Verwandte des Komodowarans sind. Ihr wissenschaftlicher Name, Varanus giganteus, ist mehr als passend. Dieser Gigant war sogar so freundlich, ein Stück abseits der Straße so lange auf uns zu warten, bis wir unsere Kameras herausgekramt hatten.

Und die GoPro, das versprechen wir, die haben wir ab jetzt immer dabei, wenn es unter Wasser geht!

6 Comments

  1. Es ist so schön, das alles auch noch einmal zu lesen. 🙂 Die Fotos sind mal wieder sehr schön und auf die Seekuhtour bin ich schon ein wenig neidisch.
    Jan sieht so aus, als hätte er eine tolle Zeit auf den Segelbooten gehabt und hatte mal wieder eine Chance, dem Seebär Auslauf zu geben…

    1. Jepp, das Segeln hat Spaß gemacht. Und dann auch noch auf diesem besonderen Boot.

      Die Seekühe sahen so aus, als würden sie noch eine Weile bleiben. Solange wir Menschen sie also pfleglich behandeln, hast Du die Möglichkeit nochmal herzukommen und sie Dir in natura anzuschauen.

      Jan
  2. Schön zu sehen wie glücklich auf den Meer ist. Mein Seebär hätte wahrscheinlich auch so geschaut. Vorallem wenn die beiden diese Tour zusammen gemacht hätten 🙂 Und gut, dass dein Knöchel heil geblieben ist. Nicht auszudenken, wenn du wieder so lange damit hättest kämpfen müssen!

    Mina
  3. Stromatolithen gibt es sogar bei uns in Norddeutschland, wenn auch lange nicht solch enorme Exemplare in dieser Fülle und auch keine noch wachsende Kolonie (ich glaube, die Australische wächst noch).Wenn man bedenkt, wie alt sie sind, das ist unvorstellbar.
    Die kleinen Muscheln in dieser Hülle und Fülle, das hat etwas. muss eigenartig sein, dort drüber zu laufen. Sieht aus, wie ein weißer Strand und dann sind es abermillionen Muscheln, verrückt.
    Den Riesenhummer hätte ich zwar gern gesehen, aber die Delfine entschädigen einfach für alles. Wie schön, dass ihr das erleben konntet.

    Kirsten55
    1. Von deutschen Stromatolithen haben wir noch nichts gehört. Da sieht man mal wieder, dass man ja eigentlich (aber auch nur eigentlich) gar nicht so weit reisen muss, um solche Naturwunder zu sehen.
      Shell Beach war wirklich eine Überraschung. Vor allem, weil wir gedacht hatten, dass die Muscheln deutlich größer sein würden. Aber aufgrund des hohen Salzgehalts werden sie dort meist nur sehr, sehr klein.

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