Quito: auf nach Ecuador!

Quito: auf nach Ecuador!

Das Eintrittstor zum zweiten Land unserer Weltreise war Quito, die Hauptstadt Ecuadors. UNESCO-Weltkulturerbe, zweithöchste Hauptstadt der Welt (etwa 2.850 Meter über dem Meeresspiegel) und Stadt des ewigen Frühlings. Das klang doch ganz vielversprechend und einen Besuch wert.

Wir flogen von Bogotá etwa eineinhalb Stunden zum neuen internationalen Flughafen von Quito, der circa eine halbe Stunde vor den Toren der Stadt liegt. Schon vor unserer Ankunft in Ecuador war für uns alles perfekt organisiert worden. Kenny, ein ehemaliger Arbeitskollege von Maria, und seine Frau Leslie haben nämlich von Deutschland aus ihre beiden Familien instruiert, uns auch ja gut zu empfangen und zu begleiten. So wurden wir von Kennys Bruder Steve am Flughafen abgeholt und direkt zu unserer Unterkunft, einem AirBnB im Norden der Stadt gefahren.

Leider stellte sich die Adresse der Unterkunft als falsch oder mindestens unvollständig heraus, weshalb Steve die korrekte Adresse erst mittels eines Telefonats herausfinden musste. Zuvor sind wir allerdings bereits ein paar Mal um den Block gelaufen und haben dabei mit einer ersten ecuadorianischen Erfindung, nämlich der Nichterfindung der Fußgängerampel, Bekanntschaft gemacht. Es gibt in Quito jede Menge Verkehrspolizisten, die aufpassen, dass die Autos geordnet die Kreuzung befahren. Fußgänger jedoch sind weitestgehend sich selbst überlassen. Häufig gibt es Zebrastreifen, die jedoch mehr eine Einladung an alle Kreuzungswilligen sind, sich an diesem Punkt zu treffen und gemeinsam auf einen Zeitpunkt zu warten, zu dem das Kreuzen der Straße ein bisschen weniger lebensgefährlich ist. Das war ein interessanter Einstieg.

AirBnB so wie man sich das wünscht

Die Unterkunft gehörte Frank, einem hilfreichen, relaxten Kerl, der uns einige Tipps für unsere Zeit in Quito und in Ecuador generell gab. Er betreibt zusammen mit Freunden einen Fahrradverleih, bietet Touren in und um Quito an, macht irgendwas mit Online Marketing und will demnächst Nextbike, einen Fahrrad-Sharing-Anbieter aus Deutschland nach Quito bringen. Als ich davon erzählte, dass ich in einer Containerreederei gearbeitet habe, konnte ich ihm doch direkt mit Kontakten weiterhelfen, da er demnächst Fahrräder dafür von Leipzig nach Quito bringen muss. Jepp, Leipzig. So ein Zufall. So lernte ich also, dass Nextbike tatsächlich ein Leipziger Unternehmen ist. Die Welt ist eben doch ein Dorf.

Ach ja, apropos relaxt: In Franks Wohnzimmer wuchsen drei zarte Hanfpflänzchen in Supermarkttütenblumentöpfen. Und nein, sie sind nicht als Zierpflanzen gedacht. Offenbar ist es in Ecuador legal bis zu 5 Pflanzen pro Person für den Eigenbedarf zu besitzen.

Ein kleiner Vulkankegel und eine goldene Kirche

Zurück zu unserer Stadterkundung und der Rundumbetreuung durch Kennys und Leslies Familie: Gleich am ersten Tag fuhr Leslies Mutter Lucia mit uns zum Panecillo, einem erloschenen Vulkankegel in der Stadt, der von einer großen Statue der Jungfrau von Quito gekrönt wird. Von hier hatten wir einen großartigen Blick auf die uns zu Füßen liegende Altstadt und die umliegenden Berge und Vulkane, die die Stadt umgeben. Die zahlreichen Souvenirläden ließen wir bei beim Verlassen des Ortes links liegen (Backpacker haben notorisch zu wenig Platz im Rucksack) und fuhren weiter in Richtung des historischen Zentrums.

Dort hatten wir (es wurde inzwischen langsam dunkel) noch die Chance uns die Iglesia La Compañía de Jesús anzuschauen. Diese Kirche ist ein absolut sehenswertes Highlight. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, bisher etwas ähnliches gesehen zu haben: Decken und Wände sind mit ornamentalen Reliefs versehen, die allesamt vergoldet wurden. Die Baumeister achteten sehr darauf, dass die Symmetrie beider Seiten erhalten blieb. Das ging so weit, dass links und rechts neben dem Hauptportal jeweils eine Treppe zur Orgel hinaufführen. Jedoch ist nur eine tatsächlich eine Treppe, während die andere kurzerhand auf die Wand gemalt wurde. Lediglich die filigran gearbeitete Kanzel durchbricht die Symmetrie, denn diese gibt es nur ein Mal. Lucia organisierte uns kurzerhand noch eine Führung auf Spanisch, von der wir erstaunlich viel verstanden. Fotografieren durften wir in der Kirche eigentlich nicht. Maria gelangen dennoch ein paar gute Schnappschüsse aus dem Handgelenk und keiner hat’s gemerkt.

Den Rückweg traten wir mit Epanadas gestärkt backpacker-standesgemäß im Bus an. Kenny bekommt jetzt wahrscheinlich gerade einen Schweißausbruch, denn er hatte uns unter allen Umständen verboten mit dem Trolebus zu fahren. Lucia war jedoch der Meinung, das sei ok, wenn man ein bisschen aufpasst. Und hey, für 50 Centavos für zwei Fahrten ist der Bus preislich einfach unschlagbar. Kenny – es ist alles gut gegangen und wir haben auf dieser und jeder anderen Busfahrt in Quito keine Wertsachen eingebüßt!

So hoch waren wir noch nie!

Am nächsten Morgen ging es direkt hoch hinaus. In Quito kann man mit einer Seilbahn, dem Teleferico, auf den Pichincha, einen der umliegenden erloschenen Vulkane, hinauffahren um zu Wandern oder einfach nur die Aussicht zu genießen. In knapp 20 Minuten wurden wir gut 1.000 Meter höher gebracht.

Puh, in etwa 4.100 Meter Höhe wird die Luft schon merklich dünner und ein bisschen hin- und herlaufen brachte uns schon ganz schön zum Schnaufen. Ein paar Tage Akklimatisierung wären da sicherlich hilfreich gewesen. So begnügten wir uns mit einem kleinen Spaziergang Richtung Gipfel, begleitet von zwei Deutschen und zwei Briten, die wir allesamt in der Gondel getroffen hatten. Lucia wartete derweil an der Talstation auf uns, um anschließend gemeinsam mit uns die Basilika von Quito zu besichtigen.

Ungewöhnliche Wasserspeier

Diese ist relativ neu. Sie wurde in den 1980er Jahren mehr oder weniger fertiggestellt und von Pabst Johannes Paul II. geweiht. Von innen sehr schlicht und wenig spektakulär, war die Außenansicht für uns wesentlich interessanter. Besonders erwähnenswert sind die funktionslosen Wasserspeier, die allesamt die Gestalt heimischer Tiere besitzen. Darunter sind Faultiere, Affen, Leguane, Krokodile und viele weitere.

Den folgenden Tag verbrachten wir mit unserer ganz persönlichen Reise zum Mittelpunkt der Erde, dem wir einen eigenen kleinen Bericht gewidmet haben, schließlich ging es hier um eines unserer To-Dos.

Einladung und Party

Für den Abend bekamen wir dann eine spontane Einladung zum Abendessen bei einer Schwester von Lucia (sie hat insgesamt 10 Geschwister), die wir natürlich gern annahmen. Schließlich ist es immer sehr interessant sich unter die Locals zu mischen und zu sehen, wie sie leben. Noch dazu ging es hier ja um die Familie, die auch neugierig auf uns war.

Empfangen wurden wir mit einem superleckeren typischen Abendessen. Wir haben einiges von unserer bisherigen Reise erzählt und viele neue Tipps und Einblicke für Ecuador bekommen. Doch mit dem Essen war der Abend noch lange nicht zu Ende. Gemeinsam fuhren wir anschließend Richtung La Ronda, einer Ausgeh- und Partystraße am Rande des historischen Zentrums von Quito. Zwar waren die Bars und Restaurants an diesem Wochentag relativ leer, doch sehenswert waren sie allemal

In einem der Lokale bekamen wir inmitten unserer mittlerweile acht Mann (und Frau) starken Gruppe die lokale Spezialität Canelaso serviert. Das ist ein heißes Getränk aus der uns bereits aus Kolumbien bekannten Lulo, die hier in Ecuador Naranjilla heißt, versetzt mit Rohrzucker, Zimt und Zuckerrohrschnaps. Anschließend tanzten wir zu typisch ecuadorianischen (sehr langen) Liedern. Was für ein schöner Ausklang für einen lustigen Abend.

Die historische Altstadt

Den vorerst letzten Tag in Quito verbrachten wir schließlich mit einem Bummel durch das historische Zentrum der Stadt. Wir wollten dem UNESCO-Weltkulturerbe auf die Spur kommen. Alles in allem ist die Altstadt ganz nett, aber kleine Städtchen wie Villa de Leyva und Guatapé in Kolumbien haben uns offensichtlich schon verdorben. Diese sind so wunderschön, dass es vielen anderen Orten sehr erschwert wird mitzuhalten. Dennoch ist der ein oder andere Straßenzug schön anzuschauen und die Kirchen teilweise sehr sehenswert.

Nach einigem Suchen fanden wir beispielsweise den fehlenden Stein an der Kirche San Francisco, beziehungsweise an einer der zugehörigen Kapellen. Diese soll der Legende nach vom Teufel erbaut, oder zumindest fast fertiggestellt worden sein (bis auf eben jenen letzten Stein). Der Baumeister hatte sich in seiner Not, die Kapelle fristgerecht fertigzustellen, mit dem Teufel verbündetet, der dafür dessen Seele einforderte. Der Teufel baute und baute und der Termin rückte näher. Der Baumeister fürchtete nun um seine Seele und wandte sich verzweifelt an die Schutzheilige, die Jungfrau von Quito, die am Morgen des letzten Tages der Frist den Hahn eine Stunde früher krähen ließ, weshalb der Teufel es nicht mehr rechtzeitig schaffte jenen letzten Stein zu setzen. Die Seele des Baumeisters blieb so um Haaresbreite verschont.

Unser erster Quito-Aufenthalt ging so recht schnell und gleichzeitig sehr entspannt zu Ende. Begeistert hatte uns die Stadt noch nicht so recht. Nach unserer traumhaften Galápagos-Tour hatten wir ja aber noch zwei Nächte in einem Hostel gebucht (entgegen dem strengen Veto Kennys, der Hostels im Allgemeinen als zu gefährlich betrachtete).

Zurück in Quito

Diesmal wartete wieder ein neues Schlaferlebnis auf uns. Im El Hostelito wird nämlich in sogenannten „pods“ genächtigt. Das sind im Wesentlichen große Etagenbetten, die durch Vorhänge etwas Privatsphäre gewähren. Im Großen und Ganzen ein tolles und entspanntes Hostel. Aber bevor wir das so richtig aufnehmen konnten, wurden wir zur einer Free Walking Tour mit Schwerpunkt Streetfood eingeladen.

Genau genommen waren wir schließlich die einzigen Teilnehmer. Juan wollte uns trotzdem gern herumführen und tat das auch ganz klasse. Nachdem klar war, dass wir nicht nur an Streetfood, sondern auch an Streetart interessiert sind, erzählte er uns darüber auch gleich noch eine ganze Menge. Speziell ein Künstler, der seine Kunstwerke mit mal mehr, mal weniger versteckter Unterwäsche signiert, fiel dabei auf. Aber auch noch eine Menge anderer Motive, die mit der ecuadorianischen Geschichte oder Kultur verbunden sind.

Zu essen und zu trinken gab es unterwegs reichlich und endlich wussten wir mal vorher, was wir da in uns reinfutterten. Die lokale Streetfood-Spezialität, gegrillte Schweineinnereien, werden sicherlich nicht auf unserer Favoritenliste landen, aber so haben wir sie zumindest mal probiert. Sonst hätten wir sie bei diesem Anblick sicher gar nicht erst bestellt. Durch unsere kleine 3-Mann-Gruppe kamen wir leicht ins Plaudern und es war wirklich ein angenehmer Abend.

Wir stellten fest, dass Juans Freundin aus München stammt und er vielleicht schon sehr bald in Deutschland zumindest Urlaub machen wird. Berlin und Hamburg stehen dabei ganz oben auf seiner Wunschliste und vielleicht bleibt er ja sogar hängen und geht mit seiner Freundin zum Studium in die Niederlande. So stellt er sich das im Moment zumindest vor. Vielleicht treffen wir ihn also irgendwann in Deutschland wieder und dann zeigen wir ihm das deutsche Streetfood.

12 Comments

  1. Liebe Maria,

    Habs beim letzten Volleyballtraining verpasst mich zu verabschieden…. Ich wünsche euch eine tolle Reise! Ich werd mich über euren Block ein bisschen auf dem laufenden halten 🙂 klingt alles sehr toll bisher.

    Liebe Grüße,
    Jana

    Jana
    1. Hallo Jana,

      das ist ja eine Überraschung! Wie schön, hier von Dir zu lesen und ich freue mich, dass Du unserem Blog ein bisschen folgen willst. ?

      Das Volleyballtraining vermisse ich ja schon etwas. Da wir relativ flott unterwegs sind und meist wenig Zeit an einem Ort haben, besteht mein einziges Training hier aus langen Erkundungsgängen und der einen oder anderen Wanderung.

      Liebe Grüße
      Maria

  2. Oh, wenn Juan nach Deutschland kommt und hier das “Streetfoot” probiert, wird es noch jemanden geben, der sagt, das Nationalgericht der Deutschen ist “Döner”. ?

    Kirsten55
  3. das Ihr bei dem vielen streetfood noch nicht von “Montezuma” oder anderen Legenden heimgesucht wurdet, liegt entweder an Eurerm robusten Verdauungsapparat oder daran dass der schlechte Ruf der Speisen in Garküchen südlicher Länder ein Vorurteil ist. Mir würde das auch total gut gefallen. Ich trauere noch immer dem gefüllten Schafsdarm in Heraklion, Kreta nach, den ich nicht essen konnte (war noch nicht gar !)

    bonnanova
    1. Ich glaube, letzteres ist näher an der Wahrheit. Zumindest habe ich noch nie schlechte Erfahrungen mit Streetfood gemacht. In Südamerika wird ohnehin fast alles frittiert, da leben dann garantiert keine Keime mehr. ?
      Der Schafsdarm klingt spannend, aber wenn er nur annähernd so war wie unsere Schweineinnereien, dann hast Du nicht viel verpasst.

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