Zipaquirá: Unter Tage

Zipaquirá: Unter Tage

Von Bogotá aus haben wir einen Tagesausflug ins etwa 50 Kilometer entfernte Zipaquirá, kurz Zipa, unternommen. Als besondere Sehenswürdigkeiten angepriesen werden die Salzkathedrale (Catedral de Sal) und der historische Ortskern. Vor allem die Salzkathedrale hat uns gewissermaßen überrascht.

Start am Portal del Norte

Vom Portal del Norte in Bogotá begaben wir uns auf das erste Abenteuer des Tages: “Finde den richtigen Bus.” Ganz ehrlich: Das stellte sich als viel leichter heraus als gedacht. Auch wenn wir zunächst den falschen Ausgang der TransMilenio-Station nahmen, konnten wir direkt in einen der vorbeifahrenden Busse mit dem angeschlagenen Fahrtziel Zipa hüpfen. Der Fahrpreis (5.400 COP, knapp 2 Euro) wird direkt im Bus kassiert. Etwa eine Dreiviertelstunde später fuhr der Bus durch den Ort. Wir hatten gelesen, dass man bereits vor Erreichen der Endhaltestelle aussteigen sollte. Die Mitfahrenden würden einem schon helfen. Da war nur leider keiner mehr um uns rum… Bis ich aus dem Fenster heraus zwei Damen sah, die eben noch mit uns im Bus saßen und uns nun aus diesem herausgestikulierten.

Auf der Straße müssen wir wie sehr ahnungslose Touristen ausgesehen haben, denn augenblicklich gesellten sich zwei Iren zu uns, die ebenfalls auf der Suche nach der Salzkathedrale waren. Die beiden waren außerdem gerade ihren zweiten Tag in Kolumbien. Hier waren wir also die Profis – für uns war es schließlich schon Tag 3.

Stolzer Preis

Den Weg zum Parc de Sal, in welchem sich die Salzkathedrale befindet, fanden wir anschließend problemlos. Die Tickets waren schnell gekauft, jedoch überraschte uns der heftige Preis von 55.000 COP pro Person, also etwa 18 Euro, schon ein wenig. Na was soll’s, unsere Erwartungen waren ja recht hoch. Wir schlossen uns einer Führung an, da keiner von uns so richtig Lust auf den inkludierten Audioguide hatte.

Also hinein in den Berg. Ja richtig, in den Berg. Die Salzkathedrale ist quasi ein Abfallprodukt des hiesigen Steinsalzabbaus, den schon Alexander von Humboldt vorfand. Er war allerdings wenig begeistert von der Art und Weise des Abbaus und gab sein in Freiberg erworbenes Bergbauwissen an die Bergleute von Zipaquirá weiter. Unter diesen Umständen gingen wir nun auch frohen Mutes in die dunklen Stollen. Zunächst durchläuft man auf dem Weg zur Kathedrale einen Kreuzweg, den unser Guide extrem wortkarg beschrieb und wir uns daraufhin sehr schnell nach einem Audioguide sehnten.

Ein wenig später erreichten wir unser eigentliches Ziel. Die Salzkathedrale von Zipaquirá, also die neue Salzkathedrale. An derselben Stelle befand sich bereits seit etwa 1950 eine Salzkathedrale im Berg, in der die Bergleute vor Beginn ihrer Schicht beteten. Diese stürzte jedoch in den 1990er Jahren ein und es wurde mit dem Bau einer neuen Kathedrale begonnen, die 1995 fertiggestellt wurde. Die drei Schiffe der Kathedrale beeindruckten uns durch die schiere Größe dieser unterirdischen Räume. Sie sind etwa 120 Meter lang, 10 Meter breit und 16 Meter hoch. Ich habe unter Tage noch keine solch großen, vom Menschen geschaffenen Höhlen gesehen. Der Ort an sich hat etwas sehr beeindruckendes, jedoch beschränkte sich unsere Führung in erster Linie auf die religiöse Symbolik, die aus jeder Ecke schielt. Das gesamte Bauwerk fühlte sich für uns zu durchdacht und bedeutungsschwanger an.

Vergnügungspark unter Tage

Das dicke Ende sollte aber erst noch kommen: Nachdem wir die drei Kirchenschiffe besichtigt hatten, fiel es uns schwer unseren Augen zu trauen: In den angrenzenden Stollen befinden sich dutzende Souvenirstände, Imbisse und Restaurants, ein sehr trauriger Sidekick auf die ehemals ansässigen Ureinwohner der Region, eine dürftige Ausstellung zum Edelsteinabbau und eine Lichtshow. Dieser letzte Teil gibt dem eigentlich beeindruckenden Bauwerk den faden Geschmack eines unterirdischen Erlebnisparks, der durch die möglichen Aktivitäten im Außenbereich (Kletterturm, Labyrinth, Zipline etc.) noch verstärkt wird. Da hielt es uns auch nicht mehr besonders lang im Inneren.

Auf dem Rückweg zum Bus gingen wir noch einige Schlenker durch den historischen Ortskern von Zipaquirá. Dieser ist eine sehr willkommene Abwechslung zum chaotischen Bogotá und entspricht viel mehr unseren Vorstellungen von Kolumbien. Deutlich ist die koloniale Vergangenheit zu sehen. Kleine bunte Holzbalkone schmücken die flachen Häuser in den gepflasterten Straßen. Auf dem Platz Parque Principal befindet sich die sehenswerte Hauptkirche von Zipaquirá. Ihr Innenraum besteht aus rohem Mauerwerk und besitzt dadurch eine ganz eigene rohe und raue Schönheit. Ich war so überwältigt, dass ich beim Fotografieren glatt auf einen Hund trat, der gemütlich auf einer Fußmatte schlummerte und sich plötzlich lautstark beschwerte. Der Pastor, welcher gerade seine Predigt hielt, ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Auf dem Platz war ich jedoch ganz schnell ein Thema… Es war Zeit zu gehen.

Der Rückweg verlief ähnlich einfach: Bus an der Straße rauswinken und anschließend in den gemütlichen Sitzen den Tag Revue passieren lassen.

Fazit: Die Salzkathedrale ist sehenswert, vermutlich noch mehr mit Audioguide, aber teuer und den angehängten Vergnügungspark versucht man besser schnell zu verdrängen. Lieber noch einen Bummel durch die wirklich schöne Altstadt von Zipaquirá. Der ist for free und entspricht wohl mehr dem Wunsch eines Touristen. Zumindest unserem.

4 Comments

  1. Was habt ihr beiden nicht schon alles in den wenigen Tagen gesehen und erlebt. Wie schön, dass wir hier zu Hause ein wenig daran teilnehmen können. Ich bin ganz gespannt, wie es weiter geht und ob ihr die – könnten es tatsächlich Ameisen sein? – noch probieren werdet???
    Liebe Grüße aus einem sonnigen Hannover.

    Kirsten55

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