Auf nach Ayutthaya, dieser glanzvollen, bedeutungsreichen, mächtigen Stadt! Eine Stadt, die ein Imperium schuf und ganz Asien dominierte. Eine Stadt, die prägend war für die gesamte Region und die internationale Anerkennung besaß.
All das ist Geschichte. Ayutthaya ist auch eine gefallene Stadt. Schuld daran waren die Burmesen, die 1765 einfielen, das königliche Geschlecht vertrieben und die Stadt weitestgehend zerstörten. Dass man heute auch von den Burmesen wenig hört, fällt wohl in die Kategorie „Ironie der Geschichte“.
Von dem einstigen Reichtum, dem Glanz und der Macht zeugen heute nur noch Ruinen. Diese liegen zerstreut in einer Stadt, die allenfalls noch regionale Bedeutung hat (wäre da nicht der Tourismus). Ruinen, die allenfalls erahnen lassen, wie Ayutthaya einstmals gestrahlt haben muss, obwohl viele von ihnen auch heute noch beeindrucken.
Ayutthaya lässt sich bequem von Bangkok erreichen und viele Besucher machen daraus nur einen Tagesausflug. Bei einem straffen Reiseplan ist das sicher gerechtfertigt, aber damit wird man dem Weltkulturerbe Ayutthayas eigentlich nicht gerecht. Außerdem ist das höllisch anstrengend.
Da wir ausnahmsweise einmal nicht unter Zeitdruck standen, konnten wir zweieinhalb Tage lang nach Herzenslust durch Tempel streifen. (Und hatten sogar ausreichend Zeit, uns mittags vor der allergrößten Hitze zurück in die Unterkunft zu flüchten.) Wir haben es keine Sekunde lang bereut.
Eine Zugfahrt, die ist lustig
Zuallererst aber mussten wir nach Ayutthaya kommen. Wir votierten für die günstigste, szenischste, authentischste und abenteuerlichste Variante und fuhren mit dem Zug. Dritte Klasse. Ja, das gibt es in Asien noch.
Für die anderthalbstündige Fahrt (ohne Verspätung, mit der ich fest gerechnet hatte) waren uns Komforts wie eine Sitzplatzreservierung, Klimaanlage oder Sitzbänke für normalgewichtige Menschen nicht so wichtig. Folgerichtig kämpften wir mit unseren Rucksäcken, bis wir die Verstaumöglichkeiten unter den Bänken entdeckten und wurden mehrfach hochgescheucht, weil ein anderer Zuggast unsere Sitzbank reserviert hatte. Wir würden es jederzeit wieder so machen!
Der Fahrtwind durch die geöffneten Fenster sorgte für Abkühlung, als der Zug endlich losfuhr. Die Landschaft außerhalb und die Fahrgäste innerhalb des Zugs waren das beste Unterhaltungsprogramm. Und der eisgekühlte Kaffee, den sich Jan bei einer der fliegenden Händlerinnen holte, war schon richtig lecker.
Ein Leben am Wasser
In Ayutthaya angekommen (wohlgemerkt ohne Verspätung – das ist so außergewöhnlich, dass man das durchaus wiederholen darf) setzten wir mit der Fähre über und stiefelten zu unserer Unterkunft. Ayutthaya ist strategisch günstig am Zusammenfluss dreier Flüsse gelegen, die die Stadt komplett umfließen. Ursprünglich taten sie das nur an drei Seiten, die vierte Seite wurde aber alsbald mit einem künstlichen Flussbett versehen. So war Ayutthaya in alle Himmelsrichtungen durch den Fluss (und eine Stadtmauer) geschützt.
Das Innere dieser Insel wurde durchkreuzt von unzähligen, ebenfalls künstlich angelegten Kanälen, die als Transportwege (und Kanalisation) dienten. Ayutthaya war unter Asienreisenden als „Venedig des Ostens“ bekannt. Von den einstigen Stelzenhäusern und auch den Kanälen sind nicht viele übrig geblieben und bei der derzeitigen Hitze sind auch die verbliebenen Wasserlöcher weitestgehend ausgetrocknet.
Ein bisschen Ruine
Angesichts unseres großzügigen Zeitbudgets stürzten wir nach unserer Ankunft nicht etwa gleich auf die erste große Tempelruine zu, sondern folgten einem Rat unseres Reiseführers und liefen zum Informationszentrum. Dort sollte man nämlich einen guten Überblick über Ayutthaya und seine Geschichte bekommen. So ganz wurden unsere Erwartungen nicht erfüllt. Vielleicht ändert sich das, wenn irgendwann die oberste Ausstellungsetage fertig ist. Immerhin bekam ich aber eine umfassende Übersicht über die regionalen Speisen und Spezialitäten. Ein Wissen, welches uns später noch gute Dienste leisten sollte!
Direkt um die Ecke unserer Unterkunft stand übrigens eine dieser kleinen Tempelruinen, die sich beinahe an jeder Straße Ayutthayas finden. Wat Khun Mueang Jai ist sicherlich alles andere als ein bedeutendes Relikt (zumindest verglichen mit den großen Anlagen Ayutthayas), aber er ist doch typisch für das, was sich hier überall versteckt. Da Tempelruinengucken nun einmal das Ding in Ayutthaya ist – es gibt wirklich keinen anderen Grund, weshalb man sonst in diese Stadt fahren sollte – begannen wir einfach mal direkt hier damit.
Wihan Phra Mongkhon Bophit
Vom Informationszentrum spazierten wir Richtung Norden auf den sogenannten „Geschichtspark“ zu. Dieses Gebiet ist irgendwie ziemlich schwammig definiert und auch begrenzt, soll aber wohl die wichtigsten Tempel innerhalb der Flüsse umfassen. Da wir die Stadt ohnehin kreuz und quer und auch außerhalb der Insel erforschen wollten, war uns das am Ende aber ziemlich egal.
Das erste größere Gebäude, an dem wir vorbeikamen, war zu unserer Überraschung gar keine Ruine, sondern ein immer noch in Gebrauch befindlicher Wihan. In Thailand sind dies Versammlungshallen, die normalerweise Teil einer buddhistischen Tempelanlage sind und in denen sich Laien und Ordensmitglieder treffen. Sie sind daher meist weniger reichhaltig geschmückt.Am Wihan Phra Mongkhon Bophit muss kurz zuvor eine größere Veranstaltung stattgefunden haben. Es herrschte noch ziemliches Chaos drum herum und auch im Inneren. Insgesamt war ich auch vom Gebäude nicht sonderlich beeindruckt. Allerdings hat die Halle eine durchaus lebhafte Geschichte und immerhin einen der größten bronzenen Buddhas Thailands.
Um 1700 herum brannte das Gebäude nach einem Blitzeinschlag ab, wurde aber wieder aufgebaut. 65 Jahre später eroberten die Burmesen die Stadt und der Wihan brannte ein zweites Mal. Auch der Buddha wurde schwer beschädigt. 1956 spendete der burmesische Premierminister umgerechnet knapp 10.000 € für den Wiederaufbau. Eine späte Wiedergutmachung, aber immerhin.
Wat Phra Si Sanphet
Quasi nebenan erhebt sich eine der schönsten Tempelanlagen Ayutthayas, der Wat Phra Si Sanphet. Der Tempel war ursprünglich ein Kloster, wurde dann aber Teil des Königspalastes (von dem außer ein paar wenigen Grundmauern nichts mehr übriggeblieben ist).
Als solcher konnte er keine Mönche mehr aufnehmen, weshalb er zu einer reinen Tempelanlage umfunktioniert wurde. (Auch der zum aktuellen Königspalast gehörende Wat Phra Kaew in Bangkok beherbergt keine Mönche oder Novizen.)
Wat Phra Si Sanphet war einmal Ayutthayas größter Tempel und beeindruckt auch heute noch durch seine Größe und die drei Stupas, die sich in seinem Zentrum erheben. Kurz vor Ende der Öffnungszeiten hatten wir ihn zudem beinahe für uns, konnten die Abendsonne genießen und den vielzähligen Vögeln lauschen.
Essen mit Vorbildung
In unserer Unterkunft hatten wir den Tipp bekommen, den örtlichen Nachtmarkt zu besuchen statt der Restaurants am Flussufer. Gesagt, getan, denn einen Nachtmarkt in Laufdistanz lassen wir uns nur ungern entgehen. Tatsächlich trieben sich hier unterdurchschnittlich wenige Touristen rum, vor allem an dem Ende, an dem wir ankamen. Dort drängten sich Essensstände dicht an dicht, einer spannender als der andere. Möglichkeiten, sich hinzusetzen gab es hier leider nicht. So wurden alle Gerichte zum Mitnehmen in Plastiktütchen oder Styroporschalen abgefüllt. Für uns zu umständlich und zu plastiklastig, aber so ein Dessert (oder zwei, oder drei) lässt sich auch gut auf die Hand nehmen.
Viele der angebotenen Süßwaren hatte ich noch von unserem Besuch im Informationszentrum im Kopf und war ganz scharf darauf, diese auszuprobieren. (Da stellt sich meist auch nicht die Frage nach Fleisch oder kein Fleisch.)
Wir probierten also Khanom Bueang, winzige, süß gefüllte Reiscrêpes. Anschließend war Khanom Tako an der Reihe, das mich schon allein durch seine grüne Farbe ansprach. Die Hauptinhaltsstoffe sind Kokosmilch, Zucker und Pandan. Und auch an den gefüllten Kokos-Teigkugeln (gefüllt mit Mais, Frühlingszwiebel, Taro oder roten Bohnen) konnten wir nicht vorbeigehen. Unerwarteterweise schmeckte uns die Kombination mit Frühlingszwiebel am besten.
Am Ende des Nachtmarktes fanden wir auch noch ein paar Stände mit Tischen und Stühlen. Hier war das Essen zwar weniger spannend als im vorderen Teil des Marktes, aber wenigstens bekamen wir so noch etwas Herzhaftes in den Magen. Unnötig zu erwähnen, dass wir auch an den folgenden zwei Abenden lieber auf dem Markt aßen als irgendwo anders.Wat Mahathat
Für die kommenden Tage liehen wir uns Fahrräder aus. Denn auch wenn alle Tempel innerhalb der Flussbegrenzung fußläufig erreichbar sind, hatten wir einiges vor und wollten uns ja auch außerhalb des Stadtinneren umschauen. Bei bis zu 38 °C ist das auch die kräfteschonendere Variante, Ayutthaya zu erkunden.
Wir radelten als erstes zum Wat Mahathat, einer weiteren der Hauptattraktionen. Am Morgen hatten wir noch guten Grund zur Hoffnung, den Tagesausflüglern zuvorzukommen, deren Transporte erst gegen 09:00/10:00 die Stadt erreichen würden.
Wat Mahathat war einst der wichtigste Tempel des Königreichs. Der zentrale Prang fiel allerdings schon vor der Plünderung durch die Burmesen in sich zusammen. Er wurde wieder aufgebaut, nur um 1911 wiederum zusammenzubrechen.
Heute ist Wat Mahathat der populärste Tempel für Besucher Ayutthayas. Jedoch nicht aufgrund seiner historischen Bedeutung, sondern weil einer der Bodhi-Bäume sich den Kopf einer zerstörten Buddhastatue geschnappt und mit seinen Wurzeln umschlungen hat. Dies ist das meistfotografierte Motiv Ayutthayas.
Wat Ratchaburana
Noch so eine ikonische Tempelanlage. Insbesondere der zentrale Prang des Wat Ratchaburana besticht durch seine immer noch erhaltene Detailfülle mit ornamentalen Lotusblüten und mystischen Figuren. Von oben hat man einen schönen Blick auf die restliche Anlage (und bekommt dabei eine gute Nase voll Guano-Geruch).
Wat Ratchaburana wurde 1424 vom damaligen König gegründet und zwar an der Stelle, an der seine beiden Brüder eingeäschert wurden. Sie hatten sich einen für beide tödlichen Kampf hoch zu Elefant geliefert, da beide scharf auf den Thron waren. Wenn zwei sich streiten…
Wat Worachettharam und Wat Lokaya Sutharam
Eins meiner liebsten Buddhabildnisse befindet sich in Ayutthaya. Ich kann gar nicht so richtig beschreiben, warum dieser riesige, liegende „Lotusbuddha“ solch eine Anziehung auf mich ausübt. Jan war jedenfalls etwas weniger hingerissen als ich.
Ein bisschen außerhalb der Haupttempelanlagen gelegen, liegt diese Buddhastatue unter freiem Himmel, ihren Kopf auf steinerne Lotusblüten gebettet.
Auf dem Weg dorthin passierten wir auch Wat Worachettharam, eine weitere dieser kleinen, frei zugänglichen Anlagen, über die es kaum Informationen gibt, die aber dennoch idyllisch sind und zu einer kleinen Rastpause einladen.Wat Putthai Sawan
Wir setzten mit einer weiteren der überall zu findenden Fähren auf außerhalb der Insel gelegenen Teil Ayutthayas über. Sofort merkten wir, dass wir quasi von der „Stadt“ aufs „Land“ gewechselt waren. Weniger Häuser, weniger Verkehr, dafür mehr armselige Verschläge und sogar ein paar Gemüsegärten säumten hier die Straße.
Am Wat Putthai Sawan hielten wir eigentlich nur an, weil es auf unserer Karte als Attraktion gekennzeichnet war. Zunächst sahen wir aber nur ein paar neuere, vergleichsweise unspektakuläre Tempelgebäude.
Erst als wir zwischen diesen und einigen buddhistischen Gräbern hindurchschlüpften, betraten wir den alten Teil der Tempelanlage. (Oder vielleicht den eigentlichen Tempel und wir waren vorher in einem anderen gelandet? Wer kann in Ayutthaya schon so genau sagen, wo ein Komplex aufhört und der nächste beginnt. Wahrscheinlich hatten wir einfach am völlig falschen Ende gehalten.)
Hier begrüßten uns kitschige kleine Figürchen, die als Opfergabe oder Dekoration hier platziert worden waren. Die Ruinen um uns herum wurden größer und zahlreicher und als wir um die Haupthalle herumgingen, standen wir plötzlich vor unserem zweiten liegenden Buddha. Auch dieser schaute sehr zufrieden und glücklich drein.
Im hinteren (oder vorderen) Bereich standen einige Chedis und insgesamt gab es hier erstaunlich viel zu entdecken. Wie gut, dass wir doch von unseren Rädern abgestiegen waren!
Saint Joseph Church
Während seiner Blütezeit unterhielt das Königreich von Ayutthaya diplomatische und Handelsbeziehungen in die ganze Welt. Wirtschaftliche Verbindungen bestanden in Europa beispielweise zu Portugal, Spanien, den Niederlanden, England, Dänemark und Frankreich. Viele dieser Nationen erhielten vom König Landparzellen um Ayutthaya herum, um dort Siedlungen aufzubauen.
Heute sind von diesen Dörfern nur noch Reste der portugiesischen und der japanischen Siedlung übrig, die uns ehrlich gesagt nicht so interessierten. (Wir erwarteten mehr ein Touristenschauspiel.) Von der französischen Siedlung ist noch die Kirche von St. Josef übriggeblieben, die nach wie vor genutzt wird.
Wat Chai Watthanaram
Das letzte Ziel unseres heutigen Fahrradausflugs ist auch Ziel der Flussrundfahrten, auf die wir aber verzichtet hatten. Wat Chai Watthanaram wird gerne zum Sonnenuntergang angesteuert und als wir dort ankamen, sahen wir auch sofort, weshalb. Am Flussufer sitzend kann man der Sonne dabei zuschauen, wie sie langsam hinter dem riesigen Tempelareal untergeht.
Natürlich waren wir zu dieser Stunde nicht die einzigen Touristen. Der Wat war aber weit davon entfernt, überlaufen zu sein. Viele (einheimische) Besucher machten vor dieser tollen Kulisse Fotos in traditioneller Kleidung. Wir wunderten uns schon, zu was für einer Reisegruppe sie wohl gehörten oder ob wir einen Feiertag verpasst hätten. Beim Verlassen des Tempels sahen wir allerdings die Kostümverleihe am Straßenrand, was das Rätsel löste, die Damen und Herren aber nicht weniger hübsch machte.
Wat Chai Watthanaram wurde recht spät erbaut und brauchte beinahe 20 Jahre bis zur Vollendung in den späten 1650er Jahren. Der damalige König ehrte mit dem Bau seine Mutter. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Angkor Wat in Kambodscha war durchaus beabsichtigt.
Wat Phra Ram
Am nächsten Morgen nahmen wir uns Wat Phra Ram vor. Nach den spektakulären Anlagen der letzten Tage kam dieser Tempel beinahe bescheiden daher. Er gehört jedoch auch zu den großen, wichtigen Ruinen Ayutthayas. Bemerkenswert fanden wir die Überreste vieler Buddhastatuen, die rings um den zentralen Prang angeordnet waren. Solche Statuen sind in dieser Vielzahl in kaum einem anderen Tempel erhalten.
Das ehemalige Kloster befand sich gerade außerhalb des Königspalastes und wurde an die Stelle gebaut, an der der Vater des damaligen Königs eingeäschert wurde. So langsam kam uns der Gedanke, dass diese Praxis vielleicht die vielen, vielen Tempel in Ayutthaya erklärt. Über die Jahrhunderte wurden sicherlich viele Verstorbene der Königsfamilie verbrannt und beigesetzt.
Songkran mit Elefanten
Beim Verlassen des Wat Phra Ram wartete eine Überraschung auf uns. Uns war zuvor schon eine Parade der königlichen Elefanten aufgefallen, die bunt bemalt durch die Straßen zog, hatten aber noch nicht viel darauf gegeben. Nun hatten diese Elefanten aber unweit des Wats Aufstellung bezogen und lieferten sich mit Dutzenden Thais eine wilde Wasserschlacht.
Ganz klar, hier wurde schon einmal für Songkran, das thailändische Neujahrsfest, geübt, welches in wenigen Tagen steigen sollte. Traditionell ist es dabei Mitte April mindestens drei Tage lang nicht möglich, trockenen Fußes über die Straße zu kommen. Überall stehen Menschen mit Wassereimern, Schläuchen und Wasserpistolen bereit, um jeden Vorbeikommenden gründlich zu durchnässen.
Oder eben mit Elefanten. Ein fröhlicher, bunter Anblick, aber leider mit einem ernsten Hintergrund. Denn diese Elefanten führen natürlich kein artgerechtes Leben. Wir hatten sie schon an unserem ersten Tag in Ayutthaya in ihrem Kraal, dem Elefantengehege, stehen sehen. Stundenlang stehen sie mit wippenden Köpfen in der prallen Sonne, während ihre Reiter und „Pfleger“ auf Touristen warten, die einen Rundritt auf einem der grauen Riesen machen wollen.
Solche Elefantenausritte sind nach wie vor in ganz Thailand verbreitet. Wir sind uns sicher, dass man in 95 % der Fälle davon ausgehen kann, dass es den Tieren dabei ganz und gar nicht gut geht. Die Wasserschlacht zu Songkran war für sie vielleicht der einzige Spaß des Jahres, immerhin mit Abkühlung. Vielleicht, wahrscheinlich, bedeutete aber auch das nur ganz viel Stress für sie.
Wat Thammikarat
Von großen, grauen Tieren zu kleinen, bunten (und weniger lebhaften). Wat Thammikarat ist einer dieser Tempel, die eine Mischung zwischen alter Ruine und neuen Gebäuden sind. Für die Ruinen hat man aber ganz schnell kein Auge mehr, wenn man die hunderte von Hähnen sieht, die hier herumstehen. Alle aus Holz, Stein oder Plastik, natürlich, und bunt bemalt. Weshalb sie hier dargebracht werden, ist ein Rätsel. Noch im Tempel lassen sich aber noch mehr Hähne kaufen, um die Sammlung zu erweitern.
Die Steinlöwen, die die Chedis des Tempels schmücken, fielen dabei kaum noch auf.
Wat Chum Saeng
Ayutthaya wäre nur halb so faszinierend, wenn es neben den großen Haupttempeln nicht auch diese vielen kleinen, mehr oder weniger gut erhaltenen Ruinen gäbe. Immer wieder tauchten an unserer Strecke diese rostroten Ziegelmauern und -hügel auf. Je nach Lust und Laune konnten wir weiterfahren oder anhalten und ein wenig erkunden.
Als wir an dem winzigen Wat Chum Saeng vorbeiradelten, entschied ich mich für letzteres, weil ich einen mit einem goldenen Tuch geschmückten Chedi erspäht hatte.
Wat Maheyong
Bis zum Wat Maheyong war es noch ein Stück und angesichts der abgelegenen Lage verwunderte es uns nicht, dass hier fast kein Besucher war. Nebenan muss es ein von buddhistischen Nonnen geführtes Krankenhaus geben. Das war das erste Mal, dass ich diese meist weißgekleideten Frauen gesehen habe – wir hatten uns bis dahin immer gefragt, ob es eigentlich auch weibliche Ordensmitglieder im Buddhismus gibt.
Im Wat selbst genossen wir die Stille und den Fakt, dass wir eine so große Anlage ausnahmsweise mal mit niemandem teilen mussten. Selbst die Souvenirverkäufer hatten ihre Stände schon verlassen.
Neben dem Tempel grasten ganz idyllisch Wasserbüffel und dahinter erhob sich noch ein großer Chedi auf freiem Feld. Klar, dass wir dort noch hinmarschieren mussten.
Wat Chang
Die Wasserbüffel flohen bei unserem Näherkommen prompt in den kleinen Fluss, an dem sie gestanden hatten. Vielleicht wollten sie aber auch nur aus nächster Nähe schauen, wie die mehr als wackelige und löchrige Brücke unser Gewicht aushalten würde. An der Stelle schoben wir dann doch lieber unsere Fahrräder.
Der Wat Chang bestand tatsächlich nur aus diesem einsamen Chedi mit einer einzigen Buddhastatue. Unweit davon picknickten ein paar Thailänder und wir waren nicht sicher, ob der Wat nicht vielleicht sogar als heilige Stätte für die Anwohner dient.

Ein Blick genügte allerdings auch und wir fielen rückwärts wieder hinaus – ohne den eigentlichen Markt überhaupt zu Gesicht bekommen zu haben. Zu schrecklich war der Rummel drum herum, inklusive weiterer, trauriger Elefanten, die zusammengesperrt waren mit ein paar Ponys fürs Kinderreiten.
Lieber wollten wir noch einen letzten Tempel besuchen.
Wat Yai Chai Mongkhon
Den Abschluss unseres Ayutthaya-Besuchs – der uns trotz all dieser Tempel nicht einmal gelangweilt hatte, bildete Wat Yai Chai Mongkhon. Die Anlage ist wunderschön gepflegt. Überall grünte und blühte es und in der Mitte des Areals erhebt sich ein beeindruckender Chedi, der 1591 errichtet wurde, nachdem das Königreich seinen vielleicht letzten Sieg über die Burmesen davontrug. Der Wat selbst ist jedoch ein ganzes Stück älter und sollte Mitte des 14. Jahrhunderts Mönche, die von ihrer Ordination in Sri Lanka zurückkamen, aufnehmen.
Einheimische sagen, dass es Glück bringen soll, wenn man dem liegenden Buddha, der einen gleich am Anfang in Empfang nimmt, ein Geldstück zwischen die Zehen klemmen kann. Hätten wir das schon bei unserem Besuch gewusst, hätten wir das sicher auch versucht. Aber vielleicht bringt der Besuch von so vielen heiligen Stätten ja auch ein wenig Glück.
P.S.: Ein Wort zu den Namen der verschiedenen Tempel beziehungsweise Eigennamen generell: Die thailändische Schrift hat keinerlei Ähnlichkeiten mit lateinischen Buchstaben. Daher sind Übersetzungen in eine westliche Sprache immer nur eine Annäherung an die Aussprache der Wörter. Die Schreibweisen scheinen nicht genormt und weichen teilweise abenteuerlich voneinander ab. Selbst auf einem einzigen Schild kann der gleiche Name unterschiedlich geschrieben stehen. Wir haben uns in unserem Bericht an die Google Maps-Schreibweise gehalten, um die Tempel besser wiederfinden zu können. Wer die Tempel woanders nachschlagen will, muss manchmal ein wenig Fantasie beweisen.
Hihi, ja, die Touristeninformation habe ich auch noch in Erinnerung. (…Kommentieren auf dem Handy ist manchmal gar nicht so einfach…)
Und die ganzen Ruinen und Elefanten usw.
Irgendwann sind mir im Traum rote Backsteine vor den Augen rumgetanzt, aber es ist trotzdem ein sehr beeindruckender Ort mit einer sehr spannenden Geschichte.
? Das glaube ich, dass Du irgendwann nur noch rote Backsteine gesehen hast. Trotzdem sind all diese Tempel wunderbar. Uns haben sie so gut gefallen, dass wir auch am dritten Tag noch Lust darauf hatten und das will schon was heißen.
Oh meine Güte, das ist ja wirklich ein Marathon gewesen, es ist ja sogar anstrengend, das alles zu lesen. Ich bringe in Null-Komma-Nix alles durcheinander. Aber eines habe ich für euch herausgefunden: Die Bedeutung der Hähne. Hier kommt es:
Die Statue (um die die Hähne gruppiert sind) stellt König Naresuan dar, der von 1555-1605 lebte. Einer Legende nach, hat er den burmesischen Prinzen zu einem Hahnenkampf heraus gefordert. Diesen Kampf hat der Hahn des thailändischen Königs gewonnen. Dies wurde dann als Omen angesehen, um sich von der burmesischen Herrschaft zu befreien. Daher wird der König noch heute verehrt und in der Nähe seiner Statuen werden massenweise Hahnstatuen aufgestellt.
Lustig sehen die Hähne jedenfalls aus.
Was es nicht alles gibt – Hahnenkämpfe, um Herrschaftsansprüche zu klären. Schade eigentlich, dass sich das nicht durchgesetzt hat.
Danke fürs Recherchieren!