Unweit des Aoraki/Mount Cook liegen zwei große Gletscherseen. Der Lake Tekapo ist der berühmtere von beiden, da an ihm ein international bekanntes Observatorium steht. Er ist damit quasi das Herzstück des Lichtschutzgebietes im Aoraki/Mount Cook Nationalpark. In klaren Nächten soll es hier die beste Aussicht auf den südlichen Sternenhimmel in ganz Neuseeland geben. Während unseres Aufenthaltes hier war uns das Dank nächtlicher Wolken zwar nicht vergönnt, aber das haben wir gut verschmerzen können.
Getröstet wurden wir nämlich damit, dass neben dem Lake Tekapo ein – unserer Meinung nach – viel schönerer See liegt: Der Lake Pukaki. Dieser See ist von einem unglaublichen Stahlblau, verursacht durch die winzigen Felspartikel, die in ihm schweben und an denen sich das Sonnenlicht bricht.
Noch besser: Hinter dem Lake Pukaki thront eine lange Reihe schneebedeckter 3.000er, darunter auch der Aoraki/Mount Cook. Und auf die hatten wir wirklich allerbeste Sicht.
Am allerbesten aber war, dass sich direkt am Lake Pukaki ein freier Campingplatz befand, den wir prompt für zwei Nächte zu unserem Zuhause erkoren. Wer will abends nicht vor solch einer Kulisse arbeiten oder morgens mit diesem Ausblick frühstücken? Dank wärmender Sonne wagten wir sogar an beiden Nachmittagen einen Sprung ins wirklich eiskalte Wasser.
Neue Freunde
Da der Campingplatz so groß und abgelegen ist, hatten hier auch zwei neugefundene Freunde Platz. Schon an der Westküste war Jan immer mal wieder so ein weißer PKW mit Gummiboot auf dem Dach aufgefallen (von uns liebevoll das „Knautschboot“ getauft). In Oamaru stand dieses Knautschboot dann plötzlich neben uns auf dem Campingplatz und seine Besitzer stellten sich als unglaublich liebenswertes Pärchen aus Norddeutschland heraus, die in etwa die gleiche Strecke fuhren wie wir. Und wirklich sollten wir Ulrike und Stephan über die nächsten Tage immer mal wieder begegnen – mal geplant, mal ganz überraschend auf einer Wanderung.
Wie der Berg zum Schrägstrich kam
Der mit 3.754 Metern höchste Berg des Landes ist der Mount Cook. Benannt wurde er natürlich nach dem europäischen Entdecker Neuseelands. Die Maori haben einen anderen Namen für diesen Berg: Aoraki ist eine der wichtigsten Figuren in der maorischen Mythologie und wird insbesondere von den Maori-Stämmen auf der Südinsel als bedeutendster Ahne verehrt. (Die Übersetzung „Wolkenaufspießer“ scheint eine europäische Fehlinterpretation gewesen zu sein.) Im Zuge der zunehmenden Sensibilisierung für und Gleichstellung der Maori-Kultur wurde dieser bedeutende Berg offiziell in Aoraki/Mount Cook umbenannt. (Interessanterweise der einzige Ort, an dem die Maori-Bezeichnung der englischen vorangestellt ist.)
Der Hooker Valley Track
Da Aoraki/Mount Cook heilig für die Maori ist, wird von Besteigungen des Berges inzwischen abgeraten. Verboten sind sie jedoch nicht. Trotzdem stand das natürlich nicht auf unserem Reiseprogramm. Ist die Überquerung des Tongariro an schlechten Tagen schon ein unverantwortliches Risiko, so ist die Besteigung des Aoraki/Mount Cook erst recht nichts für Amateure. Nicht umsonst galt der Berg lange Zeit als unbesteigbar und gehört heute zu dem Gebiet in Neuseeland, in dem die meisten Bergsteiger zu Tode kommen. (Im Besucherzentrum des kleinen Ortes Aoraki/Mount Cook Village widmet sich ein Großteil der hervorragenden Ausstellung dieser Geschichte und den damit verknüpften Einzelschicksalen.)
Wir wanderten lieber den Hooker Valley Track um einen näheren Blick auf diesen majestätischen Berg zu werfen. Ein gut ausgeschilderter, leider auch recht beliebter Wanderweg, der einen über drei Hängebrücken durch eben jenes Hooker Tal führt. Bei wirklich schönstem Sonnenwetter hatten wir immer wieder einen tollen Blick auf herrliche Gletscher und hörten gelegentliches, fernes Rumpeln, wenn sich irgendwo am Gletscherrand Schnee- und Eismassen lösten und Richtung Tal rutschten. Eine dieser Lawinen konnten wir sogar sehen. Von so weit weg war das ein eher unspektakulärer Anblick, bis ich mir vorstellte, wie das aus der Nähe wirken musste.
Knapp anderthalb Stunden später standen wir am Hooker Lake und hatten die Rast zu Füßen des Aoraki/Mount Cook auch ein bisschen nötig. Wo ist nur all diese Kondition hin, die wir vor drei Monaten noch hatten? Stufen und Steigungen bin ich mittlerweile jedenfalls gründlich satt.
Diese Seen sind nicht blau
Für einen etwas anderen Blick hinein in den Aoraki/Mount Cook Nationalpark machten wir uns anschließend noch auf zu den Blue Lakes und dem Tasman Gletscher. Alles in allem war das jedoch ein sehr ernüchternder Ausflug. Und die vordergründig so unterschiedlichen Gründe dafür waren doch nur Ausprägungen der gleichen, besorgniserregenden Entwicklung.
Zum einen werden die Blue Lakes ihrem Namen schon lange nicht mehr gerecht. Denn speisten sie sich vor etlichen Jahrzehnten noch aus Gletscherwasser, waren also tatsächlich leuchtend blau, erreicht sie davon heute kein Tropfen mehr. Wenn die Seen nicht bereits ausgetrocknet sind, so werden sie nun nur noch vom Regen gefüllt. Dementsprechend sind sie inzwischen eher bräunlich.
Zum anderen ist der Tasman Gletscher von der Besucherplattform aus kaum noch zu erkennen. Nur noch ein winziges Stück der Gletscherzunge lässt sich in der Ferne erahnen. Davor und um uns herum Geröll, so weit haben sich die Gletscher schon zurückgezogen! Ein wahrlich beängstigender Gedanke.
Ach, das ist ja schade, das mit den Blue Lakes. Aber dafür hattet ihr ja anscheinend einen schönen privaten See direkt vor der Tür. Ich denke, das ist derselbe Campingplatz, den ich mit den Ellis dann wegen schlechtem Wetter abgewählt hatte…
Aber bei euch sieht es endlich mal schön und warm aus! 🙂
Nun, für diese Blue Lakes sind wir einfach schätzungsweise 50 Jahre zu spät geboren. Insgesamt war es in der Gegend aber trotzdem sehr schön, da konnten wir diesen kleinen Reinfall schnell vergessen.
Tja, Schade, dass ihr an diesem Campingplatz vorbeigefahren seid. Der Platz war großartig und ja, es war so warm, dass wir schwimmen gehen konnten. Also, rein, untertauchen, raus…
Eure Fotos vom Lake Pukaki sind mit die schönsten, die ich hier gesehen habe.
Aber trotzdem hätte mich das kalte Wasser wohl eher abgeschreckt…
Das freut uns, dass Dir die Fotos so gefallen haben! Kein Wunder, dass wir hier gleich zwei Nächte hintereinander verbracht haben, was? Und mit dem strahlenden Sonnenschein war der Sprung ins Wasser auch erträglich. Wir wurden ja schnell von der Sonne getrocknet.
Am Lake Pukaki sieht es ja eisekalt aus. Erstaunlich, dass ihr euch ins Wasser getraut habt…. LG
Na, bei der Kulisse mussten wir das einfach mal wagen. Und die Sonne hat uns ja glücklicherweise schnell wieder getrocknet.