Piha Beach: unser richtiges Willkommen in Neuseeland

Piha Beach: unser richtiges Willkommen in Neuseeland

Bevor es in die wunderschöne Landschaft Neuseelands gehen konnte, stand uns noch eine Prüfung bevor: Linksverkehr! Mit manueller Schaltung! Im dichtesten Feierabendverkehr (weil Freitag)! Und Regen! Ach so, und tanken mussten wir natürlich auch noch.

Ich kann euch sagen, das war nicht witzig. Jan war glücklicherweise der perfekte (und geduldige) Beifahrer und unser „Pest Control“ ist ähnlich genügsam, so dass ich nicht einmal den Motor abgewürgt habe. Auch blieben wir immer auf der richtigen, also linken Spur. Der einzige Faux-Pas, der mir unterlief, war das fälschliche Umstellen des Scheibenwischers, also ich eigentlich blinken wollte. Das ist doch eigentlich eine ganz ordentliche Quote.

Kurz nach Sonnenuntergang und um viele Lebensmittel reicher hatten wir endlich das Einzugsgebiet Aucklands verlassen. Zwar sahen wir aufgrund der Dunkelheit nichts mehr von der Landschaft, aber dafür wussten wir zumindest das rapide Nachlassen des Verkehrs zu schätzen. Da wir mit unserem Campervan mehr ein Verkehrshindernis für andere Autofahrer darstellen, ist es schon eine große Erleichterung, nicht ständig eine Kolonne PKWs hinter sich zu haben.

Nicht, dass die Neuseeländer drängeln würden! Dafür sind sie viel zu freundlich und zuvorkommend. Und sie bedanken sich auch jedes Mal mit Blinklicht oder kurzem Hupen, wenn man auf eine der reichlich vorhandenen Parkbuchten ausweicht, um sie vorbeizulassen.

Überhaupt ist der Verkehr in Neuseeland – wenn man sich einmal an den Linksverkehr gewöhnt hat – ungewöhnlich entspannt und spannungsarm. Hier ist Rücksichtnahme wirklich noch ein gelebter Wert.

Das erste Mal Campen

Wir hatten uns einen Campingplatz bei Piha Beach ausgesucht, um an unserem ersten Tag nicht so furchtbar weit fahren zu müssen. Trotzdem trafen wir dort erst nach Einbruch der Dunkelheit ein, so dass wir die Erkundung der Umgebung auf den kommenden Tag verlegen mussten.

Für den heutigen Abend standen „Machen Sie sich mit Ihrem Campervan vertraut“ und „So funktioniert Campen in Neuseeland“ auf dem Programm. Auf diesem Platz, der nicht nur kostenpflichtig war, sondern der auch um 19:00 (oder irgendwann danach) abgesperrt wird, gab es beispielsweise nur eine Trockentoilette. Theoretisch ist das ja mehr als man braucht, wenn man so wie wir mit einem self contained Campervan unterwegs ist.

Kauris

Noch immer ohne einen Blick auf Neuseelands Landschaft erhascht zu haben, gingen wir zu Bett. Aber als wir aufwachten! Ja, da war dann plötzlich die Welt wieder in Ordnung. Direkt hinter unserem Van sahen wir zur Linken ein Stück Küste mit Strand und zur Rechten ging es an einer ehemaligen Radarstation vorbei in einen Kauri-Wald.

Der Kauri gehört gemeinsam mit den Mammutbäumen (Sequoias) zu den größten Bäumen der Welt und ist heute nur noch auf Neuseeland zu finden. Er lässt sich wohl wunderbar zu Möbeln (und Kunstwerken) verarbeiten, war auch für die Seefahrt als Masten interessant und wurde von den Maori zum Bau von Einbaumkanus genutzt.

Heute leidet dieser Nationalbaum Neuseelands vor allem unter einer von kleinsten Sporen übertragenen Krankheit namens kauri dieback. Infizierte Bäume sterben unweigerlich. Um die verbliebenen Bestände zu schützen, wurden in den vergangenen Jahren große Schutzzonen vor allem im Norden Neuseelands eingerichtet. Diese können entweder gar nicht betreten werden, denn schon ein stecknadelkopfgroßes Stück Erde kann die Sporen weitertragen, oder es sind auf allen Zugangswegen Desinfektionsstationen eingerichtet.

Auch an dieser Stelle gab es eine solche Desinfektionsstelle. Eine der gerade anwesenden Parkranger erklärte uns freundlicherweise den Gebrauch, so dass wir ohne schlechtes Gewissen den Wald betreten konnten.

Es ist unglaublich schwer zu beschreiben, wie es sich anfühlt, durch einen solchen Wald zu wandern. (Und wir wissen, dass noch viel beeindruckendere Kauri-Wälder auf uns warten!) Die gesamte Vegetation ist so abwechslungsreich, so vielfältig. Die Kauri-Bäume, die an dieser Stelle noch gar nicht so groß waren, haben etwas Mystisches, das uns sofort in ihren Bann gezogen hat.

Auch auf unserer Weiterfahrt zur Piha Beach ist uns aufgefallen, wie mannigfaltig die Pflanzenwelt hier ist. Kaum einmal stehen zwei Bäume, die zur gleichen Art gehören, nebeneinander. Und alles leuchtet in den unterschiedlichsten Grüntönen. Das ist ganz, ganz weit weg von deutscher Monokultur.

Piha Beach

Von Auckland aus werden viele Tagesausflüge zu den Stränden der West Coast angeboten und auch Aucklander fahren an Sommerwochenenden gerne zum Surfen hierher. Von den Stränden in unmittelbarer Nähe zur Stadt soll Piha der schönste sein.

Nach unserer Wanderung durch den Kauri-Wald fuhren wir also das kurze Stück bis Piha, einem kleinen, verschlafenen Ort am Meer. Was sollen wir sagen? Uns wurde nicht zu viel versprochen! Dieser schwarze, breite Sandstrand wird dominiert vom Lion Rock, dessen Form an einen sitzenden Löwen erinnern soll und auf dem sich früher ein Wehrdorf der Maori befand. Leider lag zwischen uns und dem Aufstieg ein kleiner Zufluss zum Meer, so dass wir uns dann damit begnügten, am Meer entlang zu spazieren.

Das war aber mehr als nur ein Trostpreis. Solch einen Strand, und dann auch noch so menschenleer, ohne Souvenirstände oder ähnlich Unnützes drumherum, müsste man in Europa (oder Südamerika, oder Asien) sicher lange suchen.

8 Comments

  1. Wieder sehr schöne Bilder ^^
    Aber mal Interesssehalber ein paar Fragen.
    Wie hoch sind die Benzinpreise in Neuseeland? Wieviel schluckt eure kleine Pest Control Beule? Also wie weit kommt ihr mit dem? Darf man in Neuseeland Wildcampen? Also auch außerhalb von Campingplätzen stehen? Habt ihr Gaskocher und Co. denn jetzt alles an Bord?

    Einsame Strände sind schon was feines 😉 in den Skandinavischen Ländern und damals an der Kalifornischen Westküste und sogar hier bei uns im Norden findet man auch viele solcher Spots. Man muss dafür also nicht einmal um die Welt 😉

    Mina
    1. Ich versuche Deine Fragen mal so gut wie möglich zu beantworten:
      Verbrauch: etwa 10 Liter pro 100 Kilometer. Mit einer Tankfüllung kommen wir so etwa 500 Kilometer weit. Ganz grob. Eher ein bisschen mehr. Der Liter Benzin hat uns heute NZD 2,12 gekostet. Super kostet etwa 20 Cent mehr.

      Wildcampen ist mit Einschränkungen erlaubt. Grundsätzlich muss man dafür mit einem self-contained Fahrzeug unterwegs sein (Schlafplatz, Frisch-und Abwassertank, Toilette an Bord), allerdings schränken immer mehr Kommunen das Übernachten im Campervan ein.

      Wir haben an Bord: ein Bett, ein kleines Waschbecken mit Frisch-und Abwasser, einen zweiflammigen Gaskocher und eine Toilette, die wir nicht nutzen werden. Das ist die grobe Ausrüstung.

      Man muss nicht immer um die halbe Welt fliegen, aber manchmal muss man reisen, um festzustellen, dass es vor der Haustür auch sehr schöne Fleckchen Erde gibt.

      Jan
  2. was für eine Landschaft und Ihr mitten drinn! Das ist zum Abheben.Ich hoffe aber,Ihr bleibt doch besser mit beiden Füßen auf dem Boden und seid auch so vorsichtig,nicht frei zu kämpen! Ich freue mich mit Euch und wünsche Euch weiter alles Gute! O.Karin P.S.hoffentlich haben die wunderbaren Kauris doch noch eine Chance!

    Oma
    1. Wir fühlen uns auch ganz glücklich mittendrin sein zu dürfen und campen werden wir überall ganz umsichtig. Wir wollen natürlich auch nicht, dass uns irgendwas zustößt.

      Die Kauris müssen überleben. Die Neuseeländer geben sich alle Mühe.

      Jan
  3. Wunderschön! Auf Instagram habe ich nun auch die Bilder von Kauris bewundert, die vier nebeneinanderstehenden Bäume, sind das die “vier Schwestern”?
    Eure Fotos machen Lust, das alles einmal selbst anzuschauen. Da würde selbst ich den langen Flug in Kauf nehmen.?

    Kirsten55
    1. Diese Bäume sind wirklich magisch und haben eine außergewöhnliche Präsenz. Die vier beieinanderstehenden Bäume sind in der Tat die vier Schwestern.

      Zur Reise: Nur zu. Es ist wirklich wunderschön und es gibt sicher auch gute Reiseanbieter.

      Jan

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