Angesichts des nicht so einladenden Wetters auf der einen Seite und den ganzen tollen Trecks, die wir in den vergangenen Tagen links und rechts des Weges liegen lassen mussten, hatten wir für den heutigen Tag den folgenden Plan erstellt: Sollte das Wetter gut sein, würden wir noch einmal ein Stück Milford Road zurückfahren, bis zu The Divide, und dort eine zweistündige Wanderung machen. Sollte das Wetter aber wie befürchtet schlecht werden, würden wir in aller Herrgottsfrühe aufstehen und nach Te Anau ins Vogelrefugium fahren, um der Takahe-Fütterung um 09:30 beizuwohnen.
Ich wusste daher nicht so genau, ob ich mich über den Sonnenschein am Morgen wirklich freuen sollte. Kalt war es nämlich trotzdem noch. Aber so konnten wir zumindest noch in Ruhe frühstücken, bis es zurück ging.
Um diese Uhrzeit nun bekamen wir auch einen kleinen Eindruck von den Massen an Bussen, die sich tagtäglich über die Milford Road wälzen mussten. Regelmäßig stauten sich nämlich mehrere davon hinter uns, bis wir wieder eine Bucht fanden, um die Kolosse vorbeiziehen zu lassen. Jan konnte nur immer wieder den Kopf schütteln.
Key Summit Walk
Wir hatten uns für unser heutiges Sportprogramm den Key Summit Walk ausgesucht. Zum einen sollte dieser tolle Aussichten über die umliegenden Täler und Berge bieten (die wir ja gestern schon einmal vom Straßenlevel aus gesehen hatten). Zum anderen führt er ein klitzekleines Stück am Routeburn Track entlang. Damit hatten wir wenigstens noch ein bisschen „Great Walk“ gemacht.
Wieder einmal wurden wir von einer neuseeländischen Wanderung nicht enttäuscht. Und als kleines Extra-Schmankerl wurden wir auf dem Parkplatz von einem Kea begrüßt und auf dem Track posierte ein neuseeländischer Falke für uns.
Da Keas augenscheinlich mehr auf glitzernde, neue Autos stehen als auf unseren alten Campervan, war dieser bei unserer Rückkehr nach zwei Stunden auch noch intakt und abfahrbereit – nicht immer ganz selbstverständlich, wenn es um diese gerissenen Vögel geht.
Takahe
Wir machten uns also auf nach Te Anau, um zum Bird Sanctuary zu fahren – aufgeschoben war ja nicht aufgehoben! Dieses Refugium für zumeist verletzte und/oder stark gefährdete Vogelarten wird vom Department of Conservation betrieben und finanziert sich vor allem über Spenden. Neben einigen Kakas – einem Waldpapageien und nahen Verwandten des Keas – und weiteren Papageien ist hier ein Pärchen Takahe zu sehen.
Dieser truthahngroße, flugunfähige Vogel galt seit dem Ende des 19. Jahrhundert als ausgestorben, bis man einige wenige Tiere in einem inselähnlichen Gebiet im Fiordland fand. Viel länger hätten es die Takahe aber auch hier nicht ausgehalten. Die üblichen Bedrohungen, unter ihnen die gefräßigen ausgewilderten Hirsche, schienen ihr Schicksal schon besiegelt.
Ein großangelegtes Rettungsprogramm wurde aufgelegt: Takahe wurden in geschützte Gebiete gebracht, an verschiedenen Stellen, quasi als „Backup“ in Gefangenschaft gezüchtet, und (da Takahe meist nur eins ihrer zwei bis drei Eier ausbrüten) „überzählige“ Eier zunächst per Hand, später von Adoptiveltern ausgebrütet und aufgezogen. Auch wenn es noch immer nicht all zu viele Takahe gibt und sie weit davon entfernt sind, wieder ganz Neuseeland oder auch nur den Süden zu bevölkern, so sind ihre Zukunftsaussichten inzwischen doch deutlich rosiger.
Southern Scenic Route
Für unsere Weiterreise war uns mehrfach die Southern Scenic Route empfohlen worden. Diese wenig bekannte und wenig befahrene Strecke führt durch die sogenannten Southlands, zumeist entlang der Küste von Te Anau bis nach Dunedin. Wenn wir schon einmal hier unten waren, dann wollten wir uns das natürlich nicht entgehen lassen. Wir wussten ja, dass wir es nicht bis auf die dritte Insel Neuseelands, Stewart Island, schaffen würden. (Ja, Neuseeland besteht eigentlich aus drei bewohnten Inseln.) Warum also nicht wenigstens das meiste aus dem Süden der Südinsel machen?
Wir ließen also Queenstown links liegen und machten uns auf den Weg nach Clifden, um dort unser Nachtlager aufzuschlagen. Auch Queenstown muss bis zu unserem nächsten Besuch warten. Irgendwie reizen uns die Städte Neuseelands gerade weniger als das, was darum liegt.
Clifden selbst wäre kaum eine Erwähnung wert, gäbe es da nicht die historische und unglaublich lange Hängebrücke. 1899 fertiggestellt diente sie zunächst Pferdekutschen und später auch motorisierten Gefährten als Überquerungsmöglichkeit über den Waiau River. Heute ist sie immer noch in Betrieb, allerdings nur noch für Fußgänger. Und direkt daneben gibt es einen dieser netten Freedom Campingplätze. Was will man mehr?
Haha, die schwarz-weißen Kühe hab ich immer geliebt und das Foto ist unglaublich süß!!! ? Schön, dass ihr noch so eine schöne Wanderung gefunden habt. So ganz ohne wäre schade gewesen. 😉
Oh, wir haben so viele Wanderungen hier gemacht, dass wir uns wirklich nicht beschweren können. Das mit den Mehrtageswanderungen heben wir uns fürs nächste Mal (mit Dir?) auf.
Die Kühe sind echt toll hier. Aber sag das mal Deinem Bruder. Der schüttelt nur immer den Kopf über mich.
Temporäre Reizüberflutung und daraus resultierende übersteigerte Ansprüche. Nach dem Motto: Warum soll ich eine Kuh toll finden, wenn ich schon Delfine und Pinguine gesehen hab? Wenn er wieder ne Weile auf Entzug war wird das wieder. 😉
Was für ein wunderschöner See auf dem Key Summit Walk, die Fotos sind wunderbar.
DieseTakahe-Vögel sehen so lustig aus, ich bin total begeistert, dass versucht wird, diese Art zu erhalten. Toll, dass es doch noch ein paar gab, als es schon verloren schien.
Und die neugierigen Kühe – zumindest sehen sie aus, als seien sie neugierig herangelaufen.
Manchmal fragt man sich wirklich, was sich die Natur bei solchen Tieren gedacht hat. Die Takahe sieht ja schon so wenig gewappnet fürs Überleben aus, da wundert’s einen eigentlich nicht, dass es nur noch so wenige gibt. Aber man ist mittlerweile ganz optimistisch, dass man sie in einigen Jahren zumindest von der dunkelroten Liste der bedrohten Arten nehmen kann. Trotzdem wird sie immer nur in besonders bewachten Gebieten überleben können, solange es in Neuseeland eingeschleppte Ratten, Mäuse, Katzen, Hunde, Frettchen, Hermeline, Hasen und Hirsche gibt.
Ja, neugierig waren die Kühe fast überall, aber auch sehr, sehr ängstlich. TrotzDem kamen zwar flugs angerannt, als wir am Zaun stehen blieben, aber dann ging das große Zähneklappern los. Sie schienen beinahe überwältigt von ihrer eigenen Courage und haben trotz des Zauns immer mindestens zwei Meter Abstand gehalten. Die klügsten Viecher sind es jedenfalls nicht.
Takahe,etwas ganz Besonderes und der wunderschön gezeichnete neuseel.Falke!
Die alpinen Kühe,mit der weißen Bauchbinde,sind wirklich ein Hingucker.
Da seid ihr z.T. so hoch unterwegs gewesen,daß es nur noch niedrige, von Flechten bedeckte,
Koniferen gab.Jetzt bin ich gespannt wie das Wetter jenseits des Gebirges sein wird.
Alles Liebe! O.Karin
Eigentlich waren wir gar nicht so hoch. In Peru jedenfalls waren wir schon viel höher. Aber das ist ja auch das Besondere an Neuseeland, dass man so viele verschiedene Vegetations- und Klimazonen auf so engem Raum hat. Da reichen teilweise ein, zwei Stunden, um vom Regenwald zum Gletscher zu laufen.