Guatapé: fröhlich bunt

Guatapé: fröhlich bunt

Obgleich Medellín eine Großstadt ist, stresste es uns doch erheblich weniger als Bogotá. Dennoch entschieden wir uns dafür, einen Tagesausflug nach Guatapé zu unternehmen. Dieses kleine Städtchen gilt als das bunteste in ganz Kolumbien und liegt zudem inmitten herrlicher Natur, sowie seit den 1970er Jahre direkt an einem großen Stausee, bei dessen Flutung zwei komplette Dörfer buchstäblich untergingen und an anderer Stelle neu aufgebaut wurden. Einer der Kirchtürme ragt wohl noch heute aus dem Wasser heraus. Als Naherholungsziel ist die neue Seenlandschaft bei den Medellínern sehr beliebt und touristisch entsprechend gut erschlossen.

Treppen steigen am Piedra del Peñón

Für einen Tagesausflug startet man besser früh, denn vom nördlichen Busterminal in Medellín sind es immerhin etwa 2 kurvige Stunden mit dem Bus. Nachdem diese Zeit verstrichen war, hielten wir Ausschau nach dem Piedra del Peñón, einer der hiesigen Touristenattraktionen. Es handelt sich dabei um einen etwa 200 Meter hohen Granitmonolithen, der einfach in der Gegend herumzustehen scheint. In einer Spalte klammern sich 650 Stufen an den Stein und ermöglichen dem körperlich fitten Besucher die Besteigung. Für die weniger Trainierten befindet sich etwa auf der Hälfte eine Sanitätsstation samt Krankenschwester (kein Scherz!). Den Ausblick über die Landschaft wollten wir uns natürlich gönnen. Kurz: Wir gehören zum fitten Teil der Gesellschaft (Ciudad Perdida-Treck sei Dank). Oben waren wir natürlich nicht allein und fanden es allgemein etwas rummelig, weshalb wir uns schnell wieder auf den Weg nach unten machten, schließlich wollten wir noch den Ort entdecken – unser eigentliches Ausflugsziel.

Zócalos mit Geschichte

Zehn Tuk Tuk-Minuten später standen wir inmitten eines malerischen Kleinods. Die meisten Häuser hier reichen nur bis zum zweiten Stock und sind traditionell mit Holzbalkonen und Ziegeldächern gebaut. Bemerkenswert und in dieser Konsequenz wohl einzigartig, ist die farbenfrohe Gestaltung der Häuschen, insbesondere der Zementsockel, der sogenannten zócalos. Zu sehen sind die Berufe der Bewohner, die Geschichte des Ortes oder der Familien, Tiere, Fabel- und Cartooncharaktere oder einfach nur kunstvolle Muster. Ganz wichtig dabei: bunt muss es sein! Auch die Fensterläden und Balkone bleiben in puncto Farbenpracht nicht hinter den Sockeln zurück.

Wir schlenderten ganz angetan von so viel Fröhlichkeit durch den Ort und genossen das Flair. Glücklicherweise war es an diesem Samstag nicht so überfüllt wie wir befürchtet hatten, was möglicherweise am Championsleague-Finale lag, welches gerade ausgetragen wurde, oder an der Präsidentenwahl am nächsten Tag. Wir wissen es nicht, dankten aber den Umständen.

Hungrig vom Schlendern, futterten wir uns durch die verschiedenen angebotenen Köstlichkeiten. Gelegenheit dazu bot sich reichlich an den vielen kleinen Ständen oder einfach aus einem der Wohnzimmerfenster heraus. Hausgemacht schmeckt einfach nochmal anders. Was wohl die Lebensmittelaufsicht in Deutschland dazu sagen würde? Auch das wissen wir nicht, wohl aber, dass es unseren Mägen gut erging und die Geschmacksknospen Salsa tanzten. Einfach lecker!

Tinto ganz kolumbianisch

Vor der Rückfahrt hatten wir noch etwas Zeit. Wir beschlossen jetzt mal so richtig kolumbianisch zu sein und steuerten eines der Cafés an der Plaza an. Dort, wo wir die meisten Kolumbianer vermuteten, ließen wir uns auf stilechten Plastikstühlen nieder und orderten einen Tinto, einen schwarzen Kaffee. Dieser wurde uns hier in kleinen feinen Porzellantassen von einer entzückenden alten Dame serviert. So ließen sich ebenfalls einige in Würde gealterte, akkurat mit Hemd und Hut gekleidete alte Herren ihren Tinto schmecken. Wir ließen unsere Blicke schweifen und ergaben uns gänzlich dem people-watching. Alles zu beschreiben würde wohl den Platz in unserem Onlinespeicher sprengen und Maria in den Wahnsinn treiben, weshalb ich nur jedem empfehlen kann einmal nach Guatapé zu fahren und es uns gleich zu tun.

Welch ein schönes Fleckchen Erde! Da kam uns die Rückfahrt, für die wir die Tickets auf einen guten Ratschlag hin bereits direkt bei unserer Ankunft gekauft hatten, ziemlich ungelegen. Die Aussicht auf das direkt bevorstehende Amazonasabenteuer ließ uns aber sehr schnell wieder vergnügt nach vorne schauen.

15 Comments

  1. Pingback: Medellín: mehr als nur Drogenkartelle | Travel-Dvootes.de

  2. Das ist wirklich ein interessanter und bunter Ort – und sogar eine Ape hat sich für dich, Schwesterchen, die Ehre gegeben! Wie geht es denn deinem Fußgelenk? Ich hoffe du trägst die Bandage nur prophylaktisch?

    Alex
    1. Die Apes laufen in Guatapé als Tuk-Tuks rum, sind also Gang und Gäbe. In den großen Städten sieht man sie aber tatsächlich kaum, so dass ich mich sehr darüber gefreut habe.

      Das Fußgelenk schlägt sich wacker, allerdings ist ab und zu die ganze Dauerbelastung dann doch etwas viel (wir laufen ja wirklich viel mehr als wir das noch in Deutschland getan haben) und daher wollte ich das Gelenk dann mit der Bandage etwas entlasten. Das hat auch gut funktioniert, danach gab es erstmal keine Probleme mehr.

    1. Das ganze Laufen strapaziert das Fußgelenk schon ein bisschen, aber nie so, dass es ernstlich wehtut und nicht auszuhalten ist. Und das Gute ist, dass gleichzeitig auch die Muskeln stärker werden, die die Gelenke stabilisieren. Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass ich von vornherein so wenig Probleme mit Fuß und Knien habe. Das sind ja normalerweise meine Dauerbaustellen.

  3. Wie lebensfroh müssen die Menschen dort sein,da können wir uns noch eine Scheibe davon abschneiden! Was sind bei uns die Städchen dagegen oft trist anzusehen. Danke für die fröhlich machenden Bilder!

    Oma
    1. Die Bandage war nur zum Stabilisieren, weil das Sprunggelenk nach Tagen der Dauerbelastung dann doch mal gemeckert hat. Das darf es aber auch – schließlich ist der Bruch, den ich mir beim Bouldern zugezogen habe, keine anderthalb Jahre her. Mit Bandage ist dann aber alles gut und das Gelenk ist schnell wieder fit.

    1. Ich glaube, wir sind noch hier – aber definitiv nicht mehr auf dem gleichen Kontinent. 😉 Wobei es weniger die Städte und Dörfer als vielmehr die Landschaft ist, die mich manchmal überlegen lässt, ob wir nicht doch in ein Paralleluniversum abgerutscht sind.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert