Umwege nach Indien

Umwege nach Indien

Ohne es so geplant zu haben, müssen wir vor unserer Reise nur für zwei Länder Visa beantragen, alles andere wird (hoffentlich) on arrival funktionieren. Für Australien mussten wir noch nicht einmal unsere Pässe aus der Hand geben, das hat unser genialer Reiseberater mal so nebenbei am PC gemacht. Aber Indien… Indien tickt einfach anders.

Mit folgendem Sachverhalt hatten wir zu kämpfen:

  1. Touristenvisa für Indien werden üblicherweise nur für ein Jahr ab Visumserstellung gewährt.
  2. Indien ist das letzte Land, welches wir besuchen wollen. Das heißt, wir werden dort planmäßig in gut einem Jahr einfallen und es erst in über 13 Monaten wieder verlassen.
  3. Indienvisa kann man (so hörten wir es zumindest aus unterschiedlichen Quellen) nur in seinem Heimatland beantragen, ohne größte Schwierigkeiten mit der indischen Bürokratie zu bekommen. In unserem Fall also vor der Weltreise, was grob überschlagen drei Monate zu früh gewesen wäre.

Nun gibt es in Deutschland neben der Berliner Botschaft zwei Konsulate: Eins in Frankfurt, eins in Hamburg. In Frankfurt sagte man uns, dass wir in unserem Fall und mit der entsprechenden Begründung ein 5-Jahres-Visum beantragen könnten. Problem gelöst! Naiverweise gingen wir davon aus, dass bei zwei Konsulaten des gleichen Landes (Indien) in einem Land (Deutschland) solche Regelungen einheitlich seien. Aber wir haben es ja mit Indien zu tun. Und wie Jan mir später sagte:

Es muss keinen Sinn ergeben. Es ist Indien.

Ich habe also zahlreiche Anträge ausgefüllt, Begründungen geschrieben und meine Kontoauszüge der letzten sechs Monate ausgedruckt (letzteres wird übrigens auch nur vom Frankfurter Konsulat verlangt…), Einschreiben-Briefmarken besorgt und schließlich das alles zusammen mit meinem Reisepass in die Post gegeben. (Mir war selten so mulmig zumute wie in dem Moment, in dem ich den Pass so komplett und für mehrere Wochen aus der Hand gab.)

Irgendwann bekam ich einen Anruf von einer netten Dame, dass ich noch weitere 19 € überweisen müsse. Trotz mehrfachem Nachfragen habe ich einfach nicht verstanden, wofür diese 19 € sein sollten, aber was soll’s – schließlich wollte ich meinen Pass wiederhaben! Ob ich gerade das erste (und wahrscheinlich nicht letzte) Mal Bestechungsgeld gezahlt hatte? Aber dann nur 19 €?

Es stellte sich schließlich heraus, dass dieses Geld für den aus meiner Sicht gar nicht notwendigen Express-Rückversand war. Und mindestens ebenso spannend war die Tatsache, dass ich nun stolze Besitzerin eines Indienvisums war, dieses Visum aber nicht für fünf, sondern “nur” anderthalb Jahre gültig ist. Immerhin, meine Ein- und Ausreise war gesichert.

Nicht ganz selbstverständlich, denn Jan war in der Zwischenzeit persönlich zum Hamburger Konsulat gegangen, wo man ihm sagte, dass 5-Jahres-Visa nur an solche Personen vergeben würden, die in den vergangenen Jahren bereits mehrfach in Indien waren. Er solle es während der Weltreise von einem anderen Land aus versuchen. (Vergleiche dies mit obigem Punkt 3…) Und überhaupt sei mit dem neuen, sehr strengen Konsul in Hamburg nicht gut Kirschen essen.

Zum Glück gibt es ja immer noch einen Plan B. Nachdem Jan also Kölner Neubürger war, tat er selbiges wie ich und versuchte sein Glück mit dem Frankfurter Konsulat. Auch er durfte 19 € Express-Gebühr nachzahlen und hielt schließlich sein Visum in den Händen: Gültig für zwei Jahre!

Leute, ich freue mich – und das schreibe ich ganz ohne Ironie – unfassbar auf Indien! Es wird bunt, verwirrend und völlig unlogisch werden. In einem Wort: Großartig!

2 Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert