Die Westküste Australiens ist gespickt mit Nationalparks. Manche davon an Land, andere sind Marineparks, die die Gewässer vor der Küste schützen. Der Kalbarri Nationalpark vereint sogar beides und so gibt es zwei Gesichter dieses wunderbaren Nationalparks: die raue und abwechslungsreiche Küste und das zerfurchte, wilde Hinterland. Beides ist spektakulär und beides wollten wir kennenlernen.
Sprunggewaltig
Bevor wir aber nach Kalbarri fuhren, standen eine zoologische Begegnung und ein kleiner Umweg auf dem Programm. Kaum waren wir nämlich losgefahren, stand vor uns auf der Straße eine Kängurumutter. Dies war uns so bisher tatsächlich noch nicht passiert. Die paar wenigen Kängurus, die wir zuvor auf der Straße gesehen hatten (abgesehen von jeder Menge Roadkill), sprangen schnell und in sicherer Entfernung über jene. Dieses Exemplar jedoch hatte sein Junges auf der anderen Seite des Zaunes „vergessen“. So richtig wusste niemand von uns, wie es mit der Situation umgehen sollte. Das Junge rief nach seiner Mutter, diese sprang verwirrt hin und her und fand das mit dem Auto vor sich gar nicht witzig, und wir konnten ja auch nicht einfach verschwinden.
Dass Kängurus vielleicht nicht die hellsten Tiere Australiens sind, zeigte sich, als das ausgewachsene Tier über den Zaun, dann aber wieder zurück auf die Straße sprang. Das Jungtier konnte natürlich nicht folgen und fing wieder an, nach der Mutter zu rufen. Wir lösten das Ganze schließlich auf, indem wir vorsichtig an beiden vorbeifuhren und der Mutter damit Zeit und Ruhe gaben, wieder zurück zu ihrem Kind zu hüpfen.
Was uns an der Episode vor allem beeindruckt hatte, war die enorme Sprungkraft des Kängurus. Der Zaun war immerhin höher als sie selbst und trotzdem setzte sie mit einer Selbstverständlichkeit darüber hinweg, die wir nicht erwartet hatten. Hoffentlich vergisst sie beim nächsten Mal nur nicht wieder, dass ihr Nachwuchs noch nicht so hoch hüpfen kann.
Was für eine Farbe
Unser nächster Stopp an der Hutt Lagoon war dann aber geplant und dabei spielten auch nur ganz, ganz winzige Lebewesen eine Rolle. Diese Salzwasserlagune ist bekannter unter dem Begriff „Pink Lake“ und trägt diesen Beinamen durchaus zu recht. Eine Alge im Wasser ist für die Färbung verantwortlich, die je nach Lichteinfall hellpink bis beinahe rot wirkt. Diese Alge wird sogar industriell abgebaut, weil sie ein Lieferant von Beta Carotin ist. Glücklicherweise wird der Bestand aber ausreichend geschont, um weiter für ein farbenfrohes Bild an diesem Gewässer zu sorgen.
Erster Schnorchelgang
In Kalbarri angekommen, organisierten wir uns zunächst Schnorchelmasken, die uns die kommenden Tage noch gute Dienste leisten sollten. Da es an der Westküste mit dem Ningaloo Reef noch viele, viele Gelegenheiten zum Schnorcheln geben sollte, entschieden wir uns gegen Mieten und für Kaufen und haben es seither kein einziges Mal bereut.
Eingeweiht wurden die Masken an den Blue Holes, die uns einen ersten Einblick in die Vielfalt der Unterwasserbewohner Australiens geben sollten. Die „blauen Löcher“ sind Teil eines Kalksteinriffs und je nach Tidenstand teilweise über Wasser, so dass die namensgebenden Pools entstehend. Mehr als 70 Fischarten freuen sich hier außerdem über den Schutzstatus, den sie in diesem Gebiet genießen.
Unglaubliche Küste
Die Küste Kalbarris kann man glücklicherweise nicht nur unter Wasser, sondern auch am Land erkunden. Wir waren auf dem Hinweg schon an einem Rundweg vorbeigefahren, der spannend aussah. Der 3 Kilometer lange Wanderweg führte uns hinab an die Küste und vorbei an faszinierenden Gesteinsformationen.
Da gab es allerhand geschichteten, bunten Sandstein, der dem Tal den passenden Namen Rainbow Valley gab. Woanders wurde der sogenannte Mushroom Rock, also „Pilzfelsen“ von Wellen umspült. Und wieder ein Stück entfernt zeugten die fossilen Überreste uralter Wurmlöcher, davon wie alt diese Felsen schon sind.
Abschließend fuhren wir verschiedene Aussichtspunkte an, die umwerfende Blicke auf die windumtosten Klippen boten – von der Natural Bridge zum Island Rock (zu dem ein nicht ganz schwindelfreier, aber immerhin gut befestigter Weg führte), zum Shellhouse Grandstand und zum Eagle Gorge. Jeder einzelne davon hätte uns schon gefallen, aber in dieser Fülle waren wir einfach begeistert.
Stockstarr
Als wäre dieser Tag nicht schon schön genug gewesen…
Auf der Fahrt Richtung Campingplatz (und dem landeinwärts liegenden Teil des Nationalparks) trat Jan plötzlich auf die Bremse und fing ohne Erklärung an, rückwärts zu fahren. Wie gut, dass wir uns auf einer wenig befahrenen Nebenstraße befanden. Etwa 200 Meter zurück hatte er auf der Gegenspur einen kleinen Schatten gesehen, wollte mir aber keine falschen Hoffnungen machen.
Nun, die Vorsicht war völlig unbegründet, denn da saß tatsächlich ein Dornteufel! Diese kleinen (und trotz ihres furchteinflößenden Namens völlig harmlosen) Echsen sind unglaublich faszinierende Geschöpfe, aber so schwer zu finden, dass ich nicht wirklich damit gerechnet hatte, wir würden eine zu Gesicht bekommen. Und nun das!
Die Verteidigungsstrategie des Dornteufels besteht darin, sich quasi unsichtbar zu machen. Seine Färbung ist perfekt an das Gebiet angepasst, in dem er lebt. (Unser Freund hier hatte ganz offenbar zu viel Zeit auf Asphalt verbracht, denn er war wirklich kaum zu erkennen.) In Momenten der Gefahr erstarrt der Dornteufel dann, häufig mit aufgerichtetem Schwanz, und verschmilzt so mit seiner Umgebung.
Was bei Beutegreifern noch funktionieren mag, ist auf modernen Straßen natürlich völlig kontraproduktiv. Nachdem wir das kleine, schreckstarre Geschöpf also eingehend betrachtet und fotografiert hatten, setzten wir es noch flugs auf die andere Straßenseite.
Neugierig
Als hätten wir heute nicht bereits genug erlebt…
Keine fünf Minuten nach unserem Dornteufelerlebnis – ich hatte immer noch ein dickes Grinsen auf dem Gesicht – trat Jan schon wieder unverhofft auf die Bremse. Diesmal kein Rückwärtsgang, diesmal musste ich rennen. Aber dafür wäre ich noch viel, viel weiter gelaufen: Neben der Straße buddelte ein Schnabeligel in aller Seelenruhe vor sich hin!
Dachte ich anfangs noch, er würde sich einbuddeln, so wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Nach Nahrung buddelte er! Und nachdem er hier nicht fündig wurde, watschelte er weiter, steckte dabei seine Nase immer wieder in die Erde, und kratzte halbherzig an der einen oder anderen Stelle.
Er war damit so beschäftigt, dass er offenbar seine Umgebung komplett vergessen hatte. Denn irgendwann stand er dann vor meinem Schuh, den er aber nach einigem Beschnüffeln wieder von der Speisekarte nahm und – unter mir durch! – seinen Weg fortsetzte.
Eine heiße Wanderung
Um das Innere des Kalbarri Nationalparks zu erkunden, wurde uns geraten, ganz besonders früh aufzustehen. Um 06:30 sollten wir am Nature’s Window sein, um den 8 Kilometer langen Rundweg anzutreten. Der Grund dafür sind ganz einfach die enormen Temperaturen, die hier tagsüber herrschen können: 40 °C und mehr sind keine Seltenheit. Da macht es sich bezahlt, die Mittagsstunden zu vermeiden, zumal es auf dem Weg kaum Schatten spendende Bäume gibt.
Früh aufgestanden waren wir zwar, aber irgendwie hatten wir uns mal wieder mit Frühstück und Packen etwas verzettelt. „Erst“ um 07:30 stiefelten wir also los. Die eine Stunde hat bestimmt schon einen Unterschied gemacht. Aber weil wir recht flott unterwegs waren, brauchten wir „nur“ drei statt der empfohlenen vier Stunden. Trotzdem war es zwischendurch ziemlich warm und viel später hätten wir definitiv nicht losgedurft.
Nachdem wir am Vortag schon so tolle Landschaften an der Küste gesehen hatten, waren unsere Erwartungen bezüglich des Landesinneren mehr als hoch. Aber sie sollten nicht enttäuscht werden.
Der Kalbarri Nationalpark wird von mehreren Schluchten durchzogen. Während des weitaus feuchteren Winters spülen hier mitunter reißende Ströme hindurch. Jetzt im Sommer allerdings scheint es sich bei den meisten dieser Flüsse mehr um stehende Gewässer zu handeln, in denen müde ein paar Pelikane und schwarze Schwäne paddelten. Die Felswände leuchteten dafür in den faszinierendsten Rottönen und wir konnten uns gar nicht so richtig losreißen davon.
Die anschließenden Stopps an verschiedenen Aussichtspunkten waren dann auch tatsächlich nicht mehr ganz so überwältigend. Es ist schon etwas ganz anderes, sich wirklich in den Nationalpark hinein zu bewegen und – wenn auch immer schön brav entlang des ausgeschilderten Pfades – diesen näher erkunden zu können. Irgendwie nimmt man da die Natur noch viel intensiver wahr. In jedem Fall hat man das Gefühl, sich die tollen Aussichten wirklich „verdient“ zu haben.
Das sieht absolut atemberaubend aus!!! Wenn ich da an unser kaltes Wetter hier denke….aber 40°C brauche ich dann auch nicht. 😉
Ein Hoch auf Jans Adlerauge!!!!
Mal ganz ehrlich: Niemand braucht 40 Grad. Wir haben sie trotzdem…
Unglaublich, diese Farben der Gesteinsschichten, noch ein pinkfarbener See und Pflanzen, die an unwahrscheinlichen Orten wachsen.
Der kleine Dornteufel, da habt ihr ein Glück mal wieder gehabt und noch dazu ein derart gutes Bild des Tieres “geschossen”, das ist schon bemerkenswert. Der Ameisenigel ist dann auch noch so toll getroffen, kein Wunder, dass ihr es fast selbst nicht glauben konntet. Ich drück die Daumen, dass es so weiter geht und ihr noch viele schöne Begegnungen haben werdet.
Irgendwie sind pinke Seen “unser Ding”. Wir kommen einfach nicht um sie herum.
Sowohl der Dornenteufel, als auch der Schnabeligel sind aber auch wirklich gute Fotomodelle. Sehr ruhig und langsam in ihren Bewegungen, wenn überhaupt vorhanden, und einigermaßen geduldig. Diese Einstellung wünschen wir uns manchmal auch von anderen Fotoobjekten.
Liebe Maria, lieber Jan,
Ja das sind fantastische Bilder, sehr sehr schön – und so komplett anders als „ Weihnachten in Familie „ ?.
Wir wünschen euch auch ein frohes Weihnachtsfest, denken an euch und freuen uns auf ein Wiedersehen mit ganz vielen Eindrücken von eurer Weltreise.
Fühlt euch fest umarmt- habt weiterhin eine schöne Zeit- naja und der Jahreswechsel wird sowieso spektakulär ?.
Eure Brigitte und Michael, die mindestens 2 Glühwein für euch mit auf dem striezelmarkt getrunken haben ?
Wie gut, dass ihr euch für uns um den Glühwein gekümmert habt. Bei den aktuellen Temperaturen würden wir ihn hier doch eher stark vernachlässigen.
Vielen Dank für die lieben Weihnachtswünsche, die uns sehr gefreut haben. Auch wir freuen uns auf ein Wiedersehen und die vielen Eindrücke bringen wir dann natürlich mit.
Bis dahin: Guten Rutsch!
So einen Dornteufel habe ich ja noch nie gesehen!!!! Das ist ja ein tolles Tier, und dass ihr ihn entdeckt und auch noch so schön verewigt habt – Gratulation. Auch um den Schnabeligel beneide ich euch….. LG
Das liegt wohl daran, dass Du noch nicht in Australien warst. Aber mal ehrlich, wir haben zwar gehofft, dass wir einem sehen, aber so richtig geglaubt haben wir es auch nicht. Na ja und dieses Exemplar war ja auch eher ein Zufallstreffer.