Nach Quito und Baños hatten wir uns sehr auf Cuenca gefreut. Auch über diese Stadt hatten wir viel Gutes gehört und auch die Altstadt Cuencas ist Unesco-Weltkulturerbe. Bisher hatten uns die Städte Ecuadors eher enttäuscht. Selbst Quitos Altstadt hat uns nicht so richtig begeistert. Versteht uns nicht falsch: Die Landschaft Ecuadors ist der Wahnsinn. Diese Berge! Aber den Städten fehlt halt irgendwie der Charme, den wir uns als oberflächliche Touristen wünschen.
Umso schöner die Überraschung, als wir in Cuenca ankamen und uns sofort in die Stadt verliebten. Wirklich, das hat keine fünf Minuten gedauert. Nun war unser Hostel aber auch super gelegen: Direkt gegenüber von einer der beiden wichtigsten und größten Markthallen und am Rande besagter Altstadt. Von der Dachterrasse des Hostels hatten wir einen dementsprechend guten Blick und das Frühstück gab es standesgemäß zusammen mit dutzenden Ecuadorianern an einem der vielen Stände in der Markthalle. Ich sage nur: Frischer Obstsaft am laufenden Shaker-Meter und alles, was man so aus verschiedenen Mais- und Kartoffelsorten zusammenfrittieren kann. Dazu wahlweise heiße Schokolade oder meinen heißgeliebten Morocho. (Was das ist? Schaut hier noch einmal nach.)
Nach unseren morgendlichen Gelagen sind wir vor allem ganz viel durch die Stadt gelaufen und haben unserer frischen Verliebtheit gefrönt. Da wir nur anderthalb Tage in Cuenca zur Verfügung hatten, haben wir uns gegen Ausflüge zum Nationalpark oder ähnliches entschieden. (Wir wollten Jans Geburtstag nicht zu einem dieser anstrengenden Reisetage machen, an denen man von einem Ort zum anderen fährt und stundenlang im Bus hockt. Deshalb sind wir einfach einen Tag früher nach Vilcabamba gefahren, als wir das sonst vielleicht getan hätten.)
Wein aus der Drehtür
Bei unserem ersten Streifzug sind wir dann auch gleich an dem Kloster vorbeigekommen, welches unser Hostel-Gastgeber erwähnte. Im Monasterio del Carmen de la Asunción kann man von Nonnen, die niemals mit der Außenwelt in direkten Kontakt treten, Wein kaufen. Fruchtwein, um genau zu sein. Und da der weiße Wein aus Maracuja gewonnen wird, war Jan natürlich sofort Feuer und Flamme. Was soll ich sagen? Er hatte ja bald Geburtstag und überhaupt, was kann ich ihm schon ausschlagen. Ein kleines Abenteuer würde es allemal sein.
Denn als wir im Kloster standen, fanden wir zwar die seltsame Drehtür und auch die Kette daneben, mit der man die Glocke betätigen sollte, um die Nonnen zu rufen. Nur eine Preisliste stand nirgends und auch wenn wir es inzwischen richtig gut hinkriegen, nach Preisen und ähnlichem zu fragen – wenn man keinen Sichtkontakt zu der Person hat, mit der man spricht, ist es auf Spanisch doch etwas schwierig. (Außerdem, wie spricht man spanische Nonnen an?!)
Wir hatten Glück und ein freundlicher Ecuadorianer, selbst gerade zu Besuch in Cuenca, sprach uns an und zauberte dann seinen Sohn hervor, der Englisch sprach und uns die Kommunikation durch die Drehtür abnahm. Er löste auch gleich das Rätsel der Ansprache der Nonne, indem er rief: “Hola amiga!”, was seine Familie in lautes, vielleicht etwas peinlich berührtes Gelächter ausbrechen ließ.
Der “Panama”-Hut
Wusstet ihr, dass der Panama-Hut eigentlich gar nicht aus Panama stammt, sondern aus Ecuador? Wir haben das auch erst vor ein paar Tagen erfahren. Offenbar gab es da historisch gesehen gleich mehrere Unsauberheiten bei der Benennung: Erst wurde ein Hut für Napoleon III. in Panama eingeschifft, weshalb die Franzosen davon ausgingen, dass er von dort stammte. Dann verordneten im 19. Jahrhundert die USA, dass keine Güter direkt in die Vereinigten Staaten importiert werden dürften, so dass alles über Panama abgewickelt wurde, auch das Hutgeschäft. Und zu guter Letzt ließ sich Theodore Roosevelt dann auch noch mit einem solchen Hut am Panamakanal fotografieren. Eine Bezeichnung “Ecuador-Hut” hatte nie eine Chance.
Wie nicht anders zu erwarten, gibt es in Ecuador und natürlich auch in Cuenca eine lange Hutmacher-Tradition. Ein Ein findiger Geschäftsmann machte später aus seinem Familienbetrieb ein kleines “Hutmuseum”, was eigentlich nicht mehr als eine offene Werkstatt ist mit angeschlossenem Hutverkauf. Interessant sind die Pressen, mit denen die handgeflochtenen Rohlinge in eine von fünf oder sechs verschiedenen Formen gepresst werden. Dann noch die Krempe umschlagen und vernäht und ein Hutband drum, fertig ist der Panama-Hut.
Jan hätte sich zu gerne solch einen Hut gekauft (gestanden hätten sie ihm hervorragend!), einzig der Transport für die nächsten zehn Monate war ihm zu heikel. Schweren Herzens ließen wir also all diese schönen Hüte zurück und hoffen darauf, dass vielleicht doch noch eine gute Seele Urlaub in Ecuador macht und ihm einen Sombrero auf direktem Weg mitbringt.
Mehr Inkaruinen
Womit wir nicht wirklich gerechnet hatten war, dass wir so bald nach Ingapirca schon unsere nächsten Inkaruinen sehen würden. Aber auch Cuenca hat eine eigene Ausgrabungsstätte. Diese ist vielleicht nicht so groß wie die von Ingapirca, und vermutlich auch nicht so bedeutsam, da sie weiter vom Äquator entfernt ist. Sie hat aber den Vorteil, dass sie mitten in der Stadt liegt, komplett frei zugänglich ist und sehr liebevoll gepflegt und kuratiert wird.
So befindet sich dort beispielsweise ein kleiner Bereich mit schönen Vogelvolieren. An einer anderen Stelle werden verschiedenste Nutz- und Zierpflanzen angebaut und erläutert. Und irgendwo mittendrin weiden ein paar Lamas. Mehr Inka-Idylle erwarten wir nun wirklich erst auf dem Machu Picchu!
Viel zu schnell mussten wir Cuenca wieder verlassen. Da stand ja noch ein ganz besonderer Tag für einen von uns Travel-Dvootes an… Sonst hätten wir sicherlich noch viel mehr Zeit dort verbringen können: Einfach am Parque Calderón abhängen und Leute beobachten. Einen Kaffee trinken in einem der Cafés, die nicht offen hatten, weil gerade Sonntag war. Ein Bierchen in einer richtigen Bar trinken. Irgendwann zur Öffnungszeit an der neuen Kathedrale vorbeikommen und einen Blick riskieren. Auf einem der Blumenmärkte einen großen Strauß Blumen kaufen. (Ecuador ist einer der weltweit größten Exporteure für Blumen.) Und natürlich noch viel mehr Streetfood kosten.
Was für schöne Bilder. Dieser Markt, Gemüse wie gemalt, perfekt. Tolle Fotos in der “Hutfabrik” und dann diese wunderbaren Blumen, diese Farben, ihr könnt euch sicher kaum satt sehen.
Viel Glück beim Überqueren der Grenze zu Peru und ich hoffe, ihr erreicht das Hostel dort wie geplant.
Apropos Hut: Wo ist der Schlapphut geblieben?
Peru haben wir nach einer sehr langen Fahrt erreicht und Maria hat beim Buchen des Hostels mal wieder ein glückliches Händchen bewiesen.
Der Schlapphut schläft derzeit zusammengerollt in einem Rucksack. Es war oftmals einfach zu windig um ihn zu tragen, aber er wird wieder zum Einsatz kommen.
Danke für den wunderschönen Bericht aus Cuensa! Es geht Euch gut und Ihr seid glücklich.Das macht mich auch froh!
Lieber Jan! alles Gute und Schöne für dein neues Jahr!!! Oma K.
Glücklich sind wir und geben uns alle Mühe, dass es uns auch gut geht. Bisher klappt das überwiegend sehr gut.
Vielen lieben Dank für die Glückwünsche. Die sind wohlbehalten bei mir angekommen.
Uuuh, bei den Hüten kann ich dich verstehen, Jan. Mein neuestes Modell wurde von einem alten Thailändischen Opi handgeflochten und den hoffe ich jetzt heil durch die nächsten Länder zu bekommen, aber das ist auch schon der 3. Hut auf meiner Reise.
Ja, ein wenig Schade ist es schon, aber es wäre noch viel trauriger, wenn so ein toller (und nicht ganz günstiger) Hut die Reise nicht übersteht. Handgeflochten aus Thailand? Vielleicht habe ich am Ende unserer Reise dann doch noch ein Hutmitbringsel 🙂