Von kurzen Ausflügen und einer langen Pechsträhne

Von kurzen Ausflügen und einer langen Pechsträhne

Der Oktober startete nicht gut für uns. In den ersten zwei Tagen war irgendwie der Wurm drin und der wollte so bald auch nicht raus. Es bleibt zu hoffen, dass es nun erstmal wieder gut ist mit schlechten Nachrichten. Aber der Reihe nach:

Uns hatte der Abel Tasman ja schon ein bisschen den Mund wässrig gemacht. Und wie bereits gesagt gehört so ein Great Walk zu einem Neuseeland-Aufenthalt eigentlich dazu. Wir blieben also noch eine Nacht in Motueka, um am kommenden Tag den Heaphy Track auszuloten. Leider hat auch dieses aus verschiedensten Gründen nicht geklappt. Nicht zuletzt, weil es uns zu viel gekostet hätte, unseren Campervan von jemandem die fast 500 Straßenkilometer von Anfangs- zu Endpunkt des Trecks fahren zu lassen, während wir die knapp 80 Wanderkilometer gehen würden.

Werkstattfiasko

Das sollte also nicht sein. Dann direkt zur Westküste, dachten wir. Und vorher noch einen Experten einen Blick auf das Kühlwassersystem unseres Campervans werfen lassen. Wir hatten nämlich den Eindruck, dass das ein wenig leckte.

ein entsetzter Jan während der völlig unnötigen Reparatur unseres CampervansDie dritte oder vierte Werkstatt, die wir anfuhren, hatte dann auch Zeit, sich dieser eigentlich kleinen Reparatur anzunehmen: Einmal Schlauch tauschen für 20 Dollar, bitte! Es wäre so einfach gewesen, wenn der gute Mann beim Abschrauben nicht auch gleich das Teil abgebrochen hätte, auf dem der Schlauch sitzt. Wir haben zuvor noch nie einen Neuseeländer fluchen hören. Dieser fand nun Anlass, all das nachzuholen und noch ein bisschen was draufzulegen.

Das Ersatzteil hatte er natürlich nicht vorrätig und konnte es nur für den nächsten Tag bestellen. Er flickte die Kühlung notdürftig, so dass wir zumindest bis zum nächsten Campingplatz kriechen konnten.

Eine Wanderung zum Luftholen

Nicht weit von dort gab es einen Ort, der wenig bekannt, dafür aber umso schöner ist: An der Riwaka Resurgence entspringt kristallklares Wasser einem Höhlensystem und ergießt sich in zunächst in einen kleinen, eiskalten Pool und fließt dann als Fluss weiter durchs Land. Dieser Ort ist den Maori heilig, man darf als Außenstehender aber trotzdem hinein.

Normalerweise fahren die Menschen bis zum Parkplatz direkt am Eingang zu dem kurzen Spaziergang. Da wir unser Auto aus gegebenem Grund für heute nicht mehr bewegen wollten, machte ich mich kurzerhand zu Fuß auf den Weg, während Jan lieber zurück blieb. Diese jeweils drei Kilometer hin und zurück waren so entspannend! Endlich einmal konnte ich auch zu Fuß diese rollenden, grünen Hügel, den Vogelgesang, die Berge im Hintergrund genießen. Auf dem Hinweg freundete ich mich sogar mit ein paar Kühen an (die mich auf dem Rückweg allerdings komplett ignorierten).

Auch die Resurgence selbst war richtig schön und ein toller Ort zum Innehalten. Nur ins Wasser traute ich mich nicht, lieber genoss ich die Stille und die Kühle des Waldes.

Westwärts!

Am nächsten Tag konnten wir unseren schönen Campingplatz mitten in der Natur noch einige Stunden genießen, bis endlich der erlösende Anruf kam: Das Ersatzteil war da! Diesmal brach auch nichts anderes ab (obwohl der Mechaniker schon Blut und Wasser schwitzte) und kurz nach Mittag konnten wir uns endlich Richtung Westen aufmachen.

Diese lange, lange Strecke (die wir nicht zum letzten Mal sehen sollten, so viel sei bereits verraten) gestalteten wir uns ein wenig kurzweiliger, indem wir an diversen Zwischenstopps hielten. Da kann man mal die Beine strecken und sieht ein paar Dinge von Neuseeland, die abseits der ausgetretenen Pfade liegen.

In Pokororo liefen wir beispielsweise über eine alte, hölzerne Hängebrücke.

Am Hope Saddle Lookout hatten wir einen schönen Blick übers Land und fanden einen sogenannten Chch Stein. Ein bemalter Stein aus Christchurch, der auf Reisen gehen soll. Davon hatten wir noch nie gehört, aber das Internet klärte uns schnell auf. Dieser kleine Kamerad fährt jetzt also erst einmal mit uns mit, wahrscheinlich bis nach Australien.

Bei Kawatiri kann man sich über eine alte Zugstrecke informieren, die hier mal entlangführte. Man merkte, dass wir uns nach und nach in ehemaligem Goldgräber- und Tagebaugebiet befinden. An dieser Stelle gibt es noch eine verwilderte Bahnbrücke zu sehen und ein kurzer Rundweg lädt zu einer kleinen Wanderung ein. Diese führt unter anderem durch einen alten Zugtunnel und vorbei an verschiedenen Geocaches.

Schuhfiasko

In Westport, unserem Ziel für heute, liefen wir in den schön am Strand gelegenen Campingplatz ein. Die Freude darüber währte allerdings nicht lange: Irgendwo auf der Fahrt von Motueka nach Westport war einer meiner Treckingschuhe aus dem Auto gefallen! Natürlich hatten wir an so vielen Orten gehalten, und so häufig die Türen des Vans aufgemacht, dass wir keine Ahnung hatten, wo das gewesen sein könnte.

Trotzdem entschieden wir uns dafür, zurückzufahren. Denn neben Reisepässen, Kreditkarten, Rucksäcken, Laptop und Kameras sind die Treckingschuhe so ziemlich das wichtigste, das wir dabeihaben.

Bis zurück zum Hope Saddle Lookout fuhren wir, machten insgesamt 300 zusätzliche Kilometer. Aber kein Anzeichen vom Schuh. Wir übernachteten auf einem richtig schrecklichen Campingplatz – mehr eine Kiesgrube als irgendetwas anderes – wo mich die Toilette mehr an Südamerika erinnerte als an Neuseeland. (Nur dass selbst dort die Toiletten meist Türen hatten…) Und alles für nichts.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie frustriert ich war. Über diese Schuhe, die ich zusammen mit meinem Bruder ausgesucht hatte und die ich von den Gutscheinen, die wir geschenkt bekommen hatten, gekauft hatte, hatte ich mich schon so häufig gefreut. Die waren einfach nur super.

Nachdem mir in der Bay of Islands bereits meine Digitalkamera kaputt gegangen war, nun das. So langsam reicht es!

Zurück in Motueka kauften wir günstigen Ersatz, der leider nicht ansatzweise so komfortabel ist. Hier in diesen kleinen Orten gibt es halt auch keine große Auswahl. Hoffentlich laufen die sich noch ein wenig ein, sonst kaufen wir am Ende sogar dreifach.

10 Comments

  1. Ohje, das ist natürlich bitter…aber ein guter Schuh ist wirklich eins der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände…
    Und die Kamera hat auch das Zeitliche gesegnet? Das tut mir wirklich leid für dich, das ist echt nicht schön. Möchtest du dir da auch einen Ersatz holen oder reicht euch dann Jans Kamera?

    1. Wir haben ziemlich schnell Ersatz geholt. Nicht günstig, aber notwendig. Die beiden Kameras ergänzen sich ziemlich gut, also Jans und meine. Und auf den tollen Zoom will ich nicht verzichten. Denn hat die von Jan nämlich nicht und dann gäbe es keine Nahaufnahmen mehr von Pinguinen, Seelöwen und Co.

  2. Na das beruhigt uns ja ihr Lieben, dass Ihr auch ein paar Probleme habt. Naja nicht wirklich, aber bei soooo einer langen Reise geht auch mal was schief. Übrigens: Hier in “Old Germany” ist schon wieder mal Sommer. Heute 25 Grad.Lg. Stephan &Varinia

    Stephan
    1. Stimmt schon, es kann halt nicht alles gut gehen, wenn man ein ganzes Jahr unterwegs ist. Ärgerlich war es zwar trotzdem, aber inzwischen ist der Kummer auch einigermaßen verwunden.

      Ja, über den deutschen Sommer konnten wir aus der Ferne nur staunen (und waren zugegebenermaßen ein wenig neidisch). Jetzt, Mitte Oktober, wird es endlich ein wenig wärmer. Wir sind gerade an einer Anzeige vorbeigefahren, die immerhin 17 °C auswies!

  3. Schuhe, Digitalkamera und Auto … das war ja ein bisschen fett, das glaube ich gerne. Und ich weiß, dass NZ mit Einkaufsmöglichkeiten nicht gerade reichlich gesegnet ist – zumindest nicht dort, wo die Natur schön ist. Aber ihr kriegt schon alles hin, es findet sich schon Ersatz. Und das Auto-Problem wurde ja auch gelöst. Jetzt habt ihr erst mal ein bisschen Pech weg, möchte man meinen….. LG von Steffi

    Steffi
    1. Oh ja, das hoffen wir auch! In der Zwischenzeit ist zwar noch eine Hose kaputt gegangen, aber nun reicht’s!
      Das mit den Einkaufsmöglichkeiten ist richtig. Wir haben Kamera und Schuhe dann auch im erstbesten Laden ersetzen müssen. Ist nichts mit Rumshoppen und Preise vergleichen. Es hätte aber schlimmer kommen können, wenn uns das beispielsweise in Ecuador oder Bolivien passiert wäre…

    1. Danke, den Zuspruch können wir gut gebrauchen. Dass innerhalb eines Jahres mal etwas kaputt oder verloren geht ist ja klar. Aber musste das so geballt sein? Und dann auch noch in Neuseeland, dem schönsten Land, das ich je gesehen habe?!

  4. Du liebe Güte, was für ein blödes Pech – und wie immer kommt es gleich dreifach. Gibt es da nicht sogar einen spanischen Spruch, wonach das Pech immer dreifach zuschlägt?
    Ich drücke die Daumen, dass es das jetzt aber auch war mit den Verlusten. Solange ihr gesund und munter bleibt ist alles erträglich, lasst euch nur nicht die gute Laune vertreiben. Daneben gab es so tolle Erlebnisse, die wiegen das doch allemal auf.

    Kirsten55
    1. Das mit dem spanischen Sprichwort müsstest Du mal in Neuseeland verbreiten – uns hat es danach noch ein-, zweimal “getroffen”, hält sich aber alles im Rahmen und irgendwie war ja klar, dass es nicht ewig ohne doofe Zwischenfälle weitergehen würde. Ansonsten ist ja alles gut und wir genießen unsere Reise weiter.

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