Es ist schon eine ganze Weile her, dass wir versprochen haben unseren Campervan vorzustellen, damit ihr eine Vorstellung davon habt, mit was für einem Gefährt wir durch Neuseeland gefahren sind.
Bereits als wir noch in Deutschland waren, stand für uns fest, dass wir uns in Neuseeland einen fahrbaren Untersetz kaufen würden. Viele die bereits da waren, sahen das als die beste Möglichkeit um das Land richtig kennenzulernen. Wie das mit dem Autokauf alles funktioniert, wussten wir zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht, aber da war ja auch noch jede Menge Zeit.
Schwuppdiwupp waren jedoch fast sechs Monate vorbei und unser Flug von Buenos Aires nach Auckland stand kurz bevor. Höchste Zeit, sich mal mit der Theorie des neuseeländischen Autokaufs zu beschäftigen und das Internet, beziehungsweise Facebook, nach möglichen Kandidaten zu durchforsten. Nach dem ersten Einlesen sah das alles ganz vielversprechend und wenig kompliziert aus, so dass wir uns intensiver mit der Suche nach geeigneten Fahrzeugen machen konnten.
Eine Woche bevor wir in Auckland landeten, hatten wir ein paar Favoriten. Mit deren Noch-Eigentümern nahmen wir Kontakt auf, um unser Interesse zu signalisieren und erste Besichtigungstermine zu vereinbaren.
Der Zustand mancher angebotenen Wagen ist schon sehr interessant und teilweise sehr fragwürdig, und das obwohl wir in einer für Backpackerverhältnisse recht hohen Preisklasse suchten. Von den deutschen Vorstellungen eines Gebrauchtwagens mussten wir uns hier in jedem Fall freimachen. Die vorgestellten Wagen gaben uns einen recht guten Überblick (und zeigten, dass der eine oder andere Autobesitzer sehr gut mit Photoshop umgehen kann).
Unser Campervan
Nachdem wir eigentlich einen Wagen gefunden hatten, der Verkäufer sich aber zwei Tage nach dem Handschlag dann doch dazu entschied an jemand anderen zu verkaufen, gingen wir zu einem Händler und wurden dort direkt fündig. Hier der kurze Steckbrief unseres neuen Ausrüstungsgegenstandes. (1. Ich betone noch ein Mal: bitte freimachen von deutschen Vorstellungen. 2. Ja, Gegenstand. Unser Auto bekam keinen Namen wie Gandalf oder Mausi oder Toast.)
- Modell: Toyota Hiace, das beliebteste, weil robusteste Van-Modell für Backpacker
- Baujahr: 2004, quasi brandneu. Wir hätten auch Autos bekommen können, die vor uns das Licht der Welt erblickten
- Kilometer: 344.000 km, in Deutschland längst in der Schrottpresse, in Neuseeland gutes Mittelmaß
- Schaltgetriebe: fährt in Neuseeland in der Regel spritsparender
Ich weiß nicht was uns an dem Wagen gleich überzeugt hat, aber Maria und ich waren uns einig, dass wir uns beide bei einem Kauf wohlfühlen würden. Wir unterschrieben noch an Ort und Stelle den Kaufvertrag.
Im ersten Leben war unser Auto übrigens als Pest Control im Einsatz, sprich zur Schädlingsbekämpfung (das reicht in Neuseeland von Gräsern über Mäuse bis zu Possums). Es war also eine Art Handwerkerwagen und hoffentlich immer gut gewartet.
Wie es innen drin aussah
Und was macht den Wagen nun eigentlich zu einem „Campervan“? Nun, wir kauften nicht nur das nackige Auto, sondern eben einen Campingwagen mit Basisausstattung und einem Self-Contained-Zertifikat. Das bedeutet, dass wir ohne externe Einrichtungen übernachten konnten, also Frisch- und Abwasser, ein Bett und eine Toilette an Bord hatten.
Die Inneneinrichtung unserer circa 3,5 Quadratmeter großen Wohnung im hinteren Bereich des Wagens bestand aus einer Küchenzeile direkt hinter der Trennwand zum Cockpit. Darin untergebracht war das Waschbecken mit manueller Wasserpumpe und den dazugehörigen 25 Liter Frisch- und Abwasserkanistern, sowie der 2-Flammen-Gaskocher mit der dazugehörigen Gasflasche.
Fast der gesamte restliche Innenraum wurde von der Bett-Sitzecke-Kombination eingenommen. Links und rechts befand sich jeweils eine lange Staukiste, deren Deckel wahlweise Sitz- oder Liegefläche sein konnte. Zwischen den beiden Staukisten wurden zwei Bretter eingelegt, um eine große Liegefläche (etwa 1,4 m x 1,9 m) zu erhalten. Oder sie wurden auf Beine gesteckt, so dass man einen Tisch zwischen den beiden Sitzbänken aufstellen konnte. An diesem konnte man recht bequem sitzen, essen oder arbeiten. Alles in allem ein recht einfaches, aber praktisches Setup.
Die Toilette bekamen wir natürlich auch. Diese befand sich in Form einer tragbaren Chemietoilette in einer der Staukisten und wurde, wie bei fast allen Campervans, nie benutzt. Sie wird wirklich nur für das Zertifikat benötigt, denn es gibt in Neuseeland so viele saubere, kostenfreie Toiletten, dass man sich diesen Reinigungsaufwand gut ersparen kann.
Der Rest der Basisausstattung bestand aus Küchenzubehör, Bettzeug, Campingstühlen und einem kleinen Campingtisch. Für unsere Bedürfnisse konnte es somit direkt losgehen. Für zwei Monate waren wir gut gerüstet.
Adieu, Campervan!
Fast 8.000 Kilometer haben wir rund um Neuseeland damit zurückgelegt und der Wagen hat uns nirgendwo im Stich gelassen. Genau so hatten wir uns das vorgestellt und genau dafür hatten wir uns ein relativ teures Auto gekauft.
Auch beim Verkauf in Christchurch stellte sich das als gute Entscheidung heraus. Die ersten Interessenten, ein deutsches Pärchen, wollten den Wagen direkt kaufen. Allerdings nur nach einem gründlichen Werkstattcheck (klar, deutsche Gründlichkeit eben). Diesen bestand das Auto mit Bravour. Der Prüfer begann seine Ausführung damit zu betonen, dass er schon seit sehr langer Zeit keinen Campervan in einem so guten Zustand mehr gesehen hatte! Das machte uns sehr happy und gab uns auch im Nachhinein das gute Gefühl, wirklich mit einem zuverlässigen Camper unterwegs gewesen zu sein.
Schon ein bisschen schade, dass wir das Auto nun verkaufen mussten. Aber Maria und ich sind uns einig, dass dies nicht unser letzter Campervan war. Ich arbeite bereits an einem eigenen Konzept.
Adieu Pest Control! Und euch beiden viel Spaß und einen guten Start in Australien!
Dankeschön, den hatten Wir:-)
da kommt sicher ein klein wenig Wehmut au, wenn man sich von solch
Wohnvehikel verabschiedet.Der camper sieht aber auch wirklich
klasse aus! Alles Gute für Australien!!!
Dankeschön! Auch in Australien können wir wieder gute Wünsche gebrauchen.
Tja, optisch war unser Gefährt tatsächlich einmalig und das war gut so.
Die Technik des Van könnte ich zwar nicht die Bohne beurteilen, aber ich finde, dass eure “Pest Control” (und so hatte er dann doch irgendwie einen Namen) richtig klasse aussieht und hoffentlich noch viele Reisende sicher durch Neuseeland bringen wird. Kein Wunder, dass ihr euch mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet habt.
Alles Glück für Australien wünsche ich euch.
Ich bin mir sicher, dass das Auto auch unsere Nachfolger nicht im Stich lassen wird. Auch wenn es alt war, es lief wirklich wie eine Eins.
Und irgendwann werden wir wieder etwas schönes haben.
“Ich arbeite bereits an einem eigenen Konzept.” – Ich muss ja ein bisschen grinsen, offenbar verliebt sich die halbe Kühnel-Familie in so eine Art des Reisens. Wir sammeln ja auch schon Ideen. Es hätte mich ja noch interessiert, in welchem Preis-Segment ihr euch mit dem Van in NZ bewegt habt…. Jedenfalls ist euer Konzept ja offensichtlich aufgegangen, das Auto wieder gut zu verkaufen. LG
Das Konzept ging auf und es ist tatsächlich eine sehr angenehme Art zu Reisen. Man ist gleichzeitig relativ frei und hat doch eine Art Fixpunkt dabei, der praktischerweise gleich noch das gesamte Equipment rumschleppt.
Danke für den Einblick in eure Pest Beule ^^ Ich bin ja dafür, dass ihr euch so ein Tiny House anschafft ^^ Oder so ein Minihausboot wäre für den Seefahrer doch auch nicht verkehrt 😉
Genau, so eine Art Tinyhouse auf Rädern für den Urlaub und oder das Reisen. Es arbeitet bereits in unseren Köpfen…