Ein zweiter Aufenthalt in Singapur war immer Bestandteil unserer Routenplanung. Wer würde schon eine Chance vertun, gute Freunde am anderen Ende der Welt so oft wie möglich zu besuchen? (Wie Henni inzwischen nicht müde wird zu betonen: Ich gehöre mittlerweile zum Inventar. Nach dem dritten Besuch bei ihr habe ich den Besuchs-Status „verloren“.) So freuten wir uns auch nach unserer Weltreise-Zwangspause und der damit verbundenen Routenänderung auf diesen sanften Wieder-Einstieg in unser Asien-Abenteuer.
Gepflegtes Grün
Vor gut zwei Monaten hatten wir die grüne Seite von Singapur entdeckt. Davon wollten wir diesmal noch ein bisschen mehr.
Da wir außerdem ein wenig Jetlag-geplagt waren, ließen wir es ruhig angehen und besuchten am Tag nach unserer Ankunft den botanischen Garten. (Übrigens auch ein UNESCO Weltkulturerbe.) Jans neuer Kamera und seiner wundervoll anzusehenden Begeisterung ist es zu verdanken, dass wir an diesem Tag auch nichts anderes mehr schafften. Aber inmitten von viel Grün und liebevoll angelegten Gärten durchzuatmen, endlich wieder nicht zu frieren und so richtig schön zu entschleunigen, das ist jetzt wirklich kein Grund zur Beschwerde.
Wir schlenderten also durch Blumenlandschaften, unter Dutzenden von Palmenarten und an Seen entlang. Wir haben ganz verrückt gemusterte Blätter und faszinierende Blütenstände gesehen und sogar den von mir so lieb gewonnenen lemon-scented gum tree (Zitroneneukalyptus) erschnuppert. An den Bonsai-Garten und den Sonnenuhr-Garten hatte ich mich noch von einem meiner ersten Besuche in Singapur erinnert und wollte diese unbedingt Jan zeigen. Wir entdeckten Eichhörnchen, Warane, Schildkröten und in allen Tonlagen zwitschernde Vögel. Zu guter Letzt statteten wir auch dem Orchideengarten einen Besuch ab. Dieser weltberühmte Teil des Botanischen Garten ist der einzige, der ein wenig Eintritt kostet. Davon ist er aber auch jeden Cent wert. Bei dieser Vielfalt und dieser liebevollen Gestaltung geraten sogar Orchideen-Muffel wie wir ins Staunen.Wildes Grün und altes Singapur
Eigentlich wollten wir bei diesem Singapur-Besuch ja Sentosa Island besuchen, den großen Vergnügungspark auf der südlich von Singapur gelegenen Insel. Irgendwie war uns aber nicht so sehr nach Trubel, weshalb wir uns entschieden, auf eine andere Insel zu fahren. Pulai Ubin liegt nordöstlich von Singapurs Hauptinsel und es heißt, dass man hier sehen kann, wie Singapur vor dreißig oder vierzig Jahren aussah.
Eine Fähre brachte uns in einer Viertelstunde an den kleinen Anleger. Schon vor Betreten von Ubin wurde klar, dass dies ein Aspekt Singapurs war, den wir wirklich noch nicht gesehen hatten. Natürlich ist das kleine Dorf, das die Besucher in Empfang nimmt, sehr auf den Tourismus ausgerichtet. Garküchen und viele, viele Fahrradverleihe buhlen um Kunden. Aber weit und breit kein Hochhaus und kein frisch gefegter Gehsteig.
Das Gefühl einer Zeitreise wurde noch einprägsamer, als wir uns auf unsere gemieteten Drahtesel schwangen. Auf Pulai Ubin wohnen etwa 200 Menschen. Abgesehen von anderen fahrradfahrenden und wandernden Besuchern ist man also ziemlich schnell allein, wenn man die paar Hütten am Anleger hinter sich gelassen hat.Als einzige Wegelagerer stellen sich in regelmäßigen Abständen Wildschweine und Langschwanzmakaken ein, die auf der Insel heimisch sind. Während die Wildschweine uns Menschen dankenswerterweise komplett ignorierten, taten die Affen das nur mit den Fahrradfahrern. Fußgänger, zumindest solche, die eine Plastiktüte in der Hand hielten, wurden fast aggressiv verfolgt. Die Assoziation von Plastiktüten mit Futter lässt tief blicken – in unser eigenes Konsumverhalten, aber auch unseren Umgang und Respekt mit beziehungsweise vor den Tieren.
Chek Jawa
Am östlichen Ende von Ubin befindet sich eine Gegend namens Chek Jawa. Dieses 100 Hektar große Feuchtgebiet bietet Mangrovenwälder und eine Gezeitenzone mit einem ganz besonderen Ökosystem. Glücklicherweise ist Chek Jawa immer noch geschützt, trotz zeitweiliger Bemühungen, das Gebiet wirtschaftlich zu nutzen. Der beste gesetzliche Schutz bringt allerdings wenig gegen all den Müll, der hier aus dem Meer angeschwemmt wird. Ein Umstand, der die Freude über all die Tiere und Pflanzen etwas trübte.
Zwei Rundwanderwege führen durch Chek Jawa. Wir ließen also unsere Räder in der Obhut von einigen Makaken und machten uns zunächst auf in den Mangrovenwald. Zwischen Palmen und Mangroven mäanderten wir so vor uns hin. Von einem Aussichtsturm bot sich uns eine wunderbare Aussicht bis rüber zur Hauptinsel Singapurs. Aber noch viel besser: Von hier konnten wir sogar einen Orienthornvogel und einen Weißbauchseeadler beobachten, die auf Ubin zuhause sind.
Die zweite Runde führte uns dann an der Küste entlang und durch den Intertiden-Bereich. Wir hatten ein bisschen Glück und waren gerade zur Ebbe da. Dadurch waren weite Teile des Gebietes quasi freigelegt. Wir mussten uns also keine große Mühe geben, um einen Haufen kleiner Winkerkrabben beim Futtern zu entdecken. Die hier ebenfalls in offenbar großen Mengen vorkommenden Knallkrebse – im Englischen auch passend pistol shrimp genannt – hatten sich besser getarnt. Zumindest konnten wir sie die ganze Zeit hören: Wie Fingerschnipsen hallte es immer wieder über das Wasser. Unter Wasser emittieren die Tiere so übrigens richtige Schockwellen, mit denen sie ihre Beutetiere regelrecht betäuben. Alles im ganz kleinen Maßstab, versteht sich.All die anderen, auf den verschiedenen Hinweisschildern hochinteressant klingenden Tierchen, versteckten sich leider im Schlick. Nur ein paar Fische und Krabben sahen wir noch im tieferen Gewässer.
Zu Rade
Der Großteil der (Rad-)Wege erstreckt sich westlich vom kleinen Dorf am Anleger. Versteht sich, dass wir das auch ein wenig erkunden wollten. Ein bisschen abseits des Weges fanden wir einen spannenden taoistischen Tempel, den Wei Tuo Fa Gong Temple. An einem kleinen, von Schildkröten bevölkerten Flüsschen gelegen, faszinierte er uns vor allem durch die Unmengen von Gebetsfahnen, die dort im Wind flatterten.
Auch am Schmetterlingshügel mussten wir einfach von unseren Rädern steigen. Ein liebevoll angelegter Freiluft-Schmetterlingsgarten lockte uns mit dutzenden verschiedener Schmetterlingsarten. Bis zu 140 sollen sich hier angesiedelt haben, einfach indem passende Pflanzen und Blumen angebaut wurden.Daneben wurde unser Weg vor allem von kleinen Hügeln, dem einen oder anderen Stück Regenwald und mehreren Baggerseen geprägt. Ziemlich schnell gingen so Vormittag und Nachmittag dahin und wir mussten uns wieder auf den immerhin anderthalbstündigen Rückweg machen.
Streetfood aus Singapur
Nur für ein spätes Mittagessen nahmen wir uns noch Zeit. Das allerdings schon zurück im „modernen“ Singapur. Wäre doch zu schade, wenn wir diesmal so gar keinem hawker centre einen Besuch abgestattet hätten! Bei der Gelegenheit kam ich auch endlich wieder in den Genuss einer Spezialität aus Singapur. Der sogenannte carrot cake, also „Karottenkuchen“, hat mit Mohrrüben witzigerweise so gar nichts am Hut. Süß ist dieses Gericht übrigens auch nicht und wie ein Kuchen sieht es gleich gar nicht aus.
Die Hauptzutaten sind vielmehr Reismehl und weißer Rettich, die gedünstet und in Würfel geschnitten werden. Anschließend wird dies mit Eiern, Knoblauch, eingelegtem Rettich und Sojasoße frittiert und mit gehackten Erdnüssen serviert. Es sieht gewöhnungsbedürftig aus, ist aber unglaublich lecker. Da konnte auch Jans „Hühnchen süß-sauer“ einpacken.
Einpacken war dann leider auch schon wieder das Stichwort, als wir zurück bei Henni und Frank waren. Die Zeit in Singapur war so schnell schon wieder vorbei und wir machten uns einmal mehr auf den Weg zum Changi Airport, wo unser Flieger Richtung Kuala Lumpur wartete.
Schön wieder etwas zu lesen. Die Schildkröte im Wasser wurde bestimmt mit der neuen Kamera geschossen. Das ist ein sehr schönes Bild. Aber auch die anderen Fotos sind toll, auch wenn ihr noch ein wenig erholungsbedürftig ausseht. ?
Jaja, Jetlag und Hitze und so. Die haben uns ganz schön zugesetzt. Mittlerweile geht es aber mit der Erholung und selbst Jan schläft nachts den Schlaf der Gerechten (und von der Hitze Zermürbten 😉 ).
Stimmt, das Foto ist mit der neuen Kamera gemacht. Wie überhaupt fast alle, auf denen Jan nicht selbst zu sehen ist. Irgendwie bleiben seine am Ende immer übrig. Ob es wohl daran liegt, dass er inzwischen die Bilder meist aussortiert? Na, jedenfalls scheint die Kamera das eine zu sein. Die neuen Objektive sind das andere. Er ist beispielsweise völlig verliebt in sein Weitwinkelobjektiv. Das kommt inzwischen auch sehr häufig zum Einsatz, selbst wenn ihr das auf den Fotos wahrscheinlich gar nicht merkt. Aber da ist dann plötzlich so viel mehr von der Umgebung auf dem Bild zu sehen, das ist schon toll.
Wunderschön, diese Parkanlagen.
Und nach der Schilderung des Essens habe ich jetzt Hunger ?. Frittierten Rettich kann ich mir so gar nicht vorstellten, die gesamte Zusammenstellung klingt abenteuerlich.
Na, wenn Du jetzt schon Hunger bekommen hast, dann warte mal auf unsere nächsten Blogeinträge! Die sind schon in Arbeit, aber wir haben die letzte Woche so unglaublich viele Bilder gemacht, dass wir noch ein wenig beim Sortieren brauchen. Jedenfalls wird auch da Essen eine tragende Rolle spielen.
Der Rettich für den Carrot Cake wird übrigens nicht am Stück frittiert. Das ist eher so eine Masse, in der sicher auch noch ganz viele andere Stärke- oder Gluten-haltige Dinge drin sind. Die wird dann in Würfel geschnitten frittiert oder gebraten. Geschmacklich ist es wohl eher irgendwo Richtung “asiatischem Eierkuchen” anzusiedeln. In jedem Fall weniger abenteuerlich als lecker. 😉