Südtirol: sommerlicher Winterurlaub

Südtirol: sommerlicher Winterurlaub

Eigentlich stand Europa nicht auf unserem Reiseplan. Und eigentlich wollte Maria nur in warme Gegenden fahren. Gerade letzteres hat in Südamerika ja schon ganz hervorragend nicht geklappt. Nun waren wir also unerwartet zurück in Deutschland. Da bot sich uns die Gelegenheit für eine Woche Skiurlaub in Südtirol. Bestes Winterwetter und für mich die Gelegenheit mal wieder Ski zu fahren. Für Maria die Gelegenheit auszuprobieren, ob sie sich mit diesen langen und dünnen Brettern anfreunden kann. Logisch, dass wir uns das nicht entgehen ließen.

Es war eine sehr entspannte (Reise-)Woche, verglichen mit unserer bisherigen Weltreise. Denn wir mussten nichts selbst organisieren oder recherchieren. Unterwegs waren wir mit einer elfköpfigen Reisegruppe. Allesamt gut befreundet und gut gelaunt. Ein weiterer großer Vorteil: für acht der elf Personen war es quasi ein Heimspiel, denn sie steuern Südtirol seit 20 Jahren jeden Winter an. Die Lage der Loipen, Restaurants, Käsereien und Schnapsbrennereien der Region war somit bekannt. Unsere Freunde mussten sich am Vorabend lediglich darüber einigen welche Punkte am nächsten Tag angesteuert werden sollten.

Ski und Badehose

Geprägt war die Woche von Ski fahren bei beinahe Sommerwetter. Bei 20 bis 25 Grad in der Sonne stand ich persönlich noch nie auf den Brettern. Zeitweise wäre ich gern in Badehose gefahren, beließ es aber letztlich zumindest bei einem kurzen Shirt und einer dünnen Mütze. Die allerdings nicht gegen die Kälte, sondern um Sonnenbrand zu vermeiden. Maria genoss das Wetter sichtlich und ich befürchte, dass sie für zukünftige Ski-Ausflüge vergleichbares Wetter einfordern wird. Das wird eine Herkulesaufgabe, der ich mich stellen muss, wenn die Zeit gekommen ist.

Die Bedingungen zum Ski fahren waren insgesamt wirklich gut, trotz der hohen Temperaturen. Präparierte Loipen und Skatestrecken ließen sowohl für Marias Ersttäter- und meine Fortgeschrittenenbedürfnisse keine Wünsche offen. Die Loipengebühr, ein Novum für mich, ging somit in Ordnung und es war eine Freude zu laufen. Maria schlug sich richtig gut und wurde mit jedem Tag lockerer und besser. Auch um meine Kondition war es besser bestellt als befürchtet und die Technik ging gleich gut von der Hand. Einen Trainer hätte ich dennoch nicht als Zuschauer gewollt.

Unsere Freunde hatten großartige Touren für uns herausgesucht. Loipen durch wunderschöne Täler, über schroffe Pässe und durch dunkle Tunnel. In Antholz drehten wir ein paar Runden auf dem zugefrorenen Antholzer See und quälten uns anschließend über die Weltcupstrecken der Langläufer und Biathleten. Es war ein tolles Gefühl, durch das Skistadion zu laufen, in dem sonst um Medaillen gekämpft wird. Zufällig trainierten einige Athleten der italienischen und japanischen Nationalkader und gaben einen Eindruck davon, mit welchen Geschwindigkeiten dort sonst gefahren wird.

Highlight mit Schneeschuhen

Der Höhepunkt für Maria und mich war jedoch keine der Skitouren oder das fantastische Essen, das wir täglich genossen, sondern eine Schneeschuhwanderung vom im Tal gelegenen Berggasthof Pederü zur Senneshütte auf einem Hochplateau oberhalb des Gasthofes. Wir beide sind noch nie mit Schneeschuhen gewandert. Dem Interessierten sei gesagt, dass es nicht viel schwerer als normales Laufen ist und innerhalb von 5 Minuten erlernt werden kann. Lediglich die Schuhsohlen sind etwas größer als gewohnt.

Wir wanderten den Talhang in steilen Serpentinen hinauf, vorbei an schroffen Felswänden und bläulich schimmernden Eisfällen, Kruzifixen und abertausenden Tierspuren im weiß glitzernden Schnee. Besonders reizvoll wurde es, als wir die bereits ausgetretenen Pfade verließen und einem winzigen Pfad folgten, den wir alsbald verloren. Fortan bewegten wir uns, ausgestattet mit Karte und GPS, abseits der normalen Wege und stapften querfeldein. Auch wenn wir nicht die ersten Menschen dort waren, fühlten wir uns doch wie kleine Entdecker. Die Gemse, die unser langsames Fortkommen von einem erhöhten Spähposten beobachtete, fragte sich sicher auch, was wir dort trieben. Die Antwort ist einfach: Wir genossen diese beinah unberührte Natur bei blauem Himmel und Sonnenschein in seiner gänzlichen Schönheit.

Durch unseren ungeplanten Umweg brauchten wir deutlich länger bis zu unserem Ziel, der Senneshütte, wo wir uns für den Rückweg stärkten. Unser Abenteuer war hier ja noch lange nicht zu Ende. Den Rückweg wollten wir nämlich nicht zu Fuß zurücklegen, sondern auf Kufen. Bei der Hütte liehen wir uns für kleines Geld Schlitten. Normalerweise trägt ein Schlitten eine Person. Doch zu dieser Tageszeit konnten wir von Glück sprechen, dass wir noch vier Schlitten für fünf Personen bekamen. Maria und ich wurden auserkoren gemeinsam auf einem Schlitten die Abfahrt anzutreten.

Die Schlittenfahrt unseres Lebens

Huiii, was für eine Abfahrt! Wir sausten mit einem Affenzahn vorbei an schweigenden Bäumen und tief verschneiten winterschlafhaltenden Hütten. Vorbei an den Tierspuren und Kruzifixen, Eisfällen und Felswänden. Nach dieser Tour wird uns wohl auch der steilste Rodelberg nur noch wie ein sanfter Hügel vorkommen. Einen Riesenspaß hat es gemacht, doch waren wir uns auch einig, dass die eine Abfahrt für diesen Tag erstmal genug war.

Danach hatten wir uns das Abendessen wie jeden Tag mehr als verdient. Hatte ich das gute Essen bereits erwähnt? Egal ob es die selbst hergerichtete Brotzeit mit frischem Käse und Schinken oder die echte italienische Pizza aus dem Steinofen in einer Pizzeria war. Unsere Batterien wurden zu jeder Mahlzeit mit Köstlichkeiten wieder aufgeladen. Nicht unerwähnt bleiben darf dabei der sehr erfolgreiche Versuch unter Anleitung unserer Gastgeberin eine lokale Spezialität zuzubereiten. Speck- und Spinatknödel für alle! Und zum feierlichen Abschluss dieses und vieler anderer Tage ließ es sich unsere unglaublich sympathische Gastgeberin nicht nehmen, mit einem hausgemachten Schnäpschen auf den vergangenen und den kommenden Tag anzustoßen.

Wir stießen natürlich mit an. Gern auch auf ein Wiedersehen.

Blick von der Sennerhütte in Südtirol auf Berge, Schnee und Wintersonne

4 Comments

  1. Da sieht man mal, dass es auch in Europa wunderschöne Plätze gibt. Und vor allem Schnee!
    Die Schneeschuhe sind ulkig, aber damit käme vielleicht sogar ich zurecht, wenn man damit einfach loslaufen kann.

    Kirsten55
    1. Ja, diese Kulisse in Südtirol war schon etwas ganz besonderes. Berge haben einfach etwas magisches und üben auf fast jeden Menschen eine gewisse Anziehungskraft aus, denke ich.
      Das mit den Schneeschuhen ist wirklich denkbar einfach. Und man braucht mit den Dingern überhaupt keine Angst mehr haben, auszurutschen. Das war ein tolles Gefühl.

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