Nun hieß es, Abschied von „The Coast“ nehmen: Wir fuhren über den Haast Pass wieder ins Landesinnere. Die Straße über diesen Pass gibt es erst seit 1965 und bis 1995 war sie noch unasphaltiert. Vorher? Naja, da mussten die Leute eben sehen, wie sie auf die andere Seite der Alpen kamen. Die Maori hatten die Strecke immerhin schon deutlich früher für den Jade-Handel genutzt.
Entlang des Passes gibt es neben erstaunlichen Blicken über die Berge vor allem eins: Wasserfälle! Und da es die letzten Tage zu unserem Leidwesen viel und häufig geregnet hat, machten die nun natürlich einiges her. Also packten wie die Gelegenheit beim Schopfe und hielten an jedem einzelnen. Da alle nur wenige Minuten von der Straße entfernt sind, drängte sich das ja geradezu auf.
Wir sahen also die Roaring Billy Falls, die gar nicht so laut waren und nicht mal für ein Bild taugten. Dann wanderten wir zu den Thunder Creek Falls, die ebenfalls eher verhalten in der Lautstärke waren, dafür aber wenigstens lang und schmal und irgendwie nett. Der schönste Wasserfall aber, die Fantail Falls, der war wirklich sehenswert (und machte seinem Namen alle Ehre).
Braune Blue Pools
So schön so viel Regen für Wasserfälle ist, so unschön ist er für eigentlich klare Gewässer. Die verwandeln sich dann nämlich gerne erst einmal in eine dicke Suppe, die erst nach einigen Tagen wieder licht werden, wenn sich all das Sediment abgesetzt hat, das da angespült wurde.
Da wir so etwas schon erwartet hatten, waren wir auch nicht zu enttäuscht, als die Blue Pools, die eine große Touristenattraktion in dieser Gegend sind, nicht strahlend blau, sondern schlammig braun waren. Normalerweise soll dieser von Gletscherwasser gespeiste Bach strahlend blau leuchten, heute aber hatte er noch mit Erde und Laub zu kämpfen. Schön ist der Ort aber trotzdem.
Ein Baum
Am Ende des Haast Passes, nach fast 150 Kilometern, wartet Wanaka auf müde Reisende. Diese Stadt liegt ganz malerisch am gleichnamigen See und hat ein sehr entspanntes Flair. Trotzdem blieben wir nicht für viel länger als für eine Stippvisite. Mit so einem Camper will man halt doch möglichst schnell wieder auf die Straße und das Land erkunden.
Was wir aber in Wanaka auf jeden Fall machen wollten war, diesen Baum zu besuchen. Diesen einen Baum. Diesen Baum, der es in den sozialen Medien zu ziemlicher Berühmtheit geschafft hat und der sogar seinen eigenen Hashtag hat: #thatwanakatree
Und dabei entstammt dieser hölzerne Star alles andere als einfachen Verhältnissen: Irgendwann in den 1940er oder 1950er Jahren war er nur ein einfacher Zaunpfahl, der Vieh davon abhalten sollte, von einer Seite auf die andere zu laufen. Aber so eine Weide ist widerstandsfähig. Der Zaunpfahl schlug Wurzeln, trieb aus und wurde wieder zum Baum. Selbst, als der See ein wenig größer wurde, gab er nicht klein bei. Und heute? Heute ist er – je nach Betrachter und Blickwinkel – zu einem Symbol von Beharrlichkeit, Einsamkeit, Ruhe oder Stärke geworden. Egal, was ihr bei diesem Anblick empfinden mögt: Schön ist er in jedem Fall, oder?
Sehr schade, dass Roys Peak nicht geklappt hat. Andererseits wäre es mit diesem Wetter wahrscheinlich sowieso nicht sehr beeindruckend gewesen….anders als der Baum. Der geht immer. ?
Auch wenn es kitschig ist, der geht wirklich immer. ?
Und wir hatten dann ja noch ein nettes Alternativprogramm zum Roy’s Peak. Beim nächsten Mal dann…
Also an dem Fast- Wunder , das da passierte, als aus einem einfachen Pfahl tatsächlich ein Baum wurde, kann ich wirklich nichts kitschig finden. Da kann man sich nur wundern und staunen.
Kitschig ist auch nur diese eine Ansicht davon, weil die inzwischen millionenfach in den sozialen Medien verbreitet wurde. Aber es ist schöner Kitsch.
Übrigens ist so ein Phänomen, also dass ein Zaunpfahl wieder austreibt, gar nicht so selten. Wir haben das auch schon in Südamerika gesehen. Wenn das Holz noch nicht so alt ist und das Klima stimmt… In Deutschland würde es wohl eher nicht passieren.
Wasser von oben,viel Wasser unten aber doch sehr eindrucksvoll und dann der große,ruhige See mit diesem
Baum darin.Wie beruhigend,daß Natur so viel Kraft entwickeln kann und sich durchsetzt.
Ich wünsche Euch besseres Wetter auf der anderen Seite des Bergmassivs!
O.Karin
Das stimmt, die Natur überwältigt uns auch immer wieder und lässt uns ganz demütig werden.
Wir hatten seitdem zwischendurch tatsächlich besseres Wetter, auch wenn es jetzt gerade wieder regnet. Nun, auch das muss sein. Wenigstens wird es langsam wärmer. ?