Unsere Fahrt quer durch Neuseeland führte uns nach unserem Reitabenteuer in das kleine Städtchen Arrowtown. Eigentlich wäre so ein kleiner Ort kaum einen Eintrag wert, wäre er nicht so geschichtsträchtig. 1862 wurde im nahegelegenen Arrow River Gold gefunden. Angelockt vom traumhaften Reichtum kamen die Glücksritter von überall her. Die Stadt entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem geschäftigen Goldgräberstädtchen. Restaurants, Läden und Hotels sprießten aus dem Boden um die diversen Wünsche der Glücksritter zu stillen.
Als das Gold zur Neige zu gehen schien, verließen viele Goldsucher die Gegend wieder, um in den Minen an der Westküste ihr Glück zu suchen. Bald waren zu wenige von ihnen übrig, um die etablierten Geschäfte weiterhin gewinnbringend zu betreiben. Findige Geschäftsleute kamen daraufhin auf die Idee, chinesische Arbeiter einzuladen, die bereits beackerten Claims noch einmal durchzusieben.
Die Chinesen kamen tatsächlich, wollten sich aber nur vorübergehend hier niederlassen. Insgesamt kamen ein paar Tausend, vorwiegend junge Männer. Sie wollten Geld verdienen, damit sie sich bei ihrer Rückkehr in die Heimat eine kleine Farm und damit ein Stück Unabhängigkeit und Wohlstand kaufen konnten. Mit diesem Vorhaben lebten sie in Neuseeland äußerst sparsam und auf engstem Raum. Natürlich nicht mitten in der Stadt, sondern ein Stück außerhalb. Sie sollten zwar die Geschäfte der Stadt unterstützen, so mitten unter sich wollten die Europäer sie dann aber doch nicht haben. Auch wurde ihnen zu Beginn tatsächlich nur gestattet, den Abraum der Europäer ein zweites Mal zu durchsuchen.
Das Gold nimmt ab
Die Chinesen blieben also weitestgehend unter sich. Es entstanden kleine Läden und Restaurants, Gemüsegärten und so weiter. Sobald einer der Arbeiter genug Geld zusammen hatte, kehrte er nach China zurück. In den Anfangsjahren hieß es, ein fleißiger Arbeiter könne binnen 5 Jahren genug beiseitelegen, um zu Hause in bescheidenem Wohlstand zu leben.
Doch die Goldfunde wurden seltener. Frustriert verließen einige der Arbeiter unverrichteter Dinge die Gegend, um ihr Glück anderswo zu suchen. Andere, vorwiegend ältere Chinesen, entschieden sich zu bleiben. Sie besannen sich ihrer Bauernherkunft und begannen, mal mehr mal weniger erfolgreich, Gemüse anzubauen und zu verkaufen.
Über die Jahre hatte sich der Laden von Ah Lum zum informellen Zentrum der chinesischen Siedlung entwickelt. Hier traf man sich, versorgte sich mit dem Notwendigen und mit importierten Produkten aus der Heimat, tätigte informelle Bankgeschäfte und suchte in Vertragsangelegenheiten um Rat, denn der Inhaber war einer der wenigen bilingualen Chinesen.
Ah Lum’s Store ist außerdem das einzige tatsächlich erhaltene Gebäude der chinesischen Siedlung. Alle weiteren Bauten wurden nach zeitgenössischen Fotos rekonstruiert, um einen Eindruck der damaligen Zeit zu gewinnen.
So liegen heute die Hauptstraße dieser typischen Glücksrittersiedlung und die Reste der chinesischen Niederlassung nur ein paar Schritte auseinander und vermittelten uns einen kleinen Einblick in die damalige Zeit.
Da habe ich es nie hingeschafft. Sieht schön aus und interessant. Ihr habt es auch in eurem Text mal wieder geschafft, die wichtigsten Fakten kurz und interessant zu erzählen. 🙂
Danke Dir! Wir versuchen immer, für jeden etwas dabei zu haben. Aber manchmal fällt es schon schwer, die Geschichte und die Hintergrundinformationen so zu kürzen, dass es noch lesbar ist. Eigentlich wollen wir immer so ausführlich und detailliert wie möglich berichten. ?
Wozu arme Chinesen oft herhalten mußten;nicht nur auf Neuseeland.
Wie gut,daß man noch heute daran erinnert. Wirklichein interessanter Ort!
Habt weiter so eine gute Zeit! O.Karin
Ich glaube, das hatte weniger speziell damit zu tun, dass sie Chinesen waren, sondern eher damit, dass es Einwanderer aus einer fremden Kultur waren, denen man das auch angesehen hat. Das gleiche Problem sieht und sah man ja mit den unterschiedlichsten Gruppen auf der ganzen Welt. Umso wichtiger, wie Du sagst, dass man sich dessen erinnert. Die neuseeländische Regierung hat sich viele Jahrzehnte später sogar ganz offiziell entschuldigt.
Schön, dass man versucht hat, diese Geschichte hier greifbar zu machen. Das ist wirklich interessant und hier habe ich durch euch das erste Mal davon erfahren.
Gern geschehen. ? Auch wir lernen ja fast täglich Neues auf unserer Reise. Wie soll man von all dem auch sonst erfahren? Die Welt ist so komplex und vielfältig…