„Was für ein cooles To Do!“, dachten wir uns noch, als wir das hier lasen:
Neuseeland: Tanzt den Haka.
Da können wir so richtig in die Kultur der Maori abtauchen, dachten wir. (Als ob man das in zwei Monaten oberflächlichen Herumreisens tun würde…) Und ganz nebenbei noch eine Fähigkeit erlernen, die uns bestimmt einmal nützen würde. Beispielsweise, wenn wir im neuseeländischen Rugby Nationalteam spielen.
Aber wie so häufig hatte es auch dieses To Do ganz schön in sich. Der Haka ist halt nicht nur wildes Herumgestapfe und Zungen Heraustrecken (auch wenn das ein großer Teil davon ist). Zum Haka gehört gemeinhin auch ein Sprechgesang, der für Europäer verdammt schwierig zu erlernen ist. Außerdem, und das war vielleicht der wichtigere Teil dieses ABERs, ist der Haka ein wichtiger Bestandteil der maorischen Kultur. Als solches gebührt ihm höchster Respekt. Was die maorische Kultur sicher nicht verdient ist, dass Nicht-Maori versuchen, sich stümperhaft ein Stück davon abzuschneiden und für sich zu vereinnahmen.
Wir haben dieses Dilemma für uns folgendermaßen gelöst: Statt Worte und Tanz auswendig zu lernen und für euch aufzuführen (und dabei ein schlechtes kulturelles Gewissen zu haben), sind wir zur Ko Tāne Maori Experience gegangen. Diese Veranstaltung wird nämlich von Maori organisiert und durchgeführt, die Besuchern ihre Kultur näherbringen wollen. Das tun sie im Übrigen auf ganz humorvolle Art und Weise, so dass man sich nie wie in einem Zirkusvorkommt, bei dem man fremdländische Bräuche begafft. Außerdem, so versprach die Homepage von Ko Tāne, ist das Ganze interaktiv und man darf dabei ein wenig Haka tanzen. Perfekt!
Haka für Einsteiger
Aber was ist eigentlich ein Haka? Ganz kurz gefasst ist der Haka der maorische Kriegstanz. Mit ein wenig mehr Worten lässt sich noch hinzufügen, dass bei diesem Tanz darum geht, dem Gegner vor dem Kampf Geschicklichkeit, Kraft und Entschlossenheit zu demonstrieren.
Internationale Bekanntheit (sofern man ab und zu Rugby schaut, was wir ehrlich gesagt noch nie zuvor getan hatten) hat der Haka erlangt, weil ihn die neuseeländische Rubgy-Mannschaft vor jedem ihrer Spiele aufführt. Dieser spezielle Haka ist eine Adaption des Hakas, der vom Maori-Häuptling Te Raupahara getanzt wurde. Daneben gibt es aber noch eine Vielzahl von weiteren Hakas.
Oh, und als kleine, aber interessante Randbemerkung: Der Haka ist nicht allein den Männern vorbehalten! Auch Frauen haben den Haka getanzt und tun es bis heute.
Einheimische Tiere
Weil es unser vorletzter Abend in Neuseeland war und weil wir irgendwie das Gefühl hatten, wir sollten das ein bisschen zelebrieren, buchten wir nicht nur die Ko Tāne Maori Experience. Wir holten uns gleich das ganze Paket, komplett mit Führung durch Willowbank, einen kleinen Zoo mit einheimischen und eingeschleppten Tierarten und einem Hangi zur Krönung des Abends. (Welches durchaus lecker und auf jeden Fall besser war als das Hangi, welches wir uns selbst zubereitet hatten. Trotzdem riss es uns kulinarisch nicht so vom Hocker.)
In Willowbank, einem wirklich nett angelegten Zoo, kann man auf mäandernden Pfaden verschiedene Tierarten sehen, die einem in der Wildnis Neuseelands wahrscheinlich ausweichen würden. Die Aale waren für uns dabei besonders spannend. Die wissen scheinbar genau, an welcher Stelle sie normalerweise gefüttert werden. Was sie nicht wussten war, dass wir kein Futter dabei hatten. Also fanden sie sich doch alle ein, als wir den (leeren) Löffel ins Wasser hielten. Was für unglaubliche Tiere!
Noch schöner war es natürlich, noch einmal Kiwis aus nächster Nähe zu sehen. Gleich fünf dieser Vögel konnten wir im Nachttierhaus bei absoluter Stille und absolutem Fotoverbot beobachten. Weitere gibt es wohl draußen in den Gehegen, in denen Tag und Nacht nicht vertauscht wurden.
Ja, und dann gab es natürlich noch Wekas und Keas und Tuataras. Die Keas blieben ihrem Ruf treu und waren mehr als zutraulich. Wie kann man aber auch bei so einem tollen Rucksack widerstehen?! Da könnte ja etwas zu spielen drin sein… (Und nicht erschrecken – der Kea auf meiner Schulter hat tatsächlich die obere Hälfte seines Schnabels eingebüßt, weshalb er jetzt hier in diesem Zoo ist und liebevoll umhegt wird.)
Maori-Kultur
Nach Neuseelands Fauna ging es mitten hinein in die maorische Kultur. Viele Elemente ähnelten denen, die wir bereits in Waitangi erleben durften: Die traditionelle Begrüßung, die Herausforderung und das anschließende Friedensangebot durch einen Krieger des Stammes, die Tänze und Gesänge.
Schön war hier, dass uns ein wenig mehr über die Instrumente und das Dorfleben der Maori erzählt wurde, bevor es zur eigentlichen Darbietung ging. Wir bekamen also Vorführungen von kleinen Flöten, „singenden“ Pendeln und Muscheln, die beim Hineinblasen einen ganz eigenen Ton von sich gaben. Aber auch Vogelfallen und Kriegsübungen wurden uns gezeigt. Bei Letzteren beispielsweise schnitt Jan ganz hervorragend ab, wie ihr in untenstehendem Video sehen könnte.
Poi und Haka
Im Versammlungshaus wurden dann besagte Tänze und Gesänge zum Besten gegeben.
Ja, und irgendwann kam dann der „Mitmach-Teil“. Hier bei Ko Tāne wurden – leider, muss ich ja fast sagen – die Frauen aufgefordert, einen Tanz mit dem Poi zu erlernen. Der Poi, das ist vereinfacht ausgedrückt ein leichter Ball, der an einem Stück Schnur befestigt ist. Die Schnur kann kurz oder lang sein, wobei es leichter ist, mit dem kurzen Poi zu arbeiten. Der Ball wird in unterschiedlichen Figuren herumgewirbelt und im Rhythmus der Musik auf Unter- und Oberarme geklatscht. Nachdem ich das nun selbst ausprobiert habe, kann ich sagen: Es sieht leichter aus, als es ist!
Die Männer durften sich anschließend am Haka versuchen. Irgendwie sah das alles einfacher aus als das mit dem Poi, aber vielleicht bin ich da jetzt auch ein wenig voreingenommen. Urteilt einfach selbst.
P.S.: Auch wenn der erste Teil des Videos nicht so anmuten mag, sind wir große Verfechter davon, mit anderen Kulturen respektvoll umzugehen. Nichts in diesem Video soll die Kultur der Maori ins Lächerliche ziehen oder despektierlich sein. Wir sind ganz im Gegenteil zutiefst dankbar, dass uns wiederholt die Möglichkeit gegeben wurde, zumindest einen kleinen Einblick in die Lebensweise und die Traditionen dieses faszinierenden Volkes zu bekommen.
Haha, ja, ich musste damals auch mit den Pois tanzen. Ich hatte das Pech, mit einer Freundin mit sehr roten Haaren zu reisen, die natürlich aus der Masse herausstach und sofort mit mir zusammen auf die Bühne geholt wurde. Aber der Haka hat mich immer sehr beeindruckt und auch eingeschüchtert, was ja durchaus sein Zweck war.
Die Bilder mit den Tieren sind einfach wundervoll.
Ha, wir sind ‘quasi’ freiwillig gegangen, denn es galt ja eine Aufgabe zu erfüllen.
Der kleine Zoo ist ein Juwel und die neugierigen Kess mit ein bisschen Futter in der Hinterhand sind gleich noch ein bisschen frecher.
Herrlich, eure Haka-Versuche. Aber man merkt eben doch – gerade beim Männer-Tanz – dass man als Nicht-Maori innerlich ein bisschen feixt. Da kommt man dann nicht so richtig authentisch rüber.
Ich hab ehrlich gesagt gar nicht so gefeixt, sondern war hochkonzentriert. Klar, so wie ich aussehe, nimmt mir das keiner ab, aber ich beharre auf dieser Version. Das Ganze ist deutlich schwerer als es auf den ersten Blick aussieht.
Wie kompliziert der Tanz mit den Pois ist, sieht man dann erst anschließend. Aber für den Anfang hast du das wirklich gar nicht schlecht gemacht. Naja, die Männer, die kommen eben nicht so kriegerisch herüber, wie es eigentlich sein sollte, da sind die Maori dann eben doch wesentlich beeindruckender. Aber so soll es auch sein. Ihr habt eure Aufgabe jedenfalls richtig prima erfüllt.
Ich finde auch, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten ganz passabel abgeschnitten haben. Jeder, der anders denkt, darf gern zunächst selbst probieren und dann weiter kritisieren:-)