Wir hatten uns fest vorgenommen, in Westport noch einmal ins Meer zu tauchen. Aber weder am Vorabend noch heute früh hatten wir dann am Ende den Mumm (und die nötige Körperwärme). Auch wenn es hier in Neuseeland in großen Schritten auf den Sommer zugeht, so bewegen wir uns doch derzeit gen Süden. Und hier auf der Südhalbkugel heißt das: Es wird kälter!
Also sind wir von Westport direkt zum Paparoa Nationalpark gefahren. Dieser gehört zu Neuseelands kleinsten und unbekanntesten Nationalparks. Die Hauptattraktion hier sind die Pancake Rocks, die dann auch auf den Tourenplänen fast aller Besucher stehen. Aber den Rest vom Nationalpark? Den umfahren die meisten dann doch. Das wollten wir anders machen.
Geschichtetes Gestein
Zunächst aber ging es auch für uns zu den „Pfannkuchen Steinen“. Die liegen nämlich bequem fast an der Straße und ein kurzer, aber informativer und gut gestalteter Weg führt dorthin.
Wie die Pancake Rocks entstanden sind, ist nach wie vor nicht hundertprozentig klar. Die favorisierte Theorie ist allerdings das sogenannte „Stylobedding“. So ganz habe ich es immer noch nicht verstanden, aber im Wesentlichen läuft es darauf hinaus, dass sich vor Jahrmillionen unter enormem Druck nicht einfach nur Kalkstein gebildet hat, wie man ihn auch woanders kennt.
Hier haben sich aus noch ungeklärten Gründen dünne Schichten von mudstone (im Gegensatz zu limestone = Kalkstein) geformt. Diese dünnen Schichten sind in den letzten 100.000 Jahren (nachdem sich der Meeresboden gehoben hatte) stärker erodiert als der normale Kalkstein. Und heute sehen wir diese Unterschiede in Form eben jener pfannkuchenartig aufeinander geschichteter Steinwände.
An der Küste nagen Wasser und Wind am Kalkstein und haben bizarre Säulen und Gänge geschaffen. Bei Flut schießen die Wellen geradezu in einige dieser Höhlen, so dass das Wasser meterhoch in die Luft geblasen wird. Dort spricht man dann von einem „blowhole“. Auch wir hatten die Gelegenheit, einen Eindruck davon zu erhaschen.
Aber auch an anderen Stellen entlang der Küste sieht man immer wieder diese Gesteinsschichtung, sogar in den Felswänden hunderte Meter über den Baumkronen.
Doch kein Loop
Durch den Paparoa Nationalpark gibt es einen Mehrtagestreck, der jedoch aufgrund von Sturmschäden schon seit längerer Zeit nicht durchgängig begehbar ist. Einen kleinen Teil davon sollte man aber als 12 Kilometer langen Rundweg laufen können. Schade, dass sogar die Dame im Informationszentrum nicht wusste, dass auch dieser noch teilweise gesperrt ist.
Wir machten das Beste draus und gingen von beiden Seiten des Rundwegs so weit, wie es halt eben möglich war. Das kurze Ende war tatsächlich sehr schön. An einem Flüsschen entlang bis hin zu einem netten Aussichtspunkt. Dann war Schluss, was ein großes Schild an einem ziemlich ernstgemeinten Zaun sehr deutlich machte.
Das längere Ende war leider etwas enttäuschend, was auch an den auf einer Parallelstrecke stattfindenden Bauarbeiten lag, die uns akustisch eine ganze Weile begleiteten. Aber vielleicht sind wir auch gerade nur besonders verwöhnt von phantastischer Landschaft und zauberhaften Wanderungen durch verschiedenste (Regen-)Wälder.
Ruinen einer Kohlemine
Auf dem Weg zu unserem auserkorenen Campingplatz für die Nacht passierten wir die ehemalige Brunner Kohlemine. In den 1880er Jahren war dies das ergiebigste Kohlebergwerk Neuseelands. Weil unter dem hochwertigen Kohleflöz fast ebenso guter Lehm zu finden war, wurden gleich neben den Koksöfen (die nie ihre volle Kapazität erreichten) Lehmziegel gebrannt, die in die ganze Welt verschifft wurden.
1896 war die Brunner Kohlemine aber auch Schauplatz des schlimmsten Bergwerkunglücks (und bis heute des schlimmsten Arbeitsunfalls) Neuseelands: Am frühen Morgen des 26. März gab es eine riesige Explosion unter Tage, die sämtliche 65 Arbeiter, die zu diesem Zeitpunkt in und vor der Mine waren, das Leben kostete.
Was dort unten in den Schächten passiert war, wurde nie ganz geklärt. Dass das Unglück aber erst durch die schlechten Arbeitsbedingungen und quasi nichtexistenten Sicherheitsvorkehrungen möglich gemacht wurde, war bald offenkundig. Ventilation und Entlüftung? Davon konnten die Minenarbeiter nur träumen.
In der Folge wurden Neuseelands Arbeitssicherheitsbedingungen verschärft beziehungsweise solche überhaupt erst geschaffen. Gewerkschaften bekamen größeres Gewicht und Mitspracherecht. Trotzdem konnte all das den Niedergang der Brunner Kohlemine nicht mehr aufhalten. In den 1940er Jahren war es dann aus mit der Mine und die Stätte wurde der Verwahrlosung preisgegeben.
Gut 40 Jahre später befreite man das, was von der Mine übrig geblieben war, aus den Klauen des Waldes und das ist nun das, was wir heute besichtigen konnten. Diese wirklich gut gestaltete Erinnerungsstätte ist also nicht nur ein Mahn- und Denkmal, sondern zeigt auch eindrucksvoll, was Mutter Natur sich in so kurzer Zeit zurückerobern kann, wenn man sie nur lässt.
Die Miene habe ich dort gar nicht entdeckt. Aber dafür bin ich wahrscheinlich den Rundweg gegangen. Schade, Bauarbeiten sind sicherlich wirklich sehr störend, wenn man die schöne Landschaft dort genießen will.
Das sind sie und Du hast mit dem Rundweg definitiv die richtige Wahl getroffen. Das, was wir davon sehen konnten, sah ja richtig gut aus.
Wer baut dort eigentlich diese Steintürmchen?
Die “Pfannkuchen-Steine” finde ich klasse, das sieht einfach verrückt aus, man staunt ja nur. Die Natur bringt schon unglaubliche Dinge hervor.
Die Steintürmchen findet man auf der ganzen Welt. Die werden halt von den Leuten, die gerade am Strand oder wo auch immer sind, gebaut, wenn sie sich inspiriert (oder vielleicht gelangweilt) fühlen. In Südamerika kann das noch mit der Pachamama zu tun haben (wobei das sicher nicht für die Touristen gilt) und woanders bzw. früher wurden sie als Wegemarkierungen genutzt. Es gibt also die verschiedensten Gründe für diese Türmchen. Ihnen allen gemein ist allerdings, dass sie meist sehr schöne Fotomotive abgeben. ?