Die Southern Scenic Route wird uns ein paar Tage begleiten, so viel ist schon jetzt klar. Nicht nur aufgrund ihrer Länge, sondern vor allem weil sie einfach so viele schöne Ausblicke und so viel Abwechslung bietet. Wir wären ja doof, wenn wir da einfach durchbrausen würden! Also hielten wir einmal wieder alle fünf Minuten, um Fotos zu schießen oder einfach nur zu staunen.
Unterwegs an der Südküste
Von der Clifden Suspension Bridge ging es ziemlich direkt an die südliche Küste. Wir wurden mit viel Wind begrüßt und einigen spektakulären Klippen, an denen sich die Wellen brachen. Dieser niemals aufhörende Südwind hat das Land über Millionen von Jahren mitgeformt. An anderer Stelle brauchte er aber nicht einmal einen Bruchteil dieser Zeit: Die Monterey-Zypressen wurden von ihm in geradezu skurrile Formen gepeitscht.
Auch wenn McCracken’s Rest nicht viel mehr Infrastruktur bot außer einem Wegweiser, so war dieser unser erster Ausblick auf die Südküste doch schon sehr vielversprechend.
Am Gemstone Beach kann man kleine gemstones, also „Edelsteine“ suchen und ist herzlich eingeladen, ein oder zwei mitzunehmen. Natürlich handelt es sich in der Regel „nur“ um bunte, rundgewaschene Steine. (Man kann dort wohl auch echte Halbedelsteine finden, aber dafür war unser ungeübtes Auge einfach zu schlecht.) Trotzdem zierten bei unserer Weiterfahrt zwei weitere bunte Kiesel Armaturenbrett von Pest Control.
Ein kleines Juwel (allerdings wieder nur ein metaphorisches) fanden wir ein paar Kilometer weiter: Im Cosy Nook, zu Deutsch etwa „gemütliche Nische“, sitzen einige wenige Ferienhäuser und Fischerboote in einer felsigen, urigen Bucht. Ein wenig waren wir an Schottland erinnert, wie da so die Felsen ins Meer hineinragten. Ob die Schotten freilich eben so viel Humor beweisen wie die Besitzer der kleinen Häuschen im Cosy Nook bei der Gestaltung der öffentlichen Toilette wissen wir allerdings nicht.
Neben der Landschaft ist auch die Einsamkeit auf der Southern Scenic Route bemerkenswert. Uns begegneten erstaunlich wenige Fahrzeuge und fast gar keine anderen Touristen. Nicht, dass wir diese vermisst hätten! Wir freundeten uns stattdessen mit den Kühen entlang des Weges an.
Invercargill
Invercargill dient den meisten Reisenden maximal als kurzer Zwischenstopp auf dem Weg nach Stewart Island oder entlang der Küste. Wir wollten der Stadt zumindest ein bisschen mehr Aufmerksamkeit widmen, zumal sie auf uns eigentlich recht nett und sympathisch wirkte.
Mitten in Invercargill liegt der Queen’s Park. Der gigantische Queen’s Park, muss ich eigentlich schreiben. Und noch genauer: Der gigantische und außerordentlich abwechslungsreiche Queen’s Park. Hierhin zog es uns, denn hier sollte es noch einmal Tuataras zu sehen geben.
Diese sind im Southland Museum and Art Gallery untergebracht und stellen inzwischen dessen einzige verbleibende Bewohner dar. Denn das in Form einer weißen Pyramide gebaute Museum schien erst vor kurzem dauerhaft geschlossen worden zu sein. Durch die Scheiben sahen wir noch ein paar letzte mit Akten gefüllte Kartons, abgesehen davon muss das Gebäude schon komplett leergeräumt worden sein. Wirklich schade und über die Gründe konnten wir nur spekulieren. Genauso wie über den Verbleib der kleinen Dinosaurier.
Glücklicherweise sind die Terrarien der Tuataras in der Rückwand des Museums mit Blick auf den Park eingelassen, so dass sie (noch) weiterhin zu sehen sind.
Flora und Fauna
So um unsere eigentlich eingeplante Ladung Kultur gebracht, beschlossen wir kurzerhand, stattdessen dem Queen’s Park einen längeren Besuch abzustatten. Was zunächst nur nach ein bisschen Rosengarten aussah, öffnete sich dahinter zu Felsgärten, Ententeich (komplett mit malerischer Steinbrücke), einer Statue von Peter Pan, einem Gewächshaus mit einem echten Boot, dessen Überreste zu einem anmutigen Wasserspiel verbaut wurden.
Es gab sogar mehrere große Vogelvolieren mit allerlei interessanten, bunten Vögeln. Da stolzierte ein golden-roter Fasan um seine Weibchen. Ein paar Kakas dösten vor sich hin. (Das sind die schon einmal erwähnten Verwandten des Keas, die zwar weniger lautstark und wohl auch weniger schlau sind, aber mindestens genau so niedlich.) Und ein weißer Kakadu streckte uns – sehr zu unserer Überraschung – sein Köpfchen entgegen, um gekrault zu werden. Das fand er so toll, dass wir deutlich länger hier blieben als gedacht.
Wiederum ein Stück weiter fand sich ein kleiner „Zoo“ mit einer interessanten Auswahl an Tieren. Ein Strauß wedelte aufgeregt mit den Flügeln, weil er auf Futter von uns hoffte. Ein weißer Truthahn puffte uns wie ein aufgeregtes Überdruckventil an, weil er dachte, wir wollten seinem ebenso weißen Weibchen zu nahe kommen. Zwei Wallabys grasten zusammen mit einem Pfau, Hasen, Ziegen, Hühnern, Schweinen und Rehen. Eine verrückte Wohngemeinschaft, die sich hier zusammengefunden hatte. Trotzdem – die Show wurde ihnen heute von den weißen Vögeln gestohlen.
Malerischer Sonnenuntergang
In der Nähe des kleinen Örtchens Fortrose fanden wir anschließend unser Lager für die Nacht. Wieder einmal waren wir Neuseeland sehr, sehr dankbar für diese phantastischen und häufig kostenfreien Campingplätze, die man an allen möglichen schönen Orten findet. Hier konnten wir unseren Campervan drei Meter vom Strand entfernt abstellen und hatten den besten Blick auf einen wundervollen Sonnenuntergang.
Da habt ihr mal wieder einen sehr sehr schönen Ausblick aus dem Camper gehabt. 🙂
Stimmt. Das ist das tolle an der Gegend hier unten: Man findet ganz viele Stellplätze an der Küste und hat eigentlich fast immer einen phantastischen Sonnenaufgang. ?
Diese sturmgepeitschten Zypressen sehen schon seltsam aus. Wie tapfer sie sich dennoch halten.
Die Fotos mit der Kuhherde sind köstlich: Da stand ja die ganze Meute direkt am Zaun und Jan einsam und allein davor. Man weiß nicht, wer da wen bestaunt.
Also genau genommen hat Jan nur den Kopf geschüttelt über so viel geballte Kuh-“Intelligenz”. ?