To Do Nr. 7: Yerba Mate wie echte Argentinier

To Do Nr. 7: Yerba Mate wie echte Argentinier

Es ist wirklich einfach, Argentinier im Ausland zu erkennen. Die tragen nämlich alle so ein kleines Gefäß mit silbernem „Strohhalm“ herum, aus dem sie gelegentlich trinken. Außerdem haben sie meist eine Thermoskanne mit heißem Wasser unter dem Arm klemmen.

Okay, ich verallgemeinere. Tatsache ist aber, dass praktisch jeder Argentinier Yerba bzw. Mate trinkt, dass sie das fast überall tun und dass sie dieses Ritual – denn Yerba ist mehr als nur ein teeähnliches Aufgussgetränk – in die ganze Welt exportiert haben. Denn ein Argentinier kann nicht ohne seine Yerba Mate.

Die argentinische Mate ist nicht mit dem zu verwechseln, was in anderen südamerikanischen Ländern häufig als Mate bezeichnet wird. In Peru und Bolivien beispielsweise haben wir häufig Mate de Coca getrunken, aber das ist eine völlig andere Pflanze, die dort aufgegossen wird.

Der Mate-Strauch ist ein Stechpflanzengewächs, dessen Blätter getrocknet und kleingeschnitten werden. Offenbar haben bereits die Ureinwohner Südamerikas Mate getrunken. Das Getränk nun einfach mit Tee zu vergleichen, wäre aber zu einfach. Zum einen handelt es sich, wie bereits geschrieben, um ein identitätsstiftendes Ritual, zum anderen ist die richtige Zubereitung höchst kompliziert und durchaus umstritten.

Wir bauen uns eine Yerba Mate

Wir hatten ja ein bisschen darauf gehofft, irgendwo einfach eine Yerba Mate bestellen zu können, um unser To Do zu erfüllen. Bis wir verstanden haben, wie man so eine Mate „baut“, dachten wir, würden Ewigkeiten vergehen. Aber denkste. Zwar kann man auch Teebeutel mit Yerba Mate erstehen (Kein Argentinier würde das als Mate bezeichnen, sondern mehr als Frevel!) und es gibt portionsweise abgefüllte Ready-to-go-Sets im Supermarkt (die erstens nichts stilecht und zweitens im Wesentlichen auch nur ein glorifizierter Teebeutel sind), aber eine richtige Yerba? Das ist etwas persönliches, individuelles. Das bestellt man nicht im Café.

Also auf, Zutaten besorgen! Als erstes gilt es, das Gefäß, in dem man sein Getränk zubereiten wird, auszuwählen. Typisch sind kleine runde Becher aus ausgehöhlten Kürbissen. Diese können verziert sein oder mit Metallrand, kleinen Füßchen etc. Es gibt aber auch Keramik-, Holz-, Metall- und sogar Plastik-Mates. („Frevel!“, schreit da der Argentinier wieder.) Ich (denn bei der Auswahl solcher Dinge lässt Jan mir gerne den Vortritt) entschied mich für ein grünes Holzmodell, weil es schwerer in der Hand liegt und weil mir die Form und Farbe gefielen. Außerdem sagte die Dame, die uns auf dem Mercado de San Telmo beriet, dass das Holz das Getränk „muy rico“, also sehr lecker machen würde. Das metallene Strohhälmchen, das eigentlich Bombilla heißt, gab es gratis dazu.

Als nächstes dann zum Inhalt. Den gibt es in Buenos Aires in jedem Supermarkt zu kaufen. Wir haben uns ganz backpackertypisch für das günstigste Paket entschieden. Sicher nicht das beste Kraut, aber es ging ja auch nur um ein Experiment.

Und wie bauen wir das Ganze jetzt zusammen? Google Translate half bei der Übersetzung der Instruktionen auf der Yerba-Packung, die aber mehr verwirrten als halfen. (Kaltes und heißes Wasser?!) Der nette junge Mann an der Hostel-Rezeption konnte mir auch nicht wirklich weiterhelfen. (Was für eine Schräge soll ich bauen?!)

Am Ende tat ich das, was man im 21. Jahrhundert halt macht: Ich schaute mir ein YouTube-Video an. Liebe Leute, ich kann euch sagen, wenn ihr eine Viertelstunde Zeit habt (ja, der gute Herr in dem Video ist wirklich sehr ausführlich), dann schaut euch dieses Video an. Ich hab am Ende nur noch gelacht. Wieviel Leidenschaft in die Zubereitung von Yerba Mate fließen kann, lässt sich mit Worten allein eben nicht ausdrücken.

Und wie schmeckt es nun?

Yerba Mate ist wie gesagt kein Tee und es schmeckt auch nicht wirklich so. Am ehesten lässt es sich mit sehr lange gezogenem, starkem und bitterem Grüntee vergleichen. Es ist ein Geschmack, an den man sich gewöhnen kann und das ganze Ritual hilft dabei, weil es irgendwie Spaß macht und beruhigt. (Yerba Mate wird auch häufig mit Freunden geteilt, es hat also auch noch einen geselligen Aspekt, dieses Getränk.)

An Jans Gesicht lässt sich unschwer ablesen, was er von Yerba Mate hält. Ich für meinen Teil fand es eigentlich ganz okay, aber mein Lieblingsgetränk wird es sicher nicht. Trotzdem, wenn wir wieder daheim sind, an so ruhigen Nachmittagen oder kalten Abenden oder mit guten Freunden, da kann man schon mal eine Yerba Mate teilen.

6 Comments

  1. Ich denke, ich schau mir das tatsächlich auf you tube mal an. Scheint eine Wissenschaft für sich zu sein. Und die Kräuter bleiben offenbar in dem Getränk, werden nicht abgeseiht, womit es von Minute zu Minute stärker werden dürfte. Und bitterer. Jans Gesicht spricht Bände ?.

    Kirsten55
    1. Mach das, das Video ist definitiv gut für den einen oder anderen Lacher. ?

      Tatsächlich wird es mit der Zeit weniger bitter, weil man ja immer nur wenig Wasser hinzutut und die Kräuter bald “aufgebraucht” sind. Der erste Aufguss ist definitiv der stärkste.

    1. Ich glaube, das geht nicht so einfach. Vielleicht mit dem reinen Getränk, ohne Kräuter. Oder man müsste die Yerba Mate vorher mahlen. Matcha löst sich ja auf und das macht Mate nicht. Wir haben hier auch kaum ein Gebäck damit gefunden. Wäre aber einen Versuch wert. Dann mag vielleicht sogar Jan das.

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