Nach beinahe fünf Tagen bei Maria/Maja hieß es schweren Herzens Abschied nehmen. Wir hätten hier gut noch einige Tage länger bleiben können, so wohl haben wir uns gefühlt. Und auch Wellington hätte noch einiges zu bieten gehabt. So waren wir beispielsweise in keiner einzigen Bar und unser Pub-Erlebnis vom Vorabend hat auch nur Lust auf mehr gemacht. Wie so häufig in diesem Land schauten Jan und ich uns daher an und versprachen uns: „Beim nächsten Mal!“
Neuseeland ist zu ziemlich gleichen Teilen in eine Nord- und eine Südinsel unterteilt. Während die Nordinsel einen Großteil der Population hält, geht es auf der Südinsel noch ein wenig ursprünglicher zu. Außerdem soll Letztere mit Abstand die schönere Insel von beiden sein. Es gab nicht nur eine Person, die uns im Vorfeld geraten hatte, möglichst schnell Richtung Süden zu fahren und maximal zwei Wochen im Norden zu verbringen! Nun hatte uns der Norden (vor allem die Northlands) schon so gut gefallen: Wie toll musste es erst im Süden werden?!
Autofähre Richtung Süden
Die beiden Inselmassen werden durch ziemlich viel Wasser voneinander getrennt. Es gibt also keine nette Autobahnbrücke, die einen diese Distanz überbrücken lässt. Stattdessen fahren regelmäßig große Fährschiffe. Auf einem solchen hatten wir uns ein Ticket geholt: Campervan (bzw. Pkw, ist schließlich ein ganz kleiner Van) und zwei Personen. One-Way, ohne Rückfahrschein, bitte!
Die Überfahrt dauert dreieinhalb Stunden und nachdem das Fahrzeug Stoßstange an Stoßstange mit diversen Familienkutschen verstaut ist, ließe sich diese Zeit im Bordkino oder in verschiedenen Cafés bzw. Restaurants verbringen. Wir entschieden und aber natürlich zunächst dafür, an Deck zu gehen und das Auslaufen aus Wellington mitzuerleben. Jan war trotz des Windes gar nicht mehr von Deck zu bewegen. Die Freude darüber, wieder etwas Seeluft zu schnuppern, war ihm deutlich anzusehen.
Ich selbst verkrümelte mich irgendwann dann doch wieder unter Deck, nachdem ich entdeckt hatte, dass dort Live-Musik gespielt wurde. Ein paar der Passagiere schienen zu einer Band zu gehören. Sie richteten sich spontan in einer Ecke ein und gaben Country-Klassiker zum Besten. Mit ein bisschen Johnnie Cash geht so eine Überfahrt doch gleich viel schneller vorbei.
Jan hatte zuvor Anweisungen erhalten, mich beim Auftauchen von Walen oder anderen interessanten Meeresgeschöpfen sofort an Deck zu holen, aber bei dieser Überfahrt ließ sich leider kein solches blicken. Vielleicht war die See auch einfach zu ruhig oder das Wetter zu sonnig.
Für die Einfahrt in Picton aber kam ich natürlich wieder nach oben! Wenn die Fähre langsam durch die Marlborough Sounds fährt, dann ist das schon ein sehr, sehr schönes Erlebnis. Dieses Labyrinth von Inseln, Halbinseln, Buchten und Festland lässt sich in großen Teilen ohnehin nur vom Wasser aus erkunden. So hatten wir zumindest schon einmal einen kleinen Eindruck dieser Fjordlandschaft. (Beim nächsten Mal müssen wir unbedingt mehr Zeit hier verbringen!)
Erste Eindrücke
Auch Picton selbst straften wir völlig unverdient ab und begaben uns nach unserer Ankunft direkt auf den Weg Richtung Abel Tasman National Park. Wenigstens folgten wir dabei dem Motto „Alway take the scenic route“ und nahmen die kurvenreiche Straße entlang der Küste. Das forderte Jans Kurbelkünste am Lenkrad heraus, belohnte uns aber mit tollen Blicken auf die Küste zur Rechten und auf abwechslungsreiche Landschaft zur Linken: Mal fuhren wir an immergrünen Schafweiden vorbei, mal an dichtestem Wald, mal durch platte Landschaft, aber meist an Bergen und steilen Klippen vorbei.
Barrel-Scene, Take Two
Einen einzigen Abstecher gönnten wir uns aber: Auch der Pelorus Sound wäre gut für mehrere Tage Wandern und Seele-baumeln-lassen. Wir beließen es bei einem kurzen Halt und schauten uns an, wo die Fass-Szene des Hobbits gedreht worden sein soll. Kommt Euch bekannt vor? Stimmt, vor einiger Zeit hatten wir schon einmal behauptet, dort gewesen zu sein, wo diese Szene gedreht wurde. Bis wir den Film noch einmal gesehen haben, werden wir wohl nie wissen, welche Stelle denn nun die korrekte ist.)
Freiluft-Schwimmbad
Morgen sollte es für uns auf einen kleinen Abstecher in den Abel Tasman Nationalpark gehen. Heute brauchten wir eigentlich nur einen vernünftigen Freedom-Campingplatz. Glücklicherweise waren wir frühzeitig in Motueka, um noch einen Platz an dem beliebten Beach Reserve zu bekommen. Hier gibt es nämlich außer einer Kaltwasserdusche (Luxus!) und einem Waschbecken (noch mehr Luxus!) auch ein Salzwasser-Schwimmbecken. In den 1920er Jahren gab es in dieser Bucht recht viele Haie, weshalb man vom Schwimmen im offenen Meer abriet. Kurzerhand baute die Stadt ein großes Betonbecken, welches bei Flut von Meereswasser gefüllt wird und garantiert haifrei ist.
Auch wenn gerade Ebbe war, als wir uns dieses Becken anschauten, war es uns doch irgendwie zu kalt, um hineinzuspringen. Zwei (vermutlich neuseeländische) Mädels waren da tapferer, aber diese Neuseeländer scheinen auch ein ganz anderes Kälteempfinden zu haben als wir. Fehlende Heizung sei Dank.
Wahrscheinlich sind tatsächlich beides Drehorte, weil für manche kurze Szene so um die 10 verschiedenen Drehorte herhalten mussten. 🙂
Echt? Das beruhigt mich jetzt ein wenig. Ich dachte schon, man habe uns irgendwo einen Bären aufgebunden.