In Fortrose trennten wir uns zunächst von der Southern Scenic Route. Einfacher Grund: Wir wollten an der Curio Bay Pinguine besuchen gehen. Wer jetzt denkt, warum wir dafür diesen Umweg auf uns genommen haben, wo wir doch gerade erst Pinguine gesehen hatten, dem sei noch schnell erläutert, dass es auf den Hauptinseln Neuseelands drei verschiedene Pinguinarten gibt. Darunter ist auch der Gelbaugenpinguin, der seltenste und evolutionstechnisch gesehen älteste Pinguin der Welt. Und in der Curio Bay brüten einige Paare der verbliebenen etwa 4.000 Tiere.
Wir bogen also rechts ab und waren, auch wenn wir uns nicht mehr auf der „szenischen“ Straße befanden, immer noch sehr begeistert von dem, was uns Neuseelands Southlands hier boten. Unser erster Halt führte uns an den Waipapa Point, wo wir neben einem schönen Leuchtturm ganz unerwartet ein paar junge Seelöwen vorfanden, die in der Brandung tollten.
Seelöwen werden gerne mit den hiesigen Pelzrobben verwechselt, aber wer genau hinschaut sieht, dass diese eine viel stumpfere Nase haben als die Robben. Bedroht sind allerdings beide Spezies und insbesondere die neuseeländischen Seelöwen zu sehen ist schon etwas Besonderes.
Ganz im Süden
Der Wind, der uns seit gestern um die Ohren pustete, war heute nicht weniger geworden. Ganz im Gegenteil: Als wir uns dem südlichsten Punkt der Südinsel näherten, blies es uns beinahe um. Denn hier, an unserem zweiten Stopp des Tages, gibt es nichts, was den Wind bremsen könnte: Keine Berge, keine Bäume, keine anderen Kontinente. So blies es ungebremst und wir wagten uns nur auf wenige Meter an die Küste heran, damit wir nicht einfach ins Meer gepustet würden.
Apropos Meer: Nur noch gut 4.800 Kilometer davon trennten uns vom Südpol! Wohlgemerkt 4.800 Kilometer reines Meer. Zwischen uns und der Antarktis nur noch Wasser, Wale und ein bisschen anderes Getier. Wahnsinn.
Steinwald
Ab jetzt ging es also wieder gen Norden und hoffentlich in wärmere (und weniger windige) Gefilde. Man kann nicht sagen, dass sich die ersten wenigen Kilometer in dieser Hinsicht bemerkbar machten. Es kann aber sein, dass wir uns einbildeten, es sei ein klitzekleines bisschen weniger stürmisch, als wir an der Curio Bay eintrafen.
Hier wartete zunächst eine schöne Überraschung auf uns. Wir hatten uns nämlich gar nicht so richtig mit diesem Ort beschäftigt und lernten erst hier, dass es an der Curio Bay weit mehr als nur seltene Tiere zu bestaunen gibt.
Denn hier befinden sich auch die über 170 Millionen Jahre alte Überreste eines versteinerten Waldes. Während Fossilien von Lebewesen oder auch kleineren Pflanzenresten recht häufig sind, ist dieser versteinerte Wald eine echte Ausnahmeerscheinung. Normalerweise würde totes Holz schneller verrotten, als es zu Stein umgewandelt würde. Doch hier kann man sogar noch die Jahresringe der Bäume sehen!
Grund dafür ist, dass der gesamte Wald von vulkanischem Schlamm überrollt wurde. Mindestens die unteren Teile der Bäume (und umgefallene Baumstämme) wurden darunter begraben und über Millionen von Jahren versteinert. Es gibt Spuren, die darauf hinweisen, dass der Wald ganze vier Mal nachwuchs, bevor die gesamte Gegend dann endgültig unter Schlamm und Asche begraben wurde.
Heute ist dieser Wald durch Erosion wieder freigelegt und schaut von weitem wie eine ganz „normale“ felsige Ebene aus. Erst als wir hinuntergingen und bei Ebbe zwischen den Baumstümpfen herumliefen, sahen wir, was hier wirklich steht bzw. einmal gestanden hat.
Pinguinspähen
Wie bei den meisten seltenen Tieren in Neuseeland muss man entweder unerhörtes Glück haben, um die Gelbaugenpinguine zu sehen, oder sehr viel Geduld. Außerdem hilft es, wenn man gerne sehr spät ins Bett geht oder Frühaufsteher ist. Oh, und Nachtsicht wäre auch nicht verkehrt.
Ganz so schwierig wie manche ihrer Kollegen machen es einem die Gelbaugenpinguine glücklicherweise nicht. Sie kommen schon zu einer einigermaßen zivilen Zeit an Land und warten nicht, bis es komplett stockfinster ist. Bereits kurz vor der Dämmerung begeben sie sich meist auf den Weg zu ihren Nestern, die bis zu einem Kilometer landeinwärts liegen können.
In der Curio Bay soll es mehrere Brutpaare geben, auf die man ab dem frühen Abend nur noch aus entsprechend großem Sicherheitsabstand warten darf. Sollten die Pinguine sich gestört oder bedroht fühlen, könnten sie gar nicht an Land kommen und ihr Nest aufgeben.
Wir warteten also auf einer der Beobachtungsplattformen und hätten die schwarz-weißen Gestalten in der Ferne und in dem schwindenden Licht beinahe übersehen, wenn wir nicht von anderen Pinguinfreunden darauf aufmerksam gemacht worden wären. Wenn man einmal weiß, worauf man zu achten hat, dann lässt sich so ein Pinguin schon ausmachen. Aber dass man sich mit einem so leuchtend weißen Bauch so gut verstecken kann, das hätten wir kaum gedacht.
Zwei Pinguine sahen wir recht entspannt durch den versteinerten Wald watscheln und die Böschung hinaufklettern und -hüpfen. Was für eine Leistung für diese vergleichsweise kleinen Kerlchen!
Dann tat sich sehr lange Zeit nichts und alle anderen Besucher gaben das Warten nach und nach auf. Nur Jan wollte noch nicht gehen. Er muss irgendein Bauchgefühl gehabt haben, dass es das noch nicht gewesen war. Und wirklich: Gerade, als wir dann doch umdrehen und zum Campervan zurücklaufen wollten, sah er aus dem Augenwinkel noch eine kleine Gestalt am Ufer sitzen. Wir machten uns schnell auf zum Beobachtungspunkt fast direkt über diesem dritten Gelbaugenpinguin und den hatten wir dann wirklich ganz für uns allein.
Sehr cool, ich war auch an all diesen Orten, aber das Wetter war schrecklich. So wie es klingt, habt ihr allerdings keine Delfine gesehen, oder?
Leider nein. Mit den Delfinen (und den Walen) haben wir gerade kein Glück mehr. Aber wir sind dankbar für das, was wir sonst so sehen. Das ist ja phantastisch genug. ?
Ein wirklich schöner Leuchtturm, der dort steht.
Und was habt ihr wieder Glück mit den Tieren. Maria, dir sah man die Verzückung über den sich streicheln lassenden Kakadu ja wirklich an. Das muss toll sein. Ich drück dir die Daumen für weitere derartige Momente.
Der steinerne Wald ist wirklich beeindruckend.
Da wir weder mit dem Kakadu noch mit dem Steinwald gerechnet hatten, waren beide wirklich tolle Überraschungen.