Wer gedacht hat, dass wir uns nach dem Salkantay-Treck mit Machu Picchu als krönendem Abschluss eine Ruhepause gönnen, der kennt uns immer noch nicht richtig. Oder besser als wir uns selbst, denn vielleicht hätten wir sie uns nehmen sollen. Nein, keine Ruhepause für uns, denn in der Nähe von Cusco gibt es die faszinierenden Rainbow-Mountains (Regenbogenberge), die wir unbedingt noch vor unserer Weiterreise sehen wollten.
Regenbogenberge: frisch entdeckt
Regenbogenberge? Was soll das denn sein? Im Grunde ist das ganz einfach erklärt: Diese Berge sehen tatsächlich aus wie ein Regenbogen, denn das verschiedenfarbige Gestein ist dort vertikal geschichtet und vom richtigen Fleck betrachtet sieht es aus wie ein Regenbogen. Gerade einmal drei Jahre ist es her, dass der erste Rainbow-Mountain für den Tourismus entdeckt wurde. Vinicunca ist der originale Rainbow-Mountain. In Cusco gibt es zahllose Agenturen, die Tagesausflüge dorthin anbieten. Leider ist der Besuch dieses Berges deswegen kein Vergnügen mehr. Hunderte Touristen schlängeln sich die Wege entlang und an endlosen Souvenirständen vorbei. So sieht es zumindest auf den Bildern aus und so erzählen es die, die dort waren.
Wir hatten einen anderen Plan. Carina, die mit Cordula bei dieser Tour ebenfalls wieder dabei war, hatte von einem weiteren Rainbow-Mountain gehört. Der Palccoyo, so heißt dieser etwas kleinere Berg, sollte unser Ziel sein. Genau genommen sollte es dort sogar drei dieser eigentümlichen Berge zu sehen geben.
Und damit fing das Suchen an, denn diesen erst vor einem Jahr für den Tourismus entdeckten Berg haben bisher nur sehr wenige Anbieter im Programm. Wir wurden zum Glück fündig und hatten unsere Tour bereits vor dem Salkantay-Treck gebucht. Natürlich mit einer Wetter-Rücktrittsklausel, denn bei den Schneefällen der vergangenen Tage war nichts mit Rainbow-Mountain. Da gab’s nur white mountains und von denen wissen wir bereits, wie sie aussehen.
Urlaub ist auch anstrengend
Unser Plan sah also aus wie folgt:
Montag, 30.07., 22:00 Uhr: Rückkehr nach Cusco (Salkantay-Treck, Machu Picchu)
Dienstag, 31.07., 06:30 Uhr: Abfahrt zum Palccoyo
18:00 Uhr: Rückkehr vom Palccoyo
21:00 Uhr: Nachtbus nach Copacabana (Bolivien)
Und jetzt behaupte nochmal jemand, Urlaub wäre nicht anstrengend.
Zum Glück mussten wir von unserer Wetter-Rücktrittsklausel keinen Gebrauch machen. Die vorangegangenen Tage waren wettermäßig absolut in Ordnung und hatten den Schnee zumindest größtenteils wieder zu Wasser werden lassen. Also nichts wie hin zu unserem kleinen Regenbogen.
Aufgrund des niedrigen Bekanntheitsgrades war unsere Gruppe klein und passte in einen Minibus, der für vier Stunden unser Zuhause war. Irgendwann verließen wir die großen ausgebauten Straßen und fuhren auf einer recht neuen Schotterpiste ein enges Tal in schwindelerregenden Kurven hinauf.
Bereits hier nahm uns die faszinierende Natur ganz für sich ein. Bis zum Gipfel Bergterrassen natürlichen Ursprungs, ganz oben mit kleinen Schneekappen, büschelweise gelbgrünes Stachelgras, hier und da schimmert die rote Erde durch. Kurzum: ein fröhliches Feuerwerk der Farben. Ganz nach unserem Geschmack. Wie schade, dass wir durch die Busfenster nur wenige gute Fotos schießen konnten. Die behalten wir aber natürlich nicht für uns.Tourismusneulinge
Kurz vor dem Ziel unserer Reise gelangten wir an ein kleines, eilig zusammengezimmertes Pförtnerhäuschen, besetzt mit drei Einheimischen, die die 10 Soles Eintritt zu diesem Naturschauspiel kassierten. Das stellte sich jedoch als gar nicht so einfach heraus, wie uns unser Guide später erzählte. Soweit oben in den Bergen haben die Menschen nicht allzu viel mit Geld an ihrer bunten Mütze, weshalb sie die zwei unterschiedlichen 20-Soles-Scheine (ein neuer, ein alter) arg ins Grübeln brachten. Die konnten doch unmöglich beide echt sein… Achso, Spanisch sprachen die drei eigentlich auch nicht, sondern nur Quechua. Irgendwann konnte unser Guide, mit Unterstützung durch den Fahrer, die drei doch überzeugen und wir durften weiterfahren.
Am unscheinbaren Parkplatz angekommen, standen wir auch direkt vor dem ersten Regenbogenberg. Alles sehr unaufgeregt und noch sehr untouristisch. Herrlich. Es gibt eben jenen Miniparkplatz, eine kleine Toilette und einen weiteren Einheimischen, der drei Flaschen Wasser und fünf Schokoriegel zum Verkauf anbietet. Ach ja, nicht zu vergessen ein weiterer geschäftstüchtiger Dorfbewohner, der sich in voller Tracht und mit Baby-Lama zum Foto anbietet. Bisher noch auf Trinkgeldbasis, aber das wird sich sicher auch bald ändern.Farbfeuerwerk
Fast vergessen: Rainbow-Mountain. Diese Farben – absoluter Wahnsinn. Mir war nicht klar, dass ein ganzer Berg in solchen Farben erstrahlen kann. Während des kurzen Weges konnten wir diese einmaligen Gesteinsformationen immer wieder aus anderen Richtungen bewundern. Zwei der drei Rainbow-Mountains waren frei vom Schnee und überwältigten uns mit ihrem Anblick.
Außerdem konnten wir, etwas weiter weg, ein paar Blicke auf die Berge des Red Valleys, des roten Tals, erhaschen. Auch hier: welche Farben! Klar, all das kommt natürlich durch die unterschiedlichen Zusammensetzungen der Gesteinsschichten, doch möchte ich niemanden mit den (leider sehr spärlichen) Ausführungen des Guides langweilen. Lassen wir Bilder sprechen!
Schroffer Steinwald
Nachdem wir die bunten Berge ausreichend bewundert hatten, gab es für uns noch die Möglichkeit einen kleinen Grat auf knapp über 5.000 Metern Höhe zu erklimmen, der mit schroffen Felsnadeln gespickt ist. Hier wird dieses Gebiet Steinwald genannt, da die Felsen wie Bäume in den Himmel streben. Diese kleine körperliche Herausforderung nahmen wir gerne an. Erstaunlich, wie gut wir mittlerweile mit der Höhe zurechtkamen. Der Weg bereitete uns kaum Schwierigkeiten und eröffnete uns zum Lohn weitere großartige Blickwinkel.
Auffällig waren hier oben und überhaupt im gesamten Gebiet die zahlreichen gemalten Hinweisschilder. Es war, als hätte jemand gesagt: Ihr seid jetzt eine Touristenattraktion, ihr braucht unbedingt Hinweisschilder! Herrlich, wie diese teilweise übersetzt wurden und herrlich, dass auch endlich mal Gebotsschilder dabei waren: Genieße die Landschaft! Daran hielten wir uns sehr gern. Leider ging die Zeit sehr schnell vorbei, wir hatten ja auch noch eine elendig lange Rückfahrt vor uns. Schnell noch ein paar Bilder von der örtlichen Fauna gemacht und ab in den Bus. Der fuhr mit einem kurzen Stopp in einem Restaurant direkt zurück nach Cusco. Gut so, wollten wir doch pünktlich am Terminal sein um unseren Nachtbus nach Copacabana in Bolivien zu erwischen. So schnell kann’s gehen, das war Peru. Ein Land mit faszinierenden Landschaften und großartigem kulturellem Erbe. Nächster Halt: Bolivien.
Ihr seid so süß, ihr beiden.
Und jetzt könnt ihr sagen: Wir sind über den Regenbogen gelaufen.
Was für schöne Bilder, einfach beeindruckend. Die Schilder sind wirklich lustig. Input und output – klasse! ?
Und nun habt ihr, am letzten Tag, noch ein to-do erfüllt und ein Lama gestreichelt. Glückwunsch!!!
Das mit dem Lama haben wir ehrlich gesagt schon früher “erfüllt”, aber wir wollten erstmal sammeln und die anderen Einträge fertigstellen. Wir hinken wirklich etwas hinterher. Hoffentlich, nein, wahrscheinlich folgen Lamas (und Alpakas) heute Abend.
Wow, das sieht sehr toll aus. Macht euch keinen Stress mit dem Schreiben, wir können auch ein paar Tage noch schmoren. 😉
Zu spät, ist schon online. ? (War aber kein Stress, ist ja mit Lamas. ?)
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Ein toller Bericht mit grandiosen Fotos! Wäre es eurer Meinung nach auch möglich, den Palccoyo Mountain auf eigene Faust zu erwandern? Da wir mit dem Mietwagen unterwegs sind, wären wir unabhängig. Leider findet sich nirgends eine Wegbeschreibung.
Hallo Elvo,
Danke für die Blumen. Prinzipiell sollte es möglich sein allein zum Palccoyo zu kommen. Es führt eine ganze normale (südamerikanische) Piste dorthin. Auf halbem Wege steht eine kleine Hütte an der man den Eintritt zahlt und gut. Oben ist ein kleiner Parkplatz und ein paar freundliche Einheimische, die die Tickets kontrollieren und ein paar Snacks verkaufen.
Mit einer Wegbeschreibung kann ich nicht dienen, aber Du findest den Palccoyo mittlerweile auf Google Maps und auch in Maps.me. Maps.me bietet den Vorteil, dass es im Gegensatz zu Google Maps auch die kleinen Straßen dort kennt. Die Position des Einstiegspunktes ist 14°02’39″S und 071°15’24’W. Bis dorthin kommt ihr mit dem Auto. Wenn ihr Maps.me noch nicht nutzt, kann ich es euch nur wärmstens empfehlen, da es oftmals viel mehr Wege und kleine Straßen als Google Maps kennt.
Wenn Du noch Fragen hast, melde Dich gern.
Hallo, danke für die Beschreibung!
Da wir auch mit dem Mietwagen unterwegs sind und “eh” aus der Richtung kommen werden, würde mich interessieren, ob es alleine funktioniert hat oder Corona dazwischen kam…
Viele Grüße
Frank