Zumindest auf dieser Weltreise sollten wir in Australien nicht weiter nördlich als bis nach Exmouth fahren. Wir mussten schließlich wieder zurück nach Perth und das bitte rechtzeitig vor Weihnachten! Den Nordwesten und das Northern Territory haben wir uns also für ein anderes Mal und für eine bessere Jahreszeit aufgehoben.
Vielleicht liegt es daran, dass Exmouth quasi das Streckenziel unseres dritten Roadtrips in Australien war, dass wir irgendwie eine größere Stadt erwartet hatten. Dieses kleine Dörfchen mit zwei völlig überteuerten Supermärkten sollte nun dieses Exmouth sein, von dem immer alle sprachen? Immerhin auf die Emus war Verlass, die hier wie vorhergesagt und völlig unbeeindruckt von Verkehr oder Menschen die Straßen entlangspazieren.
Wahrscheinlich ist hier während der Walsaison deutlich mehr los, wenn also im März/April die Walhaie von der großen Korallenblüte des Ningaloo Reef angezogen werden. Bis August, manchmal sogar in den Oktober hinein treiben sich dann die zumeist männlichen Tiere vor der Westküste Australiens umher und Exmouth ist das Zentrum der Walbeobachtungen. Wir wussten ja, dass wir für dieses Jahr viel zu spät dran waren.Trotzdem wollten wie einmal einen Blick riskieren. Denn „hier oben“ gibt es noch weitere schöne Schnorchelgelegenheiten und außerdem – das hat die Natur schon ganz clever eingerichtet – legen gleich drei Schildkrötenarten hier ihre Eier ab, wenn die Walhaie und mit ihnen die ganzen Touristen verschwunden sind.
Unter Wasser
Wir schnappten uns also unsere Schwimmsachen und fuhren hinein in den Cape Range Nationalpark, der quasi das Landstück dieses streng geschützten Gebietes bildet. Drei prädestinierte Schnorchelstellen gibt es im Park. Aufgrund der starken Winde der vergangenen zwei Monate hatte man uns wegen schlechter Sicht von einer abgeraten, so dass unser erster Ausflug der Turquoise Bay, also der türkisen Bucht, galt.
Das Schnorcheln hier ist an zwei Stellen möglich, wobei die erste Stelle ein wenig aufregend ist. Zunächst lässt man sich nämlich ganz bequem von der Strömung mittragen. Dabei wurden wir ohne großen Kraftaufwand über ähnlich beeindruckende Korallen gezogen wie wir sie schon in Coral Bay gesehen hatten. Dann aber muss man aufpassen, dass man rechtzeitig den Ausstieg erwischt und zum Strand schwimmt. Die Strömung will dann nämlich zurück ins Meer und das sollte man dann doch tunlichst vermeiden.
Das anschließende Schnorcheln in der geschützten Bucht war verglichen damit tatsächlich ziemlich ereignislos und vor allem kalt, kalt, kalt.
So kalt sogar, dass Jan auf unseren nächsten Ausflug ins Wasser verzichtete und lieber von Land aus zusah, wie ich die Oysterstacks, also die „Austerntürme“ erkundete. Auch dieser Ort trägt seinen Namen nicht zu Unrecht. Rund um die von Austern bedeckten Felsen ließ sich die Fischwelt durchaus sehen. Ganz besonders beeindruckend waren allerdings keine Fische, sondern die großen Mördermuscheln, die hier alle paar Meter saßen und sich bei meinem Näherkommen instinktiv zusammenzogen.Am Strand
Richtig spannend sollte die Tierwelt aber erst am kommenden Tag werden. Wir hatten ja gelesen, dass die Schildkröten nur nachts zur Eiablage an den Strand kommen. Da wir zum einen hundemüde waren und es zum anderen nachts ziemlich finster war, hatten wir uns gegen einen Mitternachtsausflug entschieden.
Trotzdem lief ich aus irgendeiner Eingebung morgens als erstes zum Strand. Mir war einfach danach, zu schauen, ob ich nicht Schildkrötenspuren am Strand entdecken könnte. Und wirklich sah ich zwei unverkennbare Spuren, die am Vorabend noch nicht dort gewesen waren und die sich nun in schnurgerader Linie vom Wasser bis zu den Dünen zogen. Ein paar Schritte weiter und ich konnte meinen Augen kaum trauen. In einem der Nester saß noch eine Schildkröte und schaufelte ihre Eier zu!
Wie gestochen rannte ich zurück zum Campervan. Jan muss gedacht haben, ich sei verrückt, wie ich da, noch im Schlafanzug und wild mit den Armen wedelnd, auf ihn zugelaufen kam. Kurz darauf konnte er dann mit eigenen Augen sehen, dass ich mir den gepanzerten Nachzügler am Strand nicht eingebildet hatte.
An Land
Unseren zweiten Tag im Cape Range Nationalpark wollten wir, ähnlich wie im Kalbarri Nationalpark, dem Landesinneren widmen. Auch hier gibt es einige schöne und interessante Schluchten zu erkunden und wenigstens ein paar davon sind auch mit Zweiradantrieb erreichbar.
Es war zwar noch früh am Tag, denn wir wollten die Mittagshitze unbedingt vermeiden. Aber nach 08:00 morgens gibt es eigentlich nur noch Abstufungen von „heiß“, „sehr heiß“ oder „Vorort der Hölle“. Auf dem Weg zur Mandu Mandu Gorge machten wir uns daher wenig Hoffnung auf eins der sogar per Schild angekündigten „vielen, vielen Kängurus“ in diesem Nationalpark.
Ganze fünf Minuten hielt das an. Dann sahen wir das erste Känguru unter einem Strauch liegen. Keine zehn Meter daneben noch eins mit Jungtier. Kurz darauf weitere, bis wir überzeugt waren, dass hinter oder unter jedem Strauch ein Känguru liegen musste, das sich in den Schatten verkrochen hatte.
Ja und weil das noch nicht genug war (und Jans Adleraugen heute besonders gut funktionierten) sahen wir dann sogar noch einen Dingo! Da wir zu spät zum Stehen kamen, konnten wir ihn zwar nur von hinten verewigen, aber dieses misstrauische, scheue Gesicht hat sich uns trotzdem eingeprägt.
Im Felsen
Der Rundweg durch die Mandu Mandu Gorge führt zunächst entlang eines alten, trockenen Flussbettes und nach circa 45 Minuten an der Klippe entlang zurück. Die Aussicht dabei ist natürlich phänomenal, aber das eigentliche Highlight dieser Wanderung sind die seltenen Schwarzpfoten-Felskängurus, zu Englisch black-flanked rock-wallabies, die hier in den Felsen leben. Ganz genau, in den Felsen. Diese Wallaby-Art schafft es, sich auf extrem schmalen Steinsimsen an diesen fast vertikalen Wänden hüpfend fortzubewegen und sucht sich Spalten und Höhlen als Unterschlupf.
Vor dem Grau der Felsen waren sie kaum zu erkennen und eigentlich dachten wir schon wieder, dass wir eigentlich zu spät dran seien. Bis Jan sehr schnell das erste kleine Fellknäuel entdeckt hatte. Nicht größer als einen halben Meter und perfekt getarnt in seiner Umgebung muss man schon wissen, wonach man Ausschau halten muss. Aber wenn man das dann einmal weiß, dann sieht man plötzlich ganz, ganz viele. Die Schilder hatten also recht – es gibt hier wirklich „viele, viele Kängurus“!
Rückweg
Nach unserer so erfolgreichen Wanderung verließen wir den Nationalpark wieder und ab jetzt sollte es vor allem nach Süden, zurück nach Perth gehen. Ein paar wenige Abstecher erlaubten wir uns, um einige der auf dem Hinweg liebgewonnenen Orte und Schnorchelstellen noch einmal zu besuchen. Darunter Coral Bay und das Aquarium bei Carnarvon. Dazwischen aber hieß es vor allem: Volle Fahrt voraus! (Mit 80 – 90 km/h, wir wollten den Van schließlich nicht überfordern.)
Wow, Schildkröten, Dingos und Felsenwallabys! Da kann man echt nicht meckern. Hoffentlich ist die nächste Station dann auch so aufregend. 🙂
Ich sag nur: Perth, Sydney…
Noch Fragen?
Eure Unterwasserbilder sind wirklich beeindruckend. Und nun habt ihr auch noch Emus gesehen und einen Dingo, wenn das kein Glück ist.
Ja, der Tag war wirklich verrückt, was die Tiersichtungen betrifft. Emus hatten wir auch schon vorher gesehen, aber keinen, der so gemächlich die Straße entlangschlenderte…